Hirtenbrief von Bischof Bode

Auch Ostern keine Öffentlichkeit

Bischof Franz-Josef Bode wendet sich in einem Hirtenbrief an die Gläubigen im Bistum. Er bittet um Verständnis, dass Erstkommunionfeiern und Firmungen verschoben werden müssen. Die Ministrantenwallfahrt im Juni fällt aus.

Bischof Franz-Josef Bode wendet sich in Zeiten der Corona-Krise mit einem Hirtenbrief an die Gläubigen im Bistum Osnabrück. Er wolle den Schmerz teilen, der damit verbunden ist, dass alle öffentlichen Gottesdienste abgesagt werden müssen, schreibt er. Zugleich macht er deutlich, dass das ursprünglich nur bis zum 5. April vorgesehene Verbot über die Kar- und Ostertage hinaus verlängert wird. Erstkommunionfeiern und Firmungen müssten verschoben werden, die für den 6. Juni geplante Ministrantenwallfahrt mit Kindern und Jugendlichen aus acht Bistümern muss ausfallen. Zugleich kündigt der Bischof an, dass ab diesem Sonntag (22. März) ein nichtöffentlicher Gottesdienst aus dem Dom per Livestream im Internet übertragen wird. Damit lade er zu einer neuen Form der Gottesdienstgemeinschaft ein.

Es sei schmerzlich, das gottesdienstliche Leben so sehr einschränken zu müssen, schreibt Bode und verweist darauf, dass in den nächsten Wochen und Monaten im Bistum keine öffentlichen Gottesdienste stattfinden. Eine Teilnahme sei aber durch Gottesdienstübertragungen in Hörfunk, Fernsehen und Internet möglich. Der Osnabrücker Dom und die meisten Kirchen im Bistum seien weiterhin zum persönlichen Gebet und zum Verweilen geöffnet. Bode dankt in seinem Schreiben allen, die „mit hohem Einsatz ihren Dienst tun in den Krankenhäusern, in der Altenhilfe, in der Kinderbetreuung und in vielen anderen karitativen und sozialen Einrichtungen“.

In einer Reihe von Maßnahmen und Anordnungen für die Gemeinden weist das Bistum u.a. darauf hin, dass die Feiern von Erstkommunion, Firmung, Taufen und Trauungen bis auf Weiteres verschoben werden müssen. Beerdigungen müssten weiterhin stattfinden, dürften allerdings „nur im engsten Familienkreis“ begangen werden. Alle diözesanen und kirchengemeindlichen Veranstaltungen seien bis auf Weiters abzusagen oder zu verschieben.

Der Hirtenbrief im Wortlaut (weiter unten folgen konkrete Hinweise):

Liebe Schwestern und Brüder! 
Trotz Frühlingssonne tief bedrückende Zeiten! Noch nie, solange die meisten von uns denken können, gab es eine so umfassende Durchkreuzung unseres öffentli- chen und privaten Lebens wie jetzt durch das Coronavirus. Und das weltweit und in unmittelbarer Nähe. Nur schrittweise erkennen wir, was das alles für uns bedeutet. 

Deshalb wende ich mich heute an Sie, um Ihnen nicht nur eine Liste von Maßnah- men und Anordnungen zukommen zu lassen - solche klaren Ansagen sind jetzt von- nöten -, sondern Sie auch an dem Schmerz teilhaben zu lassen, den es mir bereitet, das gottesdienstliche Leben so sehr einschränken zu müssen. 

Wenn wir gezwungen sind, derart an den Kern unserer christlichen Existenz zu ge- hen, bedeutet diese Herausforderung, dass wir uns gerade jetzt auf die andere Seite dieses Kerns besinnen müssen: auf die deutenden und tröstenden Worte der Schrift und auf die Caritas, die tiefe Solidarität mit verunsicherten, verängstigten und in Not geratenen Menschen. Wir müsse neue Formen des christlichen Miteinanders entwickeln in kreativer und ideenreicher Weise. 

Wir werden uns uralter und für viele doch neuer Formen des Gebets und der Nächs- tenliebe bewusst werden, die uns helfen, uns in Vertrauen und Glauben, in Hoffnung und Zuversicht, in Solidarität und Liebe zu üben. Erinnern wir uns der ganz funda- mentalen Weisen des Glaubens und ergreifen wir gleichzeitig die modernen Mög- lichkeiten menschlicher Kommunikation, um einander beizustehen. 
Wir erleben eine ganz andere Fastenzeit. Viel ist uns genommen, was sonst selbst- verständlich war. Aber auch in diesem Fasten ist uns ,,der Bräutigam nicht genom- men" (vgl. Lk 5,34). Und mit Paulus dürfen wir gewiss sein, ,,dass weder Tod noch Leben ... weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch Gewalten ... uns scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn (Röm 8,38 f.). 

Das Evangelium des 3. Fastensonntags hat uns im Gespräch Jesu mit der Samarite- rin am Brunnen (Joh 4) daran erinnert, was wahre Anbetung Gottes bedeutet: ,,Die Stunde kommt und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden" (Vers 23). 

Das heißt doch, dass dort, wo weder öffentliche Gottesdienste noch gemeinschaftli- che Feiern stattfinden können, jede und jeder anbeten kann im Geist und in der Wahrheit, im persönlichen Gebet und in der Solidarität echter Liebe. Jetzt muss sich unter neuen Umständen bewähren, was die Gegenwart Christi in uns und unter uns als ,,Tempel des Heiligen Geistes" bedeutet (1 Kor 6, 19). 

Ja, wir werden in den nächsten Wochen und Monaten - auch an den Kar- und Os- tertagen - auf die öffentliche Feier des Todes und der Auferstehung Christi in der heiligen Messe verzichten müssen. Aber alle können daran teilnehmen durch die Gottesdienstübertragungen in Hörfunk, Fernsehen und Internet. Dort sollen auch Sonntags- und Werktagsmessen aus unserem Dom übertragen werden. Ich lade da- mit alle im Bistum zu einer neuen Form der Gottesdienstgemeinschaft ein. Der Dom und die meisten Kirchen werden weiter offenstehen zum persönlichen Gebet, zum Verweilen vor dem Tabernakel, zur Beichte und zur Besinnung vor den Bildern der Heiligen. Vielerorts stehen Seelsorger und Seelsorgerinnen zum Gespräch bereit, und Gebetshilfen liegen aus. Was uns alle auch sehr schmerzen wird, ist, dass die Erstkommunionfeiern und die Firmungen verschoben werden müssen, ebenso Wallfahrten und Jubiläen, und dass ein solches Großereignis wie die Nordwestdeutsche Messdienerwallfahrt im Juni ausfällt. 

Unser weithin sicher geglaubtes Leben erfahren wir heute als zutiefst verletzlich und zerbrechlich. Da ist jedes Zeichen der Solidarität und Zuwendung und jede Idee zur Überwindung von Einsamkeit, Hilflosigkeit, Angst und Niedergeschlagenheit wichtig. Dazu gehören ein freundlicher Umgang ,,auf Abstand" und die Nutzung aller guten Möglichkeiten von Telefon und sozialen Medien genauso wie das Gebet füreinander und miteinander in den Familien. Darüber hinaus sollen alle wissen, dass täglich die heilige Messe stellvertretend für alle gefeiert wird von vielen Priestern und Bischöfen für das Heil des Bistums, das Heil unseres Landes und der weltweiten Menschheitsfamilie. Die Eucharistie, die heiligen Worte der Schrift und die Solidarität aller sind ein fester und tragender Grund, besonders in Zeiten wie diesen. 

So sehr jetzt jeder auf sich selbst und die eigene Gesundheit achten muss, so sehr brauchen wir die vielen kleinen und großen Achtsamkeiten für die besonders Be- drängten und Verzweifelnden, die es schon bald in größerer Zahl geben wird. Von Herzen danke ich allen, die schon jetzt und in den kommenden Wochen mit hohem Einsatz ihren Dienst tun in den Krankenhäusern, in der Altenhilfe, in der Kinderbe- treuung und in vielen anderen karitativen und sozialen Einrichtungen. Die kommen- den Wochen der Fastenzeit und die Feier von Karwoche und Ostern - wenn auch in ungewohnten und neuen Formen - soll und will die gemeinsame Überzeugung in uns wachhalten, dass selbst in dieser Bedrängnis viel Potential zum Guten steckt: viel Glaube, viel Hoffnung, viel Liebe! ,,Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Ver- zagtheit gegeben, sondern einen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit", ruft uns der Apostel Paulus zu (1 Tim 1, 7). 

So segne uns alle der dreieinige Gott: der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. 

Bischof Franz-Josef Bode

 

Vorbeugende Maßnahmen gegen die Weiterverbreitung des Coronavirus 
2. aktualisierte Fassung, Stand: 17. März 2020 
 
Die fortschreitende Ausbreitung des Coronavirus (SARS-CoV-2) erfordert es, auch in den Kirchengemeinden und Einrichtungen des Bistums Osnabrück vorbeugende Maßnahmen gegen die Weiterverbreitung des Virus zu ergreifen und die entsprechenden Anordnungen der Behörden strikt zu befolgen. Das gilt insbesondere für Gottesdienste und andere Veranstaltungen, an denen mehrere Menschen auf engem Raum zusammenkommen. Mit diesen Maßnahmen zeigen wir uns solidarisch vor allem mit den Menschen, die einem besonderen Risiko unterliegen, im Falle einer Infektion schwere Krankheitsverläufe zu erleiden.  
Auf Anordnung der Behörden ist die Feier von öffentlichen Gottesdiensten bis auf Weiteres verboten. 
Von diesem Verbot betroffen sind auch die Feiern von Erstkommunion, Firmung, Taufen und Trauungen, die bis auf Weiteres verschoben werden müssen.  
Beerdigungen müssen weiterhin stattfinden. Sie dürfen derzeit allerdings nur im engsten Familienkreis begangen werden. Auf weitere Anordnungen der örtlichen Behörden ist zu achten. 
Krankensalbungen können wie sonst bei infektiösen Erkrankungen unter den Rahmenbedingungen des RKI gespendet werden.  
Alle sonstigen diözesanen und kirchengemeindlichen Veranstaltungen sind bis auf Weiteres abzusagen oder zu verschieben. Darunter fällt auf Bistumsebene u. a. die Nordwestdeutsche Ministrantenwallfahrt nach Osnabrück, die für den 6. Juni 2020 geplant war.  
Pfarrheime und Jugendheime dürfen für Veranstaltungen und Versammlungen jeglicher Art nicht zur Verfügung gestellt werden. 
Für jede sonstige Begegnung im kirchengemeindlichen Kontext sind die Empfehlungen und rechtlichen Vorgaben des Robert-Koch-Instituts (RKI), des Landes Niedersachsens und der jeweiligen Landkreise und Kommunen strikt einzuhalten. In der Praxis bedeutet dies zurzeit für alle Kirchengemeinden und Einrichtungen im Bistum Osnabrück:  
- Vorbeugende Hygienemaßnahmen (gründliches Händewaschen und/oder Händedesinfektion) sind von allen Anwesenden strikt einzuhalten.  - Ein ausreichender Abstand von mindestens 1,5 Metern ist entsprechend der Empfehlungen des RKI zwischen den Anwesenden zu wahren.  - Die Entleerung der Weihwasserbecken und die regelmäßige Reinigung und Desinfektion von Türklinken, Geländern etc. ist zwingend vorzunehmen.  - Die seitens der Kirchengemeinden zur allgemeinen Verfügung gestellten Gesangbücher sind aus den Auslagen zu entfernen.  - Sicherzustellen ist, dass Personen, bei denen offensichtlich eine akute Atemwegserkrankung und/oder grippeähnliche Symptome bestehen, vom Zutritt zu kirchlichen Räumen ausgeschlossen werden.  
- Zudem ist sicherzustellen, dass Personen, die sich innerhalb der letzten 14 Tage in einem Risikogebiet oder in einem besonders betroffenen Gebiet entsprechend der jeweils aktuellen Festlegung durch das RKI aufgehalten haben, keine kirchlichen Räume betreten. Auf diese Regelungen ist durch einen entsprechenden Aushang o.ä. hinzuweisen. - Eine Liste mit Kontaktdaten der Teilnehmenden ist bei jeder Begegnung verpflichtend zu führen, um eine Erreichbarkeit im Bedarfsfall für die Gesundheitsbehörden zu gewährleisten. Hierbei reicht es nicht, eine Liste auszulegen, da durch Liste und Stift ebenfalls Infektionsrisiko besteht.  
 
Die Auflistung der einzuhaltenden Kriterien ist nicht abschließend, sondern um die jeweils aktuellen Bedingungen der örtlich zuständigen Behörden zu ergänzen.  
Bischof Franz-Josef Bode weist ausdrücklich darauf hin, dass es in der derzeitigen Situation für keinen Katholiken eine Verpflichtung zum Besuch von Gottesdiensten im Sinne der Sonntagspflicht gibt. Als Alternative empfiehlt der Bischof die Nutzung medialer Gottesdienstangebote und das persönliche Gebet. 
Zugleich bitten wir darum, sich eigenständig über weitere Entwicklungen und Empfehlungen im Zusammenhang mit der Corona-Epidemie zu informieren. 
Als verlässliche Quellen dienen: 
- Robert-Koch-Institut https://www.rki.de/DE/Home/homepage_node.html - Land Niedersachsen https://www.niedersachsen.de/startseite/ - Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung https://www.bzga.de/ - die örtlichen Kommunen und Landkreise.