Geschichten aus der Bahnofsmission

Wo ist Katharina?

Adelheid Bornholdt hat von 1991 bis 2015 die Ökumenische Bahnhofsmission Magdeburg geleitet. Hier erzählt sie von ihren Erfahrungen:


Im Rahmen einer Vereinbarung mit der Reiseorganisation Schneiderhöhen war es möglich, dass alleinreisende Kinder durch die Inanspruchnahme der Umsteigehilfen der Bahnhofsmissionen die weiterfahrenden Züge und somit auch das Endziel ihrer Reise sicher erreichen konnten.
An einem winterlichen Tag sollte in den frühen Nachmittagsstunden ein Mädchen mit einem IC in Magdeburg eintreffen. Doch wo war Katharina, so der Name des kleinen Mädchens? Die bereits auf dem Bahnsteig wartende besorgte Mutti kam, als sie merkte, dass ihre Tochter nicht im Zug war, in die Bahnhofsmission und berichtete unter Tränen, dass ihr Mädchen nicht aus dem Zug ausgestiegen sei. Ein Mitarbeiter ging umgehend mit der Mutter zum Zugbegleiter und erkundigte sich nach mitgereisten Kindern.
Der Zugbegleiter berichtete, dass in Hannover eine Kindergruppe in einem Abteil gesessen habe, aber in Braunschweig ausgestiegen sei, vermutlich auch Katharina. Der Zugbegleiter durchsuchte nochmals alle Wagen des IC‘s, doch Katharina war nicht zu finden. Die Mitarbeiter, die an diesem Nachmittag Dienst hatten, informierten währenddessen alle möglichen Servicebereiche der Bahn in den umliegenden Städten und versuchten, die aufgeregte Mutti zu beruhigen, was nicht einfach war. Als wieder ein ICE aus Braunschweig im Hauptbahnhof Magdeburg angekündigt wurde, ging ein Mitarbeiter mit der besorgten Mutti auf den Bahnsteig und – welch eine Freude – das verlorene Mädchen war im Zug. Die überglückliche Mutti konnte ihrer Tochter in ihre Arme nehmen. Vermutlich war das Mädchen irrtümlich in Braunschweig mit der Kindergruppe ausgestiegen und das dortige Servicepersonal wurde auf sie aufmerksam und setzte sie in den ICE nach Magdeburg. So nahm eine aufregende Reise ein gutes Ende – Gott sei Dank!