Pilgern im Heiligen Land – der Abrahamspfad

4000 Jahre in zwei Wochen

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Pilgern erfreut sich großer Beliebtheit – nicht nur nach Santiago de Compostela. Auch im Heiligen Land gibt es verschiedenen Pilgerwege, die sich an biblischen Vorbildern orientieren. Einer davon ist der Abrahamspfad. Ein Tour findet im Herbst statt.


Pilgertouren in Israel führen unter anderem durch das Taubental. Foto: kna

Juden, Christen und Muslime verehren ihn gleichermaßen: Abraham gilt als Stammvater gleich dreier großer Weltreligionen. Gott – so berichtet die Bibel – hat ihn aus seiner Heimat Ur in Chaldäa gerufen und auf den Weg nach Kanaan geschickt, wo er und seine Familie schließlich neue Heimat fanden. Der Abrahamspfad ist eine vergleichsweise junge Pilgerstrecke, die dem Weg folgt, den Abraham dabei zurückgelegt hat.
Für den Herbst diesen Jahres lädt das Erzbistum Berlin zu einer Pilger-Wanderung auf dem Abrahamspfad ein. Carla Böhnstedt von der Projektstelle Suchendenpastoral und Ulrich Kmiecik vom Referat Bibelpastoral sind die Verantwortlichen. In ihrer Einladung schrieben sie: „Von diesem alten Wanderpfad des Erzvaters ist unser Wander-Projekt inspiriert, das interessierte Menschen dazu einlädt, Abrahams Spuren zu folgen. Wir besuchen die Region Palästina/ Israel, die uns sonst eher durch Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und Israelis bekannt ist. Wir wollen Palästina als Drehscheibe unterschiedlicher Kulturen und Religionen erleben und Orte und Menschen kennenlernen, die Palästina zu dem machten, was es ist.“

Begegnungen entlang des Pilgerweges
Die Wanderung vom 30. September bis 13. Oktober führt von Sebastia (Samaria), über Jericho durch das Wadi Qelt zum Georgskloster, weiter nach Jerusalem und Betlehem bis zum Ziel in Hebron. Carla Böhnstedt: „Wir wandern mit Wasserflasche und kleinem Rucksack. Das große Gepäck der Reise wird transportiert. Wir gehen gemeinsam sowie auch manchmal schweigend allein. Die täglichen Wegstrecken liegen zwischen acht und 20 Kilometern. Unterkunft finden wir zum Teil bei Beduinen, meistens aber in Herbergen der einfachen und mittleren Kategorie, zum Teil auch mal in Doppel- oder Mehrbettzimmern.“
Carla Böhnstedt und Ulrich Kmiecik haben die Reise auf Abrahams Spuren im Jahr 2016 schon einmal unternommen. In ihrem Reisebericht von damals schreiben sie: „,Es sind die Begegnungen mit den Menschen, die das Leben lebenswert machen‘ (Guy de Maupassant) – und wenn der französische Schriftsteller recht hat, war unser Lebenswert in diesen zwei Wochen kaum zu toppen. Viele Gespräche, Besuche von Projekten und Einrichtungen, Kontakte ,en passant‘ und nicht zuletzt unsere Übernachtungen in palästinensischen Familien in Duma und einem Beduinencamp in Ain Auja ermöglichten uns, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und einen realistischen, zuweilen ernüchternden Eindruck vom Leben in Palästina zu bekommen.“

Menschen und Sehenswürdigkeiten
Einer, dem sie begegnet sind, war Daoud Naher. Carla Böhnstedt: „,Wir weigern uns, Feinde zu sein!‘ steht als Motto am Eingang seines Weinberges, einem Grundstück, das seit vielen Jahren von Enteignung bedroht ist. Das dort initiierte Projekt ,Tent of Nations‘ will das verhindern, indem dort ein Ort der Begegnung zwischen jungen Einheimischen und internationalen Jugendlichen geschaffen wurde, der Völkerverständigung und Frieden fördern soll. Ihre Arbeit in der Landwirtschaft wird von jüdischen Siedlern behindert, sabotiert und bedroht, der Strom- und Wasseranschluss schon vor Jahren gekappt, der Zuweg zum Gelände bereits 2001 gesperrt. Seit 25 Jahren klagt die Familie vor israelischen Gerichten gegen mittlerweile über 20 Abrissbefehle. Und dennoch: ,Auch wenn wir hinfallen: Wir haben gelernt wieder aufzustehen‘, gab uns Daoud Naher mit auf den Weg.“
Auf der Pilgerroute befinden sich natürlich auch zahlreiche Sehenswürdigkeiten: Kreuzfahrerkirche, St. Georgskloster, Palastanlage des König Herodes, Geburtsgrotte und Garten Getsemani ... Carla Böhnstedt: „Aber was unseren Herzschlag wirklich in die Höhe trieb, war der Besuch des Tempelbergs, auf dessen Plateau die beiden muslimischen Gotteshäuser Al Aqsa-Moschee und Felsendom stehen. In aller Frühe hatten wir uns am Kontrolleingang angestellt, direkt hinter einer Gruppe orthodoxer Juden, die – entgegen der Regeln am drittwichtigsten Ort des Islam – singen und tanzen und mit großen Zweigen rumwedeln. Doch alles geht gut: Drehkreuz, Sicherheitsschleuse, Rucksack-Check und dann stehen wir tatsächlich auf der Holzstelzenkonstruktion, die zum ,Al-Haram asch-scharif‘ hinaufführt. Quasi ein Logenplatz, der einen fulminanten Ausblick auf den Platz an der Klagemauer freigibt, denn der ist an diesem Morgen nahezu überfüllt. Schließlich ist Laubhüttenfest.“
So wie Abraham, der vor 4000 Jahren in Ur aufgebrochen sein soll, um schließlich in Hebron sesshaft zu werden, erreicht auch die Pilgergruppe in Hebron das Ziel ihrer Reise. Die Auseinandersetzung mit Abraham in diesen zwei Wochen ist kein „Ponyhof“, meint Carla Böhnstedt: „Dennoch – oder gerade deshalb – begleitet uns Abraham beständig auf unserer Tour in Form von entsprechenden Bibeltexten und Impulsen. Seine Frauengeschichten und Vater-Qualitäten, seinen Erziehungsstil und Lebenswandel, sein Gottesbild und seine Träume sorgen immer wieder für hitzige Diskussionen.“ (tdh)

Wer sich für eine Teilnahme interessiert: Informationen über die Reise, zum Preis und zu den Vorbereitungstagen gibt es im Internet
Weitere Infos auch unter www.abrahampath.org

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