Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt

Zwei Stimmen aus dem Bistum Fulda

Image
40_synodal_saal.jpg

Wie war es bei der Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt? Antworten von zwei Delegierten aus dem Bistum Fulda: von Paulina Hauser aus dem Dezernat Weltkirche und von Pfarrer Michael Müller, Sprecher des Priesterrats.



Fuldaer Delegierte mit dem Präsidenten der Versammlung: (von links) Weihbischof Karlheinz Diez, Paulina Hauser, Bischof Michael Gerber, Pfarrer Michael Müller, Bischof Georg Bätzing und Marcus Leitschuh.


„Es war auf jeden Fall besser als online.“ Paulina Hauser, Referentin im Dezernat Weltkirche des Bistums, hat als Delegierte an der Vollversammlung des Synodalen Wegs teilgenommen. Anders als bei der Versammlung via Bildschirm konnte sie immer wieder ins Gespräch kommen mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Und dies, obwohl der Verlauf der Tagung „sportlich“, also dicht gedrängt war. Aber, so betont sie: „Es war sehr gut organisiert.“ Als Beispiel nennt sie das Abstimmungsgerät für die Teilnehmer. „Das hat Abläufe entspannter gemacht.“
Für Hauser war das Anliegen der Beratungen vor allem von pragmatischem Denken geprägt. Damit meint sie, dass die Mehrheit der Delegierten die Veränderungen in den Blick nahm, die von Katholiken hierzulande auf den Weg gebracht werden können.
Die Bistumsmitarbeiterin nennt Beispiele: Bislang werden Promotionsstipendien ausschließlich für ausländische Priester vergeben. „Hier wurde angeregt, 30 Prozent der Stipendien an Frauen aus dem Ausland zu geben, Ordensfrauen etwa.“ Auch bei der Frage nach der Beteiligung von Laien bei einer Bischofswahl könne eine Bistumsleitung durch eine Selbstverpflichtung Wege einschlagen, die einerseits vom weltweiten Kirchenrecht nicht vorgeschrieben sind, aber andererseits auch nicht im Widerspruch dazu stehen. Das sei zwar noch keine „Revolution“, aber ein erster kleiner Schritt zu Veränderungen.

Kritiker des Wegs waren in Frankfurt dabei

Für Hauser war es auch wichtig, dass Kritiker des Synodalen Wegs bei der Versammlung dabei waren und sie ihre Position äußern konnten. „Ich fand es allerdings nicht gut, dass Teilnehmer Bischof Rudolf Voderholzer aus Regensburg bei einer Wortmeldung gleich die rote Karte zeigten, ohne ihn anzuhören. Wichtig ist doch, auf Inhalte zu achten.“
Pfarrer Dr. Michael Müller aus Hünfeld war ein weiterer Delegierter aus dem Bistum Fulda. Er hat in dem dicht gedrängten Programm Zeiten des persönlichen Gesprächs untereinander vermisst. Daher ist er dankbar, dass es eine weitere fünfte Versammlung geben soll, um so den Zeitplan etwas zu entzerren. „Wir sind ja Menschen und keine Abstimmungsmaschinen.“
Wenig Verständnis hat der Sprecher des Fuldaer Priesterrats für Bischöfe und Priester, die vor dem Ende die Versammlung bereits verlassen haben. Denn: „Viele Teilnehmer mussten sich einen Urlaubstag nehmen. Da zeugt es von wenig Wertschätzung, wenn Bischöfe vorzeitig gehen.“ Zu Recht habe Bischof Bätzing mehr Disziplin angemahnt.
Pfarrer Müller ist dankbar, dass praktische Fragen der Seelsorge bei der Versammlung angegangen wurden. Er nennt das Beispiel des Predigtdienstes von Laien. So gebe es im Bistum theologisch ausgebildete Pastoral- und Gemeindereferentinnen, die den Beerdigungsdienst übernehmen. „Was spricht dagegen, dass sie im Requiem predigen?“ Das Argument, wegen der Einheit von Verkündigung und Eucharis-tie müsse der Priester die Predigt halten, treffe nicht immer zu. Etwa, wenn Laien die Lesung vortragen oder ein Diakon die Predigt halte.
Leitung könne nur im Dialog gelingen, ist Müller überzeugt: „Ein Monarch, der beratungsre-sistent ist, ist heute zum Scheitern verurteilt.“

Am Ende des Wegs Entscheidungen

Wenig Verständnis hat Müller für Bischöfe, die nicht sehen wollen, welche wahren Ursachen hinter den Fällen von sexuellem Missbrauch durch Geistliche stecken. So habe Bischof Voderholzer  von einem Instrumentalisieren der Missbrauchsfälle gesprochen und vom „unfehlbaren Lehramt der Betroffenen“. Müller dazu: Der Missbrauch hat doch seine Ursache im System der Macht – etwa wenn Bischöfe oder Priester unangreifbar sind.
Müller wünscht sich einen Blick auf die Orden. Dort gebe es seit langem die Praxis, ein Leitungsamt auf Zeit auszuüben. „Was spricht dagegen, das ein Bischof nach zehn Jahren ins zweite Glied zurücktritt?“
Für den Synodalen Weg hofft Pfarrer Müller, dass am Ende Entscheidungen stehen. „Wir können es uns nicht leisten, die Leute mal mitreden zu lassen und dann wird von den Bischöfen entschieden. Das wäre eine Katastrophe.“

Von Hans-Joachim Stoehr