„Wort des Bischofs“ von Bischof Peter Kohlgraf

Zwei Seiten einer Medaille

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Als Bischof in einer Fassenachts-Hochburg sollte man damit leben können, Ziel von Witz und Spott zu sein. Dessen ist sich Peter Kohlgraf bewusst. Im „Wort des Bischofs“ geht er auf den kirchlichen Hintergrund des Narrentreibens ein.

Liebe Leserinnen und Leser von „Glaube und Leben“!

„Und willst du einmal was and’res sein ...“: Verkleiden gehört zur Fassenacht. | Foto: Maria Weißenberger
„Und willst du einmal was and’res sein ...“: Verkleiden gehört zur
Fassenacht. Foto: Maria Weißenberger

In diesem Jahr durfte ich meine ersten intensiveren Erfahrungen mit der Mainzer Fassenacht machen. Mittlerweile kommt mir das „Helau“ leicht über die Lippen. Einige Bilder von meinen Besuchen bei einzelnen Sitzungen haben wir im Internet veröffentlich. Natürlich werden sie teils zustimmend, teils kritisch kommentiert. Ganz vereinzelte Stimmen fanden es unpassend, dass sich ein Bischof an der Fassenacht erfreut und darin Zeit investiert.

Dabei sollte nicht vergessen werden, dass unser närrisches Treiben auch einen kirchlichen Hintergrund hat. Vor der 40-tägigen Fastenzeit feierte man ausgiebig, man nahm die Autoritäten aufs Korn, man verkleidete sich und ließ manche Regel dann eben Regel sein. Zwar mahnten Bischöfe und Priester in vergangenen Jahrhunderten zu einem maßvollen Umgang gerade mit dem Wein und anderen berauschenden Getränken während der Fassenacht und dem Karneval, mussten aber teilweise damit leben, dass ihre Warnungen keine breite Wirkung entfalteten. Und auch sie wurden Ziel des Witzes und des Spottes. Wer damit Schwierigkeiten hat, sollte dann nicht in einer Hochburg der Fassenacht Bischof oder Priester werden. Ich bedanke mich aber für den schonenden Umgang mit mir!

Bischof Peter Kohlgraf Foto: Bistum Mainz
Bischof Peter Kohlgraf
Foto: Bistum Mainz

Fassenacht und Kirche hängen zusammen. In vielen Reden, aber auch in zahlreichen Akteuren zeigt sich diese Verbindung. Nur wer sich des Lebens freuen, über sich und die Welt auch lachen kann, erlebt den Übergang in die Fastenzeit als einen echten Einschnitt in seine Lebensgestaltung. „Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn, wenn Fasten, dann Fasten“, ermutigt die heilige Theresia von Avila. Wer nur der Schwere des Lebens nachhängt und nicht die Unterschiedlichkeit der Feste und Zeiten während des Jahres genießen und bewusst gestalten kann, wird auch die österliche Bußzeit nicht als eine besondere Zeit erleben können. Wenn schließlich die Fastenzeit beginnt, sind wir eingeladen, uns dem Urheber unserer Freude zuzuwenden und ihm im Gebet, durch bewussten Verzicht und durch tätige Nächstenliebe Raum zu geben. Die ausgelassene Freude der Fassenacht und die Zeit der Hinkehr zu Gott sind für uns Christen zwei Seiten einer Medaille. Von daher meinen Dank an die aktiven Fassenachter!

Eine Bitte hätte ich: Bei der Auswahl des Kostüms sollte man sensibler mit religiösen Symbolen umgehen. Als Nonnen und Mönche verkleidete Leute, die Kreuze schwenken, müssen nicht sein. Ich wünsche allen noch frohe Tage und dann eine gesegnete österliche Bußzeit. In diesem Sinne: „Helau“!