Anstoß 47/2023

Jackie Pullinger

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„Werdet erwachsen“, rief Jackie Pullinger uns zu.

Die heute 78-Jährige sprach auf einem Seminar zu haupt- und ehrenamtlichen Seelsorgern und Pastorinnen. Wir alle arbeiten mit und für Arme. Jackie traf einen wunden Punkt: die eigenen Befindlichkeiten. Warum weinen wir, wenn viele Menschen nicht mehr in Gemeinde und Gottesdienst auftauchen? Warum leiden wir, wenn nur wenige aus der Armut gerettet werden? „Ja, es ist unfair“, rief sie uns zu. „Menschen werden nicht wegen unserer Predigten gerettet, sondern trotz unserer Predigten.“ Gott, so Jackie, bewege und bewirke alles.

Lissy Eichert, Berlin „Wort zum Sonntag“- Sprecherin
Lissy Eichert, Berlin
„Wort zum Sonntag“-
Sprecherin.


Jackie Pullinger arbeitet seit über 50 Jahren mit den Armen in Hongkong und hat Bemerkenswertes gesehen: Leben wurden verändert, geheilt und wiederhergestellt – dadurch, dass die Betroffenen eine Beziehung zu Jesus und dem Heiligen Geist fanden. Als junge Missionarin gründete sie einen Jugendclub in der „Verbotenen Stadt“ und schrieb ein Buch, „Im Vorhof zur Hölle“, über die Erfahrungen der ersten Jahre: Beschaffungskriminalität, Opiumhöhlen, Menschen, die ausgezerrt auf den Straßen vegetierten und dort starben. Jackie entdeckte die Wirkung des Sprachengebets: „Ich brabbelte und die Menschen hörten Jesus.“ Bald wollten sie ihr Leben Jesus übergeben und das bedeutete für sie ein neues Leben. Bis heute arbeitet Jackie mit Drogenabhängigen, Prostituierten, Obdachlosen, jungen Menschen und Straßenkindern.
Anfang des Monats war sie in Berlin. Sie war keine Welt-Entrückte und doch geht bei ihr ohne den Heiligen Geist gar nichts. „Der Heilige Geist ist keine Abkürzung“, lächelte sie. „Wir umgehen das Kreuz nicht.“ Es gehe darum, im Glauben Schritte zu üben und nicht, eine Show zu veranstalten. „Verkündet den Armen gute Botschaften. Verkündet, was sie brauchen und nicht, was wir denken, dass sie brauchen.“ Dabei geht es ihr besonders um Geduld: „Echte Früchte zeigen sich spät, manchmal erst über 40 Jahre später.“
Besonders wenn wir durch Schwierigkeiten gehen, solle Jesus in uns Gestalt annehmen, empfiehlt Pullinger. So würden wir trainiert, ihm immer ähnlicher zu werden. Also mit und durch ihn zu wachsen – und dabei die Ungeduld des Kindes mit der Weisheit des Erwachsenen zu tauschen.

Lissy Eichert