Neujahrsempfang im Bistum Görlitz
Zwischen Siemens und Neuzelle
Die Wiederbesiedlung von Neuzelle und die Angst der Menschen in der Region um ihre Arbeitplätze waren zwei Themen beim Neujahrsempfang.
Neujahrsempfang von Bischof Wolfgang Ipolt im St. Otto-Stift in Görlitz. | Fotos: Raphael Schmidt |
Zwei sogenannte „Roll-ups“ sind neu beim Neujahrsempfang von Bischof Wolfgang Ipolt am Vormittag des 13. Januar im St. Otto-Stift in Görlitz. Vor einem steht der Gastgeber, vor dem zweiten begrüßt zunächst der Generalvikar und Dompropst Alfred Hoffmann, im Namen des Bischofs, die Gäste und unter ihnen besonders die Religionslehrer aus dem Bistum. Sie und ihre Arbeit hat der Bischof in den Fokus dieses Empfangs gestellt. Bevor er in seiner Ansprache auch darauf eingehen wird, spricht der Generalvikar die aktuellen Problemen in der Region an: Viele Arbeitsplätze bei Siemens und Bombardier in Görlitz, dem Waggonbau in Niesky und mittelfristig mit der Förderung und Nutzung von Braunkohle in der Lausitzer Region, sind bedroht. „Marktwirtschaft und besonders durch die Energiewende bedingter Strukturwandel schaffen Ängste und reale Existenznöte. Globales ökonomisches Handeln und soziale Verantwortung vor Ort gelangen immer mehr in eine schmerzhafte Zerreißprobe“. Es gelte, „gemeinsam mit Politik und Wirtschaft kreative Lösungen zu finden, Lösungen, die auf dem Fundament einer jahrzehntelang bewährten Sozialen Marktwirtschaft den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft stärken. Als Kirche unterstützen wir die politischen Verantwortungsträger in dieser schweren Verantwortung“, sagt der Generalvikar.
Vor den ersten Grußworten ist der Jugendchor der Kathedrale St. Jakobus, unter Leitung von Diözesankirchenmusikdirektor Thomas Seyda, zu hören. Danach äußerte sich der Landrat des Landkreises Görlitz, Bernd Lange, erfreut darüber, dass er „überall auf die Hilfe der Kirche zählen und sich auf sie verlassen kann“ und dankt für deren Tun. Dies sieht der Oberbürgermeister der Stadt Görlitz, Siegfried Deinege, ebenso. Er hebt besonders den Schulterschluss der Kirchen mit den Menschen hervor, die bei Siemens und Bombadier derzeit um ihre Arbeitsplätze bangen und ruft zu Aktionen auf: „Diese Region muss sich melden!“, sagt er kämpferisch. Die Äußerungen der Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, Martina Münch, waren hinsichtlich der Wiederbesiedlung des Klosters Neuzelle durch Zisterziensermönche mit besonderer Spannung erwartet worden. Die Ministerin dankt dafür, dass mit der Einladung von Bischof Ipolt an die Mönche die Möglichkeit eröffnet wurde, dass in diesem Jahr „ein Filialkloster von Heiligenkreuz“, bei Wien, errichtet werden kann. Sie sieht es als „eindrucksvolles Zeichen – gerade in der Diaspora – dass an diesem Wallfahrtsort wieder Mönche leben und arbeiten“. Es läge noch einiges an Arbeit vor allen Verantwortlichen, aber: „Mit gutem Willen und der Tatkraft der Beiteiligten wird das Vorhaben gelingen – und Neuzelle als kulturelles, spirituelles und touristisches Zentrum eine neue Dimension und Wirkkraft erreichen“, sagte die Ministerin.
Für Martin Herche ist es sein letzter Neujahrsempfang als Generalsuperintendent der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Auch er zeigt sich solidarisch mit den Menschen, die sich um ihre Arbeitsplätze sorgen. Er sagt: „Jeder in Deutschland soll wissen: die Lausitz hat viel zu bieten. Aber wir lassen uns nicht alles bieten!“
„Religiös – oder doch lieber christlich?!“, unter dieses Thema hat Bischof Ipolt seine Ansprache gestellt, mit drei Überschriften: „Religion hat Konjunktur“; „Christsein inmitten religiöser Vielfalt“ und „Lebendige Menschen für die Sache des Glaubens“. Im dritten Punkt kommt er auf die Religionslehrer zu sprechen.
Die Ansprache des Bischofs, Grußworte, Fotos und mehr.
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Von Raphael Schmidt