Erfahrungen mit Künstlicher Intelligenz in der Schule
Auch Grenzen der KI zeigen
adobe stock / Alexander Limbach
Macht der Roboter bald die Hausaufgaben? Kann Leistung überhaupt noch bewertet werden? Seit Anfang des Jahres ist die neue Software ChatGPT frei erhältlich, ein Computerprogramm, das zu jedem gewünschten Thema Informationen suchen und einen Text erstellen kann, einen Aufsatz, ein Gedicht oder ein Referat. Ist der Gebrauch dieser ersten für jeden zugänglichen Künstlichen Intelligenz der Traum eines jeden Schülers und der Albtraum der Lehrer?
Wollen offensiv mit der neuen Technik umgehen“
Die Edith-Stein-Schule (ESS) in Darmstadt, ein katholisches Gymnasium, hat sich intensiv mit den technischen Möglichkeiten, den Grenzen und den Auswirkungen auf den Schulalltag beschäftigt. Die Lehrer und Lehrerinnen haben Fortbildungen besucht und eine Konferenz dazu abgehalten. „Wir wollen offensiv mit der neuen Technik umgehen. Gerade wir als katholische Schule, in der jahrhundertealte Traditionen gepflegt werden, müssen zeigen, dass wir auf dem neuesten Stand sind. Wir wollen die Kinder gut auf ihr Leben vorbereiten mit den Herausforderungen, die auf sie zukommen“, sagt Schulleiterin Doris Krumpholz.
Die Berufswelt werde sich ändern, da ist sie sich sicher. Das müssten die Lehrer und Lehrerinnen mit den Kindern besprechen. Für Dolmetscher und Übersetzer etwa sieht sie keine Chance mehr. Dagegen könnten Soziale Berufe kaum durch Technik ersetzt werden, denn Liebe und Zuwendung könnte sie nicht geben. Ein besonderes Anliegen ist der Schulleiterin, den Jungen und Mädchen klar zu machen, welche Grenzen die Künstliche Intelligenz hat. „Ich mache den Schülern und Schülerinnen immer wieder klar, dass die Künstliche Intelligenz eine Maschine ist, die Informationen ausspuckt. Sie denkt nicht, empfindet nicht und hat keinerlei Wertvorstellungen“, betont sie. Sie sollten lernen kritisch zu hinterfragen: Aus was für einem Datenpool ruft die Maschine die Informationen ab? Gibt es Unterschiede, wenn ich Informationen aus einem amerikanischen oder chinesischen Datenpool abrufe? Krumpholz erklärt, dass die Kinder manchmal sehr naiv seien, was das Veröffentlichen von privaten Daten angeht. Sie möchte sie dafür sensibilisieren, dass dies Konsequenzen haben kann, die sie auf den ersten Blick nicht sehen.
Eine Schwierigkeit sei die Leistungsbewertung von Aufgaben, die zu Hause erledigt werden. Eher introvertierte Kinder, die sich mit der mündlichen Mitarbeit schwertun, können sich mit Zusatzaufgaben verbessern. „Hier müssen wir uns Gedanken machen. Wir haben aber schon viele Ideen. Das kann auch sehr reizvoll sein“, sagt die Schulleiterin. Lehrer binden etwa das Programm in die Aufgabenstellung mit ein. Die Aufgabe heißt etwa: „Verändere die Suchanfrage und vergleiche die Ergebnisse.“ Oder: „Schreibe eine Einschätzung und vergleiche sie mit der Antwort von ChatGPT“. Oder: „Stelle einen Zusammenhang zwischen den Ergebnissen her“. „Wenn die Schüler die Quelle angeben, warum sollen sie auch nicht alle Möglichkeiten beim Recherchieren nutzen?“, fragt die Lehrerin für Chemie und Biologie.
Eltern sind eher hilfsbereit als besorgt
Bei Tests in der Schule sei Künstliche Intelligenz kein Problem, denn in der Zeit müssten alle Geräte abgegeben oder mit dem Display nach unten auf den Tisch gelegt werden. Der Schulleiterin ist dabei klar, dass der eine oder andere Schüler doch schummelt und die Künstliche Intelligenz unerlaubt nutzen wird. „Wir können nicht alles kontrollieren. Das war aber auch schon immer so, dass die Jugend Grenzen testet. Aber bisher erlebe ich, dass die Schüler und Schülerinnen sehr offen sind und mir zeigen, was sie gerade mit dem Computer ausprobieren“, erklärt sie.
Den Eltern ist Doris Krumpholz sehr dankbar. Sie seien weniger besorgt als vielmehr hilfsbereit. „Das ist wirklich toll. Eltern, die sich gut mit dem Thema auskennen, versorgen uns mit wichtigen wissenschaftlichen Informationen, damit wir auf dem neuesten Stand sind“, sagt sie.