Anfrage
Würdig für die Kommunion? Oder doch nicht?
Wie heißt es so schön? „Im Prinzip ja. Aber.“ Warum ist das so?
Das Gebet hat sich nicht ein strenger Priester ausgedacht, sondern es stammt aus einer Wundergeschichte, die Matthäus erzählt (8,5–13): Ein römischer Hauptmann kommt zu Jesus mit der Bitte, seinen Diener zu heilen, der gelähmt ist und große Schmerzen hat. Jesus verspricht zu kommen. Aber der Römer weiß, dass es Juden verboten ist, Häuser von Heiden betreten. Deshalb sagt er: „Ich bin nicht würdig, dass du unter mein Dach einkehrst; aber sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund.“ Jesus findet diesen Glauben beeindruckend. „Und in derselben Stunde wurde der Diener gesund.“
Etwa vor 1000 Jahren ersetzte man „mein Diener“ durch „meine Seele“ und der Satz wanderte als Gebet vor der Kommunion in die Messliturgie. Und dort ist er durch viele Reformen hindurch geblieben. Denn er besagt zweierlei:
Erstens erkennt er an, dass wir tatsächlich Sünder sind. Dass wir immer hinter dem zurückbleiben, was möglich wäre – im Glauben und im Verhältnis zu unseren Mitmenschen. Dass wir Gottes Liebe nicht immer gerecht werden. Dass eine gewisse Demut besser ist als falsche Selbstgerechtigkeit.
Zweitens drückt der Satz den Glauben und das tiefe Vertrauen aus, dass die Begegnung mit Jesus genügt, um unsere unperfekte Seele zu heilen. So wie beim römischen Hauptmann ein Wort Jesu genügt, damit der Diener gesund wird, so ist es auch mit unserer Seele.
Deshalb: Ja, Sie haben recht, Jesus macht uns würdig, die Kommunion zu empfangen; gut, dass das inzwischen viele, die sich nach der Begegnung mit Jesus sehnen, erkannt haben. Aber das Gebet ist biblisch und schon deshalb nicht so einfach zu ändern. Und es erhält uns außerdem unsere religiöse Bodenhaftung: die Erkenntnis, dass wir nicht so perfekt sind, wie wir manchmal vorgeben. Und dass das alle beten – vom Papst bis zu Ihnen oder mir – ist doch auch ganz schön, oder?