Das Bistum unterstützt ökologische Landwirtschaft
Worten müssen Taten folgen
Das Pfarrgut in Werxhausen will zukünftig ökologisch wirtschaften. Dies wird vom Bistum honoriert und in einem neuen Pachtvertrag festgeschrieben. „Man kann schließlich nicht nur über Nachhaltigkeit reden, sondern man muss auch entsprechend handeln“, sagt Norbert Kesseler.
Weizen, Gerste, Raps, Dinkel, Hafer, Zuckerrüben und Energiemais wachsen auf den Feldern von Conrad Ebert. Angebaut wird bislang im konventionellen Stil. „Doch nun wollen wir den Schritt hin zur ökologischen Bewirtschaftung des Betriebes machen“, sagt der 55-Jährige, denn als Christ und Landwirt sieht er sich besonders dem sorgsamen Umgang mit der Natur verpflichtet.
Conrad Ebert ist Landwirt mit Leib und Seele, hat das Pfarrgut Werxhausen 1995 von seinem Vater übernommen. Der ackerte hier bereits seit 1964. Damals war es noch das Stadtgut und gehörte der Stadt Duderstadt. Die tauschte es 1973 gegen das Pfarrgut von St. Cyriakus, um für die Stadt neue Baugebiete ausweisen zu können. Für die Eberts hatte das keine Nachteile, lediglich der Verpächter wechselte.
Mit den dazugepachteten Flächen hat Conrad Ebert heute 187 Hektar unter dem Pflug. „Schon immer haben wir versucht, nachhaltig zu wirtschaften und fühlen uns der Schöpfung gegenüber verantwortlich“, betont er. Doch will man auf dem Markt bestehen, gehe es nicht ohne Spritzmittel, auch wenn die Dosierung genau berechnet wird, „denn die Kosten dafür sind enorm“.
Aber auch die Dosierung birgt noch Gefahren. Denn es können sich langfristig Resistenzen bilden. Das heißt: Krankheitserreger, Pilze oder Schädlinge werden widerstandsfähig gegen die Spritzmittel.
Conrad Ebert will nun auf die chemische Keule verzichten. „Es gibt auch andere, biologische Mittel, die man einsetzen kann, die den Boden und das Wasser nicht belasten“, erklärt er. Er hat sich mit seiner Frau Gertrud (57) und seinen fünf Kindern im Alter zwischen 23 und 16 Jahren zusammengesetzt. Gemeinsam haben sie entschieden, den Schritt hin zur ökologischen Landwirtschaft zu wagen, obwohl dies auch wirtschaftliche Risiken mit sich bringt. „Man muss gut überlegen, was man anbaut und wie man es am besten vermarkten kann“, sagt Gertrud Ebert. Aber da sind alle guter Hoffnung, dass sie das schaffen und ihre Nische finden. „Ideen haben wir viele“, sagt die Landwirtsfrau.
Das Bistum, das das Pfarrgut im Auftrag der St.-Cyriakus-Pfarre-Duderstadt verwaltet, hat diesen mutigen Schritt in doppelter Weise honoriert. „Denn auch wir setzen auf Nachhaltigkeit. Und wenn man darüber redet, müssen auch Taten folgen“, betont Norbert Kesseler, Leiter der zuständigen Bau- und Immobilienabteilung. So wurde der Pachtvertrag mit Familie Ebert jetzt vorzeitig verlängert und mit Blick auf die Zukunft auch die mögliche Betriebsübernahme durch die nächste Generation darin aufgenommen. „Auch das wurde festgeschrieben. Und da drei unserer Kinder Agrarwirtschaft in Göttingen studieren, dürfte die Weiterführung des Betriebes wohl gesichert sein“, meint Gertrud Ebert lächelnd.
Bei der Unterzeichnung des Pachtvertrags waren auch der Pfarrer von St. Cyriakus, Pater Matthias Balz, und Dechant Wigbert Schwarze dabei. Als Landwirtssohn weiß er, dass Landwirtschaft kein leichtes Geschäft ist. Denn die Marktpreise für landwirtschaftliche Produkte werden von anderen bestimmt und sind niedrig. Schwarze wünschte der Familie Ebert für ihren mutigen Schritt: „Viel Erfolg und Gottes Segen.“
Edmund Deppe
Keine Ideologie, aber empfohlenes Auswahlkriterium
Norbert Kesseler ist Leiter der Bau- und Immobilienabteilung im Bischöflichen Generalvikariat und somit auch zuständig für Verpachtungen der landwirtschaftlichen Flächen des Bistums.
Warum ist dem Bistum bei dieser Neuverpachtung der ökologische Aspekt so wichtig?
Das Thema Nachhaltigkeit ist ja schon seit dem päpstlichen Schreiben „Laudato si“ ein wichtiges Thema für das Bistum. Neben verschiedenen Ansätzen wollen wir uns auch in der Landwirtschaft zur Nachhaltigkeit bekennen. Die Familie Ebert hat sich freiwillig bereit erklärt, ihren Betrieb auf ökologische Landwirtschaft umzustellen. Das wollen wir langfristig und wohlwollend begleiten.
Was heißt das konkret?
Wir kommen der Familie, die mit der Umstellung ein unternehmerisches Risiko eingeht, für die nächsten Jahre beim Pachtzins entgegen und bieten ihnen auch eine langfristige Perspektive für eine Hofübernahme in die nächste Generation. Für uns ist das eine Investition in die Zukunft.
Wird der nachhaltige Umgang mit der Natur als Bedingung in alle künftigen Pachtverträge aufgenommen?
Erst einmal haben wir den Grundsatz der Pächtertreue und wollen unsere langjährigen Pächter auf der Scholle halten. Bei Neuverpachtungen würden wir aber auch den Kirchengemeinden, die land- oder forstwirtschaftliche Flächen besitzen, empfehlen, darauf zu achten, ob nachhaltig und ökologisch gewirtschaftet wird. Das sollte eines der Auswahlkriterien bei unseren Verpachtungen sein. Aber wir sehen das nicht ideologisch, denn wir wissen, dass die Landwirte unter erheblichem ökonomischen Druck stehen und nicht jeder auf eine ökologische Landwirtschaft umstellen kann.
Interview Edmund Deppe