Mit der Geldkarte spenden oder etwas in die Kollekte geben

Bargeldloser Klingelbeutel

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Hermann Möllers am Spendenterminal der Kirche St. Canisius Berlin-Charlottenburg
Nachweis

Fotos: Andrea von Fournier

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Zeigt gern, wie die bargeldlose Kollekte funktioniert: Hermann Möllers am Spendenterminal in der Kirche St. Canisius in Berlin-Charlottenburg.

Auch in Kirchengemeinden kann man inzwischen mit Geldkarte spenden oder etwas in die Kollekte geben. In der Berliner St. Canisius-Kirche wurde das Angebot in der Coronazeit initiiert.

Fast wie ein Buch schmiegt sich ein kleiner grauer Metallkasten in das Schriftenregal an der hinteren Wand der St. Canisius-Kirche in Berlin-Charlottenburg. Es ist ein Bezahlterminal, das man aus Geschäften, von Bahnhöfen und Veranstaltungsorten so oder so ähnlich kennt. In Kirchen sind solche Vorrichtungen allerdings doch eher selten zu sehen. „Dass das Kollekten- und Spendenterminal unauffällig hier angebracht wurde, war Absicht: Es soll nicht aufgesetzt wirken und die Optik des Raumes nicht stören“, erklärt Hermann Möllers vom Kirchenvorstand. Dem Mittsechziger sind Idee und Umsetzung maßgeblich zu verdanken. 

Monetäre Ebbe durch Corona

Die Coronazeit war sicherlich ein Auslöser für diesen Gedanken. Kollekten- und Spendenaufkommen waren in der Pfarrei deutlich zurückgegangen. So kam die Frage auf, wie man das auffangen könne. Vielleicht wäre es sogar möglich die Einnahmen langfristig zu steigern, wenn man eine digitale Bezahlmöglichkeit anböte? 2021 sah Hermann Möller, der durch seinen Umzug innerhalb der Stadt seit 2015 Gemeindemitglied in St. Canisius ist und seit 2020 im Kirchenvorstand arbeitet, ein Terminal für bargeldloses Spenden in einer anderen katholischen Berliner Kirche. Das fand er sehr interessant. 

Spendentermial
Das Spendenterminal in St. Canisius.

St. Canisius hat etwa 2000 Gemeindemitglieder. Die sind nicht überwiegend „jugendlich“, doch inzwischen nutzen Menschen aller Altersgruppen digitale Bezahlterminals wie selbstverständlich. Und noch etwas gab für Hermann Möllers, der beruflich immer mit Zahlen, Geld und Wirtschaftlichkeit zu tun hatte, den Ausschlag, eine Entscheidungsvorlage für den Kirchenvorstand zu schreiben: Er ist für das Erfassen der Kollekten in der Pfarrei zuständig. Vor allem an Festtagen ist das „Kleingeld-Zählen“ fast unvorstellbar. 80 Prozent der Münzen im Cent-Bereich machen nur 10 Prozent des Geldwertes aus. Es wiegt „irre viel“ und niemand will das Kleingeld mehr entgegennehmen. „Wir müssen es jetzt immer zu einer großen Bank bringen lassen“, erläutert Möllers. 
 

Das bargeldlose Bezahlen ist schon länger ein Trend und hat handfeste Vorteile, die man auch für die Gemeinde nutzen kann: Wenn man das Bargeld vergessen hat oder nicht rascheln will, wenn der Klingelbeutel vorbei kommt, kann man seinen Obolus später entrichten. 
 

Die Reaktion im neunköpfigen Kirchenvorstand von St. Canisius fiel überwiegend positiv aus, wenngleich der Beschluss nicht einstimmig war. Hermann Möllers machte sich auf die Suche nach einem Anbieter für die Hardware und ein passendes Zahlungssystem. Letzteres war mit dem der Volksbank Raiffeisenbank rasch gefunden, weil dieses System auch von der Pax-Bank genutzt wird. Als Problem für die Berliner Pfarrei stellte sich das Internet heraus: Man braucht einen stabilen Datenfluss, damit die Transaktionen wie gewünscht schnell und einfach erfolgen. Deshalb entschied man sich für eine kabelbasierte Verbindung. Das Terminal lieferte die Firma „performance“ aus Nordrhein-Westfalen, die „Bezahlen ohne Kleingeld“, auch für geringe Beträge mit Opferstock- oder Kiosksystemen technisch ermöglicht. 

Neues Bezahlterminal wird gut angenommen

Seit März 2022 können Gemeinde und Gäste das neue Angebot nutzen: Einfach einen angezeigten Betrag zwischen fünf und 50 Euro antippen, Karte unter das Lesgerät halten, fertig. Das neue System wurde seitdem gut angenommen: Über 2500 Euro wurden dem Gemeindekonto 2022 gutgeschrieben. Das ist mehr, als das Ganze kostete, wichtig für den Ökonomen Möllers. Weil Corona alles auf den Kopf stellte und noch nicht alles wieder „normal“ läuft, ist Hermann Möllers auch noch nicht in der Lage, genau zu sagen, ob dieses „digitale“ Geld nur ein „Ersatz“ für herkömmliche Kollekten und Spenden oder zusätzlicher „Gewinn“ ist. Bald wird man es wissen. 
 

Auf der Website der Pfarrei wird ebenfalls eine bargeldlose Spendenmöglichkeit geschaffen. „Hier kann man sich entscheiden, ob man sein Geld für Misereor oder für Projekte unserer Gemeinde einsetzen will“, erklärt Möllers. Ihm macht es Freude, nach seiner Erwerbsarbeit weiter tätig zu sein und seine Stärken einzubringen.

Andrea von Fournier