Das Jubiläum zum Osnabrücker Handschlag
Auch falsche Bilder prägen die Erinnerung
Diözesanmuseum/ Hermann Pentermann
Am 6. August 1648 beschlossen die Gesandten des Westfälischen Friedenskongresses in der Residenz des schwedischen Hauptgesandten Johan Axelsson Oxenstierna das Osnabrücker Friedensinstrument. Es dokumentiert den Friedensschluss zwischen dem Kaiser, dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und dem Königreich Schweden. Damit leisteten die Delegierten einen entscheidenden Beitrag zum Ende des Dreißigjährigen Krieges mit seinen verheerenden Folgen für weite Teile Europas.
Schon den Diplomaten war der hohe Stellenwert ihres Durchbruchs bewusst, doch fehlten in der Kongressstadt Osnabrück die Maler und Grafiker, die das weltgeschichtlich bedeutsame Geschehen bildlich für die Nachwelt erhalten konnten. Aus jenen Tagen ist lediglich eine zu den Akten gegangenen Skizze überliefert, auf der ein Gesandtschaftsmitglied aus Sachsen-Gotha die Sitzordnung in Oxenstiernas großem Saal festhielt. Künstlerisch-perspektivisch hat die Abbildung durchaus Mängel, doch Details wie die je nach gesellschaftlichem Stand genutzten Kopfbedeckungen oder ranggemäße Sitzmöbel geben einen tiefen Einblick in das seinerzeitige Geschehen.
Ter Borchs Gemälde als Symbol
Schulbuchverlage haben indes seit Jahrzehnten beim Thema „Westfälischer Friedensschluss“ auf ein Gemälde des Niederländers Gerard ter Borch zurückgegriffen, das die Unterzeichnung des am 15. Mai 1648 geschlossenen „Friedens von Münster“ ins Bild setzt. Dieser wurde zwischen dem Königreich Spanien und den niederländischen Generalstaaten geschlossen, die damit ihre staatliche Unabhängigkeit vertraglich absicherten. Ter Borchs Gemälde gilt also fälschlicherweise als Symbolbild für den Westfälischen Friedensschluss und prägt nicht zuletzt durch den Geschichtsunterricht die deutsche Erinnerungskultur.
Neben Gerard ter Borch war es vor allem dessen Landsmann Anselm van Hulle, der mit seinem Werk für den Westfälischen Frieden steht und die Pacificatores, die Friedensmacher, porträtierte. Bei van Hulle und anderen erwarben nicht nur Gesandtschaften diese Porträts, die in den Malerwerkstätten unter Mitwirkung von Gesellen in größeren Stückzahlen verfielfältigt wurden.
Der Graphic-Novel-Zeichner Peter Eickmeyer aus Melle hat angesichts dieser Befunde und angeregt durch die sachsen-gothaer Skizze in den letzten Wochen den Osnabrücker Handschlag für das Diözesanmuseum Osnabrück in Szene gesetzt. Bevor er diesen Akt jedoch insgesamt darstellte, vertiefte er sich in die wissenschaftlichen Dokumentationen jener Zeit und näherte er sich sodann den einzelnen Beteiligten durch kleinteiligere Skizzen gestalterisch an.
In seinem Atelier im Meller Stadtteil Neuenkirchen gibt es daher etliche Studien, von denen eine als kolorierter Handschlag zwischen dem Schweden Oxenstierna und seinen kaiserlichen Gegenpart Johann Maximilian von Lamberg die Werbematerialien für das umfangreiche Veranstaltungsprogramm von Stadt, Universität und Diözesanmuseum zum 6. August ziert.
Im Jahr 2022 mit dem Kunstpreis des Landschaftsverbandes Osnabrücker Land ausgezeichnet, haben Peter Eickmeyer und seine Frau Gaby von Borstel seit 2014 unter anderem historische Text-Bild-Bücher zum Erich Maria Remarques Antikriegsroman „Im Westen nichts Neues“, zur Mondlandung der Apollo-11-Astronaten im Juli 1969 (2019), zum 300. Geburtstag des Osnabrücker Staatsmannes Justus Möser (2020) und über den Dichter Heinrich Heine (2023) publiziert.
Zur Sache:
Das Programm zum Osnabrücker Handschlag beginnt am Sonntag, 6. August, um 12 Uhr in der Marienkirche mit einem ökumenischen Wandelgottesdienst, der die Teilnehmer unter Leitung von Altbischof Franz-Josef Bode und Regionalbischof Friedrich Selter zum Dom führt. Anschließend lädt das Diözesanmuseum im Bischofsgarten zu einem Programm, das von weiteren Angeboten flankiert wird.