Anstoß 05/2025

Streiten, aber richtig!

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Die Veranstaltung war fair und sachlich geplant. Wir hatten alle sechs Direktkandidaten aus Neukölln eingeladen. Es sagten alle zu – auch die AfD. Es sollte eine Podiumsdiskussion vor der Wahl werden, mit Publikumsbeteiligung.

Porträt Lissy Eichert
Lissy Eichert
Pastoralreferentin in Berlin

Ja, es gab große Bedenken einiger Gemeindemitglieder, die die Ausladung der AfD forderten. Andere Gruppen wollten gar nicht erst kommen. Aber wir wagten es gemäß der Jahreslosung: „Prüft alles und wählt das Gute!“ (vgl. 1 Thess 5,21)

Dann sagten drei Kandidaten wieder ab. Zwei von ihnen, weil sie nicht zusammen mit der AfD auf ein Podium steigen. Das war das Aus der Veranstaltung. Wähler und Wählerinnen wurden irritiert und verärgert zurückgelassen. Nur die AfD zog Profit, stellte die anderen Parteien als feige hin.

Sind wir feige? Ist Ausgrenzung ein Triumpf für die Demokratie? Ausgrenzung hat bisher nicht dazu beigetragen, dass die in Teilen rechtsextremistische Partei irgendwie schrumpft – ganz im Gegenteil.

Christliche Streitkultur kann sich in der Auseinandersetzung mit schweren Positionen bewähren. Wie also geht christlich streiten? Mit Nächstenliebe. Klingt blöd, oder? Angstfrei. Weil Angst dazu führt, irrational zu denken und zu handeln. Respektvoll. Ich will nicht selbst einem toxischen Gedankengut verfallen und meinerseits Verfechtern extremer Positionen die Menschenwürde absprechen. Mich beeindruckt, dass Jesus mit Zöllnern (Kollaborateure der Besatzer) gegessen und geredet hat, worüber sich viele aufgeregt haben. Aber diese Begegnung mit Jesus hat das Verhalten der Menschen geändert! Widerständig. Jesus scheute den Konflikt nicht.

Manchmal ist es hart, mit Nächstenliebe in den Konflikt zu gehen. Ich möchte glauben, dass wir jetzt, nach der Wahl, keine Angsthasen sind. Sondern, dass Jesus uns den Rücken stärkt, wenn wir mutig versuchen, richtig zu streiten.

Lissy Eichert