Verhandlungen über Waffenruhe im Sudan

Zarte Hoffnung für Bürgerkrieg im Sudan?

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Kinder und Erwachsene sitzen in einem Zelt und malen
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imago/Le Pictorium/Adrien Vautier 
 

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Malen kann geflüchteten Kindern dabei helfen, ihre Traumata zu verarbeiten.

Notleidende Menschen im Krisenland Sudan hungern, werden auf der Flucht angeschossen und haben keinerlei Zugang zu medizinischer Versorgung. Nun keimt neue Hoffnung auf ein Ende des Bürgerkriegs.

Es ist die größte humanitäre Krise, die sich zurzeit auf dem afrikanischen Kontinent abspielt. Im Westen des Sudan herrscht im Flüchtlingscamp Zamzam eine Hungersnot. Millionen Menschen versuchen, sich vor den sudanesischen Streitkräften und den paramilitärischen "Rapid Support Forces" in Sicherheit zu bringen. Laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen sind knapp acht Millionen Menschen im eigenen Land auf der Flucht. Mehr als zwei Millionen versuchen, Nachbarländer zu erreichen. Nach Einschätzung der US-Organisation Fews Net, die Hungersnöte weltweit untersucht, kamen etwa im Juli täglich 1.100 Menschen im Südsudan an.

Doch auch der Nachbarstaat - nach jahrzehntelangen Konflikten zwischen dem überwiegend christlichen Süden und dem muslimischen Norden 2011 gegründet - ist von Krisen und Machtkämpfen gezeichnet. Menschen, die deshalb früher nach Sudan geflohen waren, sind nun zurück und verzweifelter denn je. Die Regenzeit erschwert die Lage zusätzlich. Überflutungen drohen.

Im Flüchtlingscamp aufgewachsen

Ähnlich angespannt ist die Lage im Osten des Tschad. Der hat bereits seit den 2000er Jahren Millionen Menschen aus Sudans Region Darfur aufgenommen. Eine ganze Generation ist in Flüchtlingscamps aufgewachsen. Seit Kriegsbeginn in Sudan vor mehr als einem Jahr hat der Druck wieder zugenommen; ausgerechnet in einer Region mit ohnehin schlechter Infrastruktur, wie Abderamane Ali Gossoumian zu bedenken gibt. Er ist Mitglied des tschadischen Komitees für Frieden und Versöhnung, eine zivilgesellschaftliche Organisation.

Wenn mehr Menschen versorgt werden müssten, führe das zu steigenden Lebensmittelpreisen, so Gossoumian. Die Kriminalität nehme ebenfalls zu. "Wir stoßen an unsere Grenzen", sagt auch Volker Gerdesmeier, Leiter des Afrika-Referats von Caritas international in Freiburg. Mehrere Länder seien von dem Konflikt betroffen. "Es ist extrem beunruhigend", so Gerdesmeier.

Hoffnung machen jetzt Gespräche über einen Waffenstillstand, die am 14. August in der Schweiz beginnen sollen. Initiator sind die USA. Vertreter beider Konfliktparteien sollen teilnehmen. Doch schon im Vorfeld knirscht es. Sudanesischen Medienberichten zufolge wollte Armeechef Abdel Fattah al-Burhan zunächst Fragen zu einem alten gescheiterten Friedensabkommen klären. Die gegnerische Partei habe sich nicht daran gehalten, so der Vorwurf.

Friedensvermittler im Wettbewerb

Waffenstillstands-Gespräche hat es in den vergangenen knapp 16 Monaten einige gegeben. Nach Einschätzung des südafrikanischen Instituts für Sicherheitsstudien verlieren die Sudanesen mit jeder weiteren gescheiterten Initiative noch mehr Vertrauen in die verantwortlichen Akteure. Es sei zu einem kontraproduktiven Wettbewerb unter den Vermittlern gekommen, kritisiert die Denkfabrik.

Der aktuelle Bürgerkrieg ist ein Machtkampf zwischen Armee und Paramilitärs. Er begann im April 2023, vier Jahre nach dem Sturz von Langzeitdiktator Omar al-Bashir. Einerseits führten eine schwache Wirtschaft und generelle Enttäuschung zu Protesten. Andererseits gelang es nicht, die Paramilitärs in die reguläre Armee zu integrieren. Gegründet hatte Diktator al-Bashir die berüchtigte Einheit vor elf Jahren, um Anti-Regierungs-Aufstände in Darfur zu unterdrücken.

Humanitäre Hilfe wird gezielt blockiert

Wie viele Menschen seit Kriegsbeginn ums Leben gekommen sind, ist unklar - die Rede ist von mindestens 15.500. Mitunter werden weitaus höhere Zahlen genannt. Für die Überlebenden ist die Lage katastrophal. "Humanitäre Hilfe zu leisten, ist fast unmöglich. Sie wird gezielt blockiert. Laster werden nicht durchgelassen und Reisegenehmigungen nicht erteilt. Das ist mehr als alarmierend. Das humanitäre Völkerrecht wird damit nicht eingehalten", sagt Lara Dovifat, politische Leiterin der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen.

Sogar Angriffe auf Krankenhäuser habe es gegeben. "Heute sind bis zu 80 Prozent dieser Einrichtungen nicht mehr funktionsfähig. Schon vorher haben viele nur mit Einschränkungen gearbeitet", so Dovifat. Mit Blick auf die geplanten Verhandlungen fordert sie, den Zugang zu medizinischer Versorgung sofort wiederherzustellen, nicht erst später durch ein mögliches Friedensabkommen. "Die Menschen leiden jetzt", betont die Expertin.

Katrin Gänsler