Besuch von der "Kirche in Meppen"
Am Jahresende nicht allein zu Hause
Silvester – das verbinden viele Menschen mit einer fröhlichen Feier und Hoffnung für das neue Jahr. Trauernde fühlen sich an diesem Tag oft noch mehr allein. Für sie bietet „Kirche in Meppen“ abends einen Besuch an.
Wie der aussehen wird, das plant Schwester Ulrike Diekmann gerade. Die Ordensfrau arbeitet bei der Stadtpastoral „Kirche in Meppen“ (KIM). 2018 hatte sie „Silvester für Einsame und Trauernde“ zum ersten Mal organisiert. Die Gäste trafen sich nach dem Jahresabschlussgottesdienst in den Räumen von KIM: bei Getränken und Schnittchen, mit viel Zeit zum Reden. Schwester Ulrike begleitete das Gespräch mit Impulsen. „Wir wollten einen Raum schaffen, wo Einsame und Trauernde mit anderen Menschen in ähnlicher Situation zurückblicken auf das Jahr, auf die leidvollen Momente – und gleichzeitig einen Blick nach vorne richten: Was kann Hoffnung sein?“
Aus ihrer Arbeit bei KIM hat Schwester Ulrike erfahren, dass an Silvester ein solches Angebot wichtig sein kann. Denn nicht immer ist Weihnachten der schwierigste Feiertag im Dezember. „Weihnachten – da ist oft noch Familie anwesend. Da kommt Besuch, da wird eingeladen. Aber Silvester – das ist Partytime mit Freunden“, sagt sie. Da werden Trauernde nicht mehr immer eingeladen – oder wollen vielleicht auch nicht kommen, weil sie sich auf einer feuchtfröhlichen Feier nicht wohlfühlen. „Sie sitzen dann eben alleine in ihren Häusern, mit ihren Erinnerungen und ihrem Verlust. Da wird die Lücke noch mehr deutlich.“
„Wir machen ein ‚Corona anders‘-Format“
Zudem ist dieser Tag aufgeladen mit Bedeutung: mit dem Rückblick auf das alte, aber auch mit der Vorfreude auf das neue Jahr – das besser werden, das Gutes und Neues bringen soll. Aber für Einsame und Trauernde wird das neue Jahr nicht automatisch besser. „Es ist eher das Gefühl, auch das nächste Jahr wieder allein zu sein. Und das hilft nicht dabei, sich in die Hoffnung einschwingen zu können. Diese Weite der Zeit ist für manche Trauernde schwierig“, sagt die Ordensfrau. Sie sieht es als wichtigen kirchlichen Auftrag an, „an der Seite derer zu stehen, denen es nicht gutgeht.“ Es ist keine therapeutische Intervention, stellt sie klar – aber der Versuch, einen „Samen der Hoffnung“ zu setzen, um Menschen das Gefühl zu vermitteln, „dass trotz allem Leben in Fülle sein kann.“
Und wie kann solch ein Angebot in Zeiten der Pandemie aussehen? „Wir machen ein Corona anders-Format“, sagt Schwester Ulrike und erzählt vom vergangenen Jahr. Da hat sie mit den angemeldeten Gästen feste Uhrzeiten vereinbart und sie dann am Silvesterabend nacheinander jeweils etwa für eine halbe Stunde zu Hause besucht. Und sie brachte auch etwas mit: Zeit für ein Gespräch und ein Überraschungstütchen mit einer kleinen Flasche Sekt, einer Blume und einem Buch. Darin standen Texte, Geschichten und auch eine Bastelanleitung.
Auch in diesem Jahr will sie sich wieder auf den Weg machen zu den Einsamen und Trauernden, für mehrere Stunden von 18 oder 19 Uhr bis etwa 23 Uhr. Und erneut mit einem Silvester-Paket, dessen Inhalt sie aber jetzt noch nicht verraten möchte.
Petra Diek-Münchow
Wer bei dem Angebot „Silvester für Einsame und Trauernde“ am Abend des 31. Dezember mitmachen möchte, kann sich bei Schwester Ulrike Diekmann von „Kirche in Meppen“ melden: Telefon 01 57/39 69 92 19.