Frauenfest 2021 im Kloster Helfta

Aufbrechen ist alternativlos

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„Leben lebt von Aufbruch“ hieß das Motto des Frauenfestes am 19. Juni im Kloster Helfta. Zugleich feierte dort der Diözesanverband der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) sein 25-jähriges Bestehen.

„Wir bewegen Ökumene“ war ein Podiumsgespräch überschrieben, mit dem die kfd im Rahmen des Frauenfestes ihr 25-jähriges Bestehen beging. Im Bild: Annette Tauth, stellvertretende Sprecherin des kfd-Diözesanverbands, mit den Podiumsmitgliedern Bischof Gerhard Feige, Dorothee Wanzek, Judith Königsdörfer (Lothar-Kreyssig-Zentrum) und Ulrike Göken-Huismann (kfd-Bundesverband).    Foto: Susanne Sperling

 

Wie überlebenswichtig ihr ein neuer Aufbruch in der Kirche zu sein scheint, machte Rebekka Gewandt in ihrer Einführung in den Festgottesdienst deutlich. Es brauche Veränderung, „wenn nicht in ein paar Jahren die letzten Priester die Türen der Kirchen endgültig schließen sollen“, sagte die Geistliche Leiterin des Magdeburger kfd-Diözesanverbandes. Zur Nachfolge Jesu gehöre die Bereitschaft, ausgetretene Wege zu verlassen. „Wenn wir sein Licht nicht verdunkeln wollen, dürfen wir uns nicht hinter dem verstecken, was in 2000-jähriger Geschichte gewachsen ist, im Kirchenrecht zur Umsetzung festgeschrieben ist und unser heutiges Verständnis von Kirche und Amt prägt“, betonte die Seelsorgerin, und wagte schließlich eine provokante Frage: Würde Jesus überhaupt Teil einer Kirche sein wollen, die Opfer von Missbrauch und sexueller Gewalt nicht ernst nimmt oder nicht ernstgenommen hat, um Mitbrüder zu schützen und das System Kirche vermeintlich nicht zu schädigen? Wer an eine Zukunft der Kirche glaube und diese mitgestalten wolle, müsse sich dieser und noch mehr drängenden Fragen stellen, betonte Gewandt. Den Synodalen Weg machte sie als hoffnungsvollen Ansatz aus. Letztlich sei für einen gelingenden Aufbruch aber jede und jeder Einzelne gefragt. Jeder Schritt sei wichtig.

Weisheit als Kraftquell für Aufbrüche
Als schon im Volk Israel bewährtes Rezept für verheißungsvolle Aufbrüche empfahl Bischof Gerhard Feige in seiner Predigt, „im eigenen Herzen die Stimme der Weisheit“ zu suchen. Die Weisheit lehre die höchst aktuellen Tugenden des Maßes, der Klugheit, der Gerechtigkeit und der Tapferkeit, mit der Menschen, die etwas verändern wollen, gut fahren. Die Weisheit orientiere sich keinesfalls nur an der Vergangenheit.

Frauen stoßen von jeher Veränderungen an
In der Geschichte der Menschheit seien es oft Frauen gewesen, die etwas zu verändern suchten, rief der langjährige Professor für Alte Kirchengeschichte ins Bewusstsein. Möglicherweise liege das daran, dass sie besonders sensibel dafür seien, wofür es sich zu kämpfen lohne, nicht zuletzt auch in der Kirche.
Auch er sehe „das gesamte Potenzial von Berufungen und Charismen in der Kirche noch lange nicht ausgeschöpft“. Immer weniger Menschen könnten die Gründe verstehen und akzeptieren, mit denen ein Ausschluss der Frauen von bestimmten Ämtern erklärt werde. Die entscheidende Frage sei für ihn, wie alle Getauften entsprechend ihrer Charismen so zum Einsatz kommen, dass das Evangelium glaubwürdig verkündet werden kann, sagte der Bischof.
Er sei dankbar, dass es in seinem Bistum seit 25 Jahren einen Verband wie die kfd gebe, die sich für die Würde aller Menschen, die Gleichstellung von Frauen und soziale Gerechtigkeit engagiere. Nicht von ungefähr seien die Patroninnen des Diözesanverbands die Mystikerinnen von Helfta, die sich aus der Liebe zu Gott heraus gegen manche Widerstände öffentlich zu Wort meldeten. Es brauche Menschen, die sich für die Weisheit öffnen und nicht durch Widerstände davon abhalten lassen, für das Leben zu kämpfen.
Am Vorabend hatte das Christin Claas Trio bei einem Livekonzert in der Klosterkirche die Teilnehmerinnen verzaubert. Zudem stellte Kerstin Reichelt von den Magdeburger Klinik Clowns deren Engagement vor. Beim Frauenfest wurde für die Arbeit der Klinik Clowns gesammelt.

Infos / Livestreams: www.kfd-magdeburg.de unter Aktuelles; www.bistum-magdeburg.de

Von Dorothee Wanzek