Auf ein Wort - Nr. 30/2023

Zuhören mit Herz

Wie wunderbar, wenn Menschen zuhören können - denn nur dann, können weise Urteile gefällt werden. So wie es der biblische König Salomo tat.

„Sie hat dem Angeklagten aufmerksam zugehört“, lese ich in der Zeitung von einer Richterin. Und ein Freund erzählt von einer Grundschullehrerin: „Sie hat die beiden streitenden Kinder erst mal in Ruhe ihre jeweilige Geschichte erzählen lassen.“ 

Wie wunderbar ist es, wenn Menschen zuhören können! Mit Ruhe und auch mit Empathie, mit Herz. Überall sind solche Menschen wichtig: im Gerichtssaal, auf dem Schulhof, am politischen Verhandlungstisch oder auch am heimischen Küchentisch.

Wenn Menschen einander zuhören, können weise Urteile gefällt werden. Auch König Salomo wurde bekannt für solche weisen Entscheidungen. Die hat er – wie die weise Richterin aus der Zeitung – nicht treffen können, weil er besonders intelligent oder fleißig war und viel zu einem Fall gelesen hat. Sondern weil er sich von Gott ein weises und verständiges Herz gewünscht hatte. Weil er zuhören konnte. Und die Menschen gehört und gesehen hat, die vor ihm standen, mit ihren Bedürfnissen, ihren Verletzungen, ihren Geschichten. 

Alle kennen ja auch das andere, das Nicht-Hören: Da ist der andere sicher, schon alles zu wissen und zu kennen. Da hat jemand – heutzutage vor allem – keine Zeit, um in Ruhe hinzuhören. Ist in Gedanken ganz woanders. Oft hören wir auch nur das, was uns passt und gefällt. Und unser Urteil haben wir längst gefällt, ohne Zuhören. Natürlich kenn ich das auch von mir selbst: die Ungeduld. Die Überheblichkeit. Reden statt Hinhören.

Es ist deshalb ein guter Wunsch, damals wie heute: Schenke mir, Gott, ein hörendes Herz!

Beate Hirt