Beerdigungshelfer

Auf dem letzten Gang nicht allein

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Jeden Menschen würdig zu bestatten, ist ein zentrales Thema für die Kirchen. Aber nicht jede Familie hat Nachbarn, die das Tragen des Sarges übernehmen können. Eine Meppener Gemeinde kümmert sich dann um Beerdigungshelfer.


Schwarzer Anzug, schwarzer Schlips: Reinhard Gruber (l.) und Bernd Kuper engagieren sich in der Propsteigemeinde St. Vitus in Meppen als Beerdigungshelfer. Auch die einheitliche Kleidung ist ihnen dabei wichtig. Foto: Anna Solbach

„Menschen würdig zu beerdigen, das ist ein Werk der Barmherzigkeit“, sagt Pfarrer Günter Bültel. Dazu gehört für den Propst der Meppener St.-Vitus-Gemeinde auch, dass eben nicht eine Maschine per Knopfdruck den Sarg hinunter in das Grab lässt. „Wir möchten, dass das auch weiter Sargträger machen – dass da Menschen am Grab stehen.“

Daher hat er kürzlich mit einem Aufruf im Pfarrbrief erneut um „Beerdigungshelfer“ geworben, die diesen Dienst in Zusammenarbeit mit Bestattern und Friedhofswärtern übernehmen. Denn Bültel nimmt zunehmend wahr, dass gerade in Stadtgemeinden  Familien nicht mehr wie früher auf Nachbarn zurückgreifen können. „Vor allem ältere Leute erzählen mir, dass sie gar keine traditionellen Nachbarn mehr haben und mit Blick auf ihre Bestattung schon in Sorge sind“, sagt er. Eine nach seinen Worten knapp zehn Mann starke Gruppe hilft dann in St. Vitus gegen eine kleine Aufwandsentschädigung ganz unkompliziert aus.

Zu diesem Kreis gehört seit mehreren Jahren zum Beispiel auch Reinhard Gruber. Mit den Themen Tod und Trauer ist der 77-jährige schon durch seine Frau Antonia vertraut, weil sie sich sehr aktiv in der Hospizhilfe engagiert. Ein Bekannter hatte ihn für den Dienst auf dem Friedhof, die er jetzt mehrfach im Monat übernimmt, gewinnen können. 

Nach dem Aufruf meldeten sich neue Helfer

Heute ist die Arbeit als Beerdigungshelfer „eine Ehre für mich“, sagt er. Auch aus dem Glauben heraus: „Als Christ hoffe und glaube ich, dass dieser Mensch in ein neues Leben geht.“ Ohnehin sind die Friedhöfe wichtige Orte für Reinhard Gruber. Fast jeden Tag schaut er dort nach dem Rechten und kümmert sich in einer weiteren ehrenamtlichen Gruppe um die Pflege aufgegebener Gräber. 

Auch Bernd Kuper macht nun im zweiten Jahr bei den Beerdigungshelfern mit. Der 67-jährige, gebürtige Groß Heseper sieht darin einen wichtigen und sinnvollen Einsatz für die Gemeinschaft und die Gemeinde. Seine Frau Christel, die im St.-Vitus-Pfarrbüro arbeitet, hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, dass manchmal Sargträger fehlen. „Das war Neuland für mich und beim ersten Mal war ich nervös“, erzählt er. „Aber bisher hat immer alles gut geklappt.“

Das bestätigt Propst Bültel. Auf die Männer ist Verlass und er ist froh, dass sich nach dem Aufruf neue Helfer gemeldet haben. Denn sie erfüllen bei einigen Beerdigungen noch eine weitere Funktion. Wenn Menschen gar keine Angehörigen mehr haben oder wenn Wohnungslose zu Grabe getragen werden, bilden die Beerdigungshelfer zugleich die Trauergemeinde. „Sie stehen dann stellvertretend für die ganze Gemeinde. Es ist uns auch wichtig, dass niemand auf dem letzten Gang allein ist.“

Petra Diek-Münchow