Franziskanerinnen in Neuzelle

„Wir fühlen uns wohl im Hintergrund“

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die beiden Franziskanerinnen von Neuzelle
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Foto: Michael Burkner

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Schwester Godeberta (links) und Schwester Verekona im Garten ihres „Klösterchens“.

Vor einem Jahr kamen zwei Franziskanerinnen nach Neuzelle. Mit Gebet, Unterstützung im Alltag und Nähe zu den Menschen bringen sie franziskanische Bodenständigkeit an die Oder.

Als ihr „kleines Klösterchen“ bezeichnen Schwester Godeberta und Schwester Verekona ihre Neuzeller Dachgeschosswohnung. Seit genau einem Jahr leben die beiden Franziskanerinnen von Thuine in Brandenburg, seit ein paar Monaten hier, gleich hinter dem Klosterteich, wo sie sich schnell wohlfühlten: „Die Holzbalken hier sind uns sofort aufgefallen. Wir lieben beide Holz“, erklärt Schwester Verekona und zeigt zur Wohnzimmerdecke.

Nach Neuzelle gekommen ist die zweiköpfige Gemeinschaft im Herbst 2024 aber nicht des Holzes wegen. Die Zisterziensergemeinschaft hat die Franziskanerinnen aus dem Emsland um Unterstützung gebeten. Schwester Godeberta, die 18 Jahre in Schöneiche bei Berlin gelebt hatte, war schnell für die neue Niederlassung in Brandenburg zu gewinnen: „Zurück nach Ostdeutschland zu gehen, war für mich wie nach Hause kommen.“ Ihre Mitschwester Verekona hingegen hatte ihr bisheriges Ordensleben in Niedersachsen verbracht. „Ich habe mich sehr gefreut darauf, etwas ganz anderes zu erleben. Das kam wie gerufen“, sagt sie.

In Neuzelle sehen die beiden Franziskanerinnen ihre Aufgaben „im Verborgenen“. Sie unterstützen die Mönche im Haushalt – etwa bei der Wäsche und in der Küche – und mit ihrem Gebet. Als „Putzfrauen“ möchten sie aber nicht wahrgenommen werden: „Die Mönche sind dankbar, dass wir ihnen etwas Entlastung bieten“, betont Schwester Godeberta, die besonders am Zusammenleben verschiedener Gemeinschaften – in Neuzelle leben auch noch zwei Dienerinnen vom Heiligen Blut – Gefallen gefunden hat: „Wir möchten kein Gegenprogramm zu den anderen schaffen. Wir leben unterschiedliche Spiritualitäten, wollen aber alle das Gleiche: am Weinberg des Herrn mitarbeiten.“ Das Stundengebet feiern die Gemeinschaften getrennt; die beiden Franziskanerinnen haben dafür eine Ecke ihres Wohnzimmers als Hauskapelle eingerichtet. Zur heiligen Messe und zu Veranstaltungen wie der Emmausvigil kommen sie mit den anderen zusammen, und auch am Klosterneubau der Zisterzienser beteiligen sich die Franziskanerinnen auf ihre Art: „An Arbeitstagen kochen wir Suppe und bringen sie auf die Baustelle. Vielleicht können wir im neuen Kloster irgendwann einen Kräuter- und Gemüsegarten aufbauen.“

„Die kommen wirklich im Ordensgewand“

Das neue Leben im eigenen „Klösterchen“ hat sich inzwischen gut eingespielt: „Zu zweit müssen wir noch mehr Rücksicht aufeinander nehmen. Wir haben zum Beispiel nur ein Badezimmer“, erklärt Schwester Verekona und betont besonders die positiven Aspekte in der kleinen Gemeinschaft: „Die Gebetszeiten können wir flexibler festlegen. Wir sind nicht so festgelegt wie im großen Konvent.“ Auch die Einrichtung der neuen Wohnung ist bereits gemeistert. „Wir haben uns viel online nach gebrauchten Möbeln umgesehen. Erst fand ich das komisch, aber eigentlich ist das sehr franziskanisch – einfach und nachhaltig“, sagt Schwester Godeberta und erinnert sich an kuriose Begegnungen im säkularen Brandenburg. „Einmal sind wir nach Eisenhüttenstadt gefahren, um einen gebraucht gekauften Schrank abzuholen. Als wir durch das Treppenhaus liefen, rief die Verkäuferin von oben: Das gibt’s ja nicht! Die kommen wirklich im Ordensgewand!“ Sie hätte sich sehr über die ihr ungewohnte Begegnung gefreut und sei dankbar dafür gewesen, vom Ballast des alten Schranks befreit zu sein, der jetzt eine neue Heimat gefunden hat – im „kleinen Klösterchen“ von Neuzelle.

Michael Burkner