Missio sammelt Mobiltelefone
Alte Handys helfen
In fast jedem Haushalt gibt es ausrangierte Mobiltelefone, die nicht mehr genutzt werden. Das Hilfswerk missio sammelt diese Handys, recycelt sie und unterstützt mit dem Geld Menschen im Ostkongo.
Zinn, Wolfram, Coltan, Gold, Kupfer, Eisen und Aluminium – die meisten wissen vermutlich gar nicht, was sie alles in ihrer Handtasche oder in der Hosentasche mit sich tragen. All diese Metalle stecken in Mobiltelefonen. Oft werden die Materialien für die Handyproduktion unter lebensgefährlichen Umständen gewonnen: Die Menschen riskieren in den schlecht gesicherten Stollen, die sie nur mit Schaufeln und Taschenlampen betreten, ihr Leben. Die Chemikalien, mit denen die Erze ausgewaschen werden, zerstören die Umwelt und gefährden die Gesundheit der Arbeiter. Außerdem liefern sich häufig Rebellengruppen Kriege um die Vorherrschaft in den Abbaugebieten.
Das katholische Hilfswerk missio aus Aachen will diesen Kreislauf aus Gewalt und Umweltzerstörung durchbrechen und ruft dazu auf, alte Handys zu spenden. „Es kann ja nicht genug sein, immer nur an den Folgen des Problems zu arbeiten. Wir wollen bei den Ursachen ansetzen“, sagt Eva-Maria Hertkens, die als Referentin für das Hilfswerk arbeitet.
missio leitet die alten Telefone an Partner weiter: 10 bis 20 Prozent der Mobiltelefone können wiederaufbereitet werden, so dass sie als Second-Life-Handys erneut in den Verkauf gebracht werden können. Der Rest wird recycelt. Beim Schreddern und Einschmelzen der Geräte werden die wertvollen Rohstoffe getrennt und können für neue Geräte genutzt werden. „Das Recycling ist der logische nächste Schritt. Wir können etwas zur Bewahrung der Schöpfung beitragen, wenn wir die Materialien, die unter prekären Bedingungen und verbunden mit einem Raubbau an der Natur abgebaut wurden, wieder nutzen“, sagt Hertkens.
Mehrere katholische Verbände wie etwa Kolping, die Katholische Landjugend oder die Pfadfinder haben bereits Spendenboxen für gebrauchte Handys aufgestellt. „Aber auch Bäckereien, Arztpraxen und Polizeidienststellen machen mit“, sagt Hertkens. Das Hilfswerk stellt Plakate und Aktionstüten für die alten Telefone kostenfrei zur Verfügung, einzig ein Karton oder eine Box müssen selbst organisiert werden. „Jeder hat aber irgendwo noch einen Umzugskarton oder einen alten Karton stehen“, sagt Hertkens. Die könne man mit den Plakaten bekleben. Jeder kann sein ausrangiertes Handy aber auch selbst per Post an missio senden.
Erlös unterstützt Rebellenopfer im Kongo
Aus der Verwertung geht ein Teil des Ertrags an missio. Für jedes Handy, das verkauft werden kann, erhält das Hilfswerk zwei Euro, für jedes recycelte Gerät 40 Cent. Der Erlös von mittlerweile rund 46 000 Euro fließt komplett an Partnerorganisationen in der Demokratischen Republik Kongo. Das Hilfswerk unterstützt dort schon seit 2012 kirchliche Organisationen, die sich für die Opfer von Rebellengruppen einsetzen. „So versuchen wir einerseits Ressourcen zu schonen und können andererseits mit den Erlösen die Hilfe für die Betroffenen stärken“, sagt Hertkens.
Denn im Osten des Kongo, in der Region Kivu, die besonders rohstoffreich ist, tobt seit Jahrzehnten ein Bürgerkrieg. „Der Konflikt ist vielschichtig und hat viele Ursachen, aber es fällt auf, dass der Rohstoffreichtum der Region ein wichtiger Faktor für die lange Dauer und die große Brutalität der Auseinandersetzung ist“, sagt Eva-Maria Hertkens. Die Rebellen überfallen Dörfer, sie entführen und versklaven die Menschen und zwingen sie, die Erze abzubauen. Folter, Vergewaltigungen und Mord gehören zum Alltag.
Mit dem Geld von missio konnten Traumazentren in der Region gebaut werden, zu denen die Betroffenen flüchten können. Dort erhalten sie Hilfe, medizinische Versorgung und Beratung. Vor allem Frauen kommen hierher: Sie werden oft von ihrer Familie verstoßen, wenn sie vergewaltigt worden sind oder von ihren Peinigern ein Kind erwarten.
Kerstin Ostendorf
Zur Sache: Wie spende ich mein Handy?
Auf der Internetseite www.missio-hilft.de finden Sie unter dem Stichwort Aktion Schutzengel alle wichtigen Infos zur Handy-Spendenaktion: Wo gibt es Sammelstellen in Ihrer Nähe? Wie können Sie selbst eine Spendenbox aufstellen? Was passiert mit dem Erlös? Unter allen Spendern werden einmal jährlich ein fair produziertes und ein wiederaufbereitetes Smartphone verlost.Die gesammelten Mobiltelefone senden Sie bitte per Post an das Hilfswerk in Aachen. Bei größeren Mengen von 500 bis 1000 Handys holt missio nach Absprache die Geräte eventuell direkt ab.
missio
Aktion Schutzengel
Handyspenden
Goethestraße 43
52064 Aachen