Anstoß 21/2023

Lichte den Nebel!

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„Nun mach doch nicht so einen Wind“ – eine Redewendung für den Fall, wenn jemand viel Gewese um eigentlich fast nichts macht. Das nervt, ist lästig und eher eine Übertreibung hinsichtlich der Sache, um die es geht.

Andrea Wilke
Andrea Wilke
Rundfunkbeauftragte/ Bistum Erfurt 

Ganz anders an Pfingsten: Da ist nicht nur von Wind die Rede, sondern vom „Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt“ (Apg 2,2). Gottes Geist kommt mit sturmähnlichem Brausen, zumindest damals, in Jerusalem. Er erfüllt die Jünger Jesu, die sich ängstlich zurückgezogen hatten und macht sie zu mutigen Männern, die plötzlich öffentlich auftreten und zu den Leuten reden. Selbst auf die Gefahr hin, für betrunken gehalten zu werden. 
Das Herabkommen des Heiligen Geistes zeigt Wirkung. Pfingsten gilt als die Geburtsstunde der Kirche. Sie wuchs und wuchs, weil die Botschaft Jesu um die ganze Welt getragen wurde. Nicht nur in Worten: „Seht, wie sie einander lieben“ – so beschreibt Tertullian im zweiten Jahrhundert die ersten Gemeinden. Das war neu und erregte Aufmerksamkeit. 
Gottes Geist macht den Unterschied. Wo er wirkt, da ist Freiheit, Begeisterung, Hoffnung, Zuversicht. 
Da kommt doch gleich die Frage auf, ob Gottes Geist heute schwächelt oder schlimmer noch, ob er sich ganz zurückgezogen hat. Wird unsere Kirche heute mit Freiheit, Begeisterung, Hoffnung und Zuversicht in Verbindung gebracht? Punktuell durchaus. Aber als ganze? 
In einem Buch von Andrea Schwarz steht im Hinblick auf den Heiligen Geist und uns der Satz: „Die Landung musste wegen Bodennebel verlegt werden.“ Das klingt im ersten Moment erst einmal ein bisschen lustig, hat aber Gewicht. Wenn Gottes Geist weht, wo er will, braucht er vermutlich nicht unsere Landeerlaubnis. Aber er zwingt sich nicht auf. Wir wollen ja, dass Gottes Geist wirkt. In uns, in der Kirche. 
Wenn da nur nicht der vernebelte Blick wäre (stelle ich manchmal auch bei mir fest). Heiliger Geist komm! Gern mit Windstärke zwölf. Hilf, den Nebel zu lichten. Das kann unbequem werden. Pfingsten ist ja auch unbequem. Doch die Früchte seines Wirkens sind gigantisch: Frieden, Gerechtigkeit, Freude. Sie verändern die Welt. Wenn wir uns darauf einlassen.

Andrea Wilke