Aschermittwoch in der Pandemie

Aschekreuz und Corona

Kann das Aschekreuz auch in diesem Jahr ausgeteilt werden? Und wenn: wie? Und woher kommt diese Tradition überhaupt?

Schon vor einigen Wochen hat die römische Gottesdienstkongregation Leitlinien herausgegeben, wie das Aschekreuz in diesem Jahr verteilt werden kann. Denn die normale Form – ein fremder Finger auf meiner Stirn – geht dieses Jahr nicht.

Gemäß des römischen Vorschlags soll der Priester sich vor der Austeilung eine Mund-Nase-Maske aufsetzen, sich die Hände desinfizieren und dann die geweihte Asche wortlos jenen Gläubigen aufs Haupt streuen, die zu ihm nach vorne kommen. Die bei der Spendung üblichen Formeln „Kehre um und glaube an das Evangelium“ oder „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“ soll der Priester vorher kollektiv zu allen Anwesenden sagen.

Damit – und das ist ein interessanter Aspekt – kehrt die Kirche zum Ursprung des Ritus zurück. Denn als im 4. Jahrhundert die Fastenzeit eingeführt wurde, gewann sie besondere Bedeutung für die Büßer. Sie bekannten zu Beginn der Fastenzeit öffentlich im Gottesdienst ihre Schuld, versprachen Buße zu tun und wurden am Gründonnerstag wieder in die Gottesdienstgemeinschaft aufgenommen. 

Das äußere Zeichen der Bußfertigkeit war die Asche, die im Judentum als Symbol der Trauer und Klage gilt. So streut sich Ijob Asche auf sein Haupt und auch Jesus spricht davon, „in Sack und Asche umzukehren“. (Matthäus 11,21) Sich selbst mit Asche zu bestreuen, ist also das maximale öffentliche Eingeständnis, Sünder zu sein und Buße tun zu wollen.

Ab dem Mittelalter legten sich die Büßenden nicht mehr selbst die Asche auf, sondern empfingen sie von einem Priester. Und als die öffentliche Buße durch die Ohrenbeichte abgelöst wurde, schwächte sich die Bestreuung mit Asche als Symbol für alle Christen ab, weil alle Christen prinzipiell Sünder sind.
Dass inzwischen die Asche in Kreuzesform auf die Stirn gezeichnet wird, ist, sagt der Liturgiewissenschaftler François Reckinger, „ein unwichtiges Detail praktisch-technischer Art“. Vielleicht deshalb, weil sich die Stirn leichter abwischen lässt. In diesem Jahr aber wird wie früher gestreut.

Susanne Haverkamp