Wolfgang Klose gehört zu Leitungsteam eines Malteser-Impfzentrums
Beflügelt durch dankbare Gäste
Da das Impfzentrum auch über Ostern geöffnet hatte, sorgte Wolfgang Klose am Empfang für passende Dekoration. Foto: Oliver Gierens |
Vor dem Eingang zur Halle 21 auf dem Berliner Messegelände herrscht in diesen Wochen Hochbetrieb. Aber keine Funkausstellung, keine Grüne Woche führt die Besucher hierher. Seit dem 18. Januar betreibt der Malteser Hilfsdienst hier eines der sechs Corona-Impfzentren der Hauptstadt. Im Sekundentakt fahren Autos auf den Parkplatz, die Polizei regelt die Zu- und Abfahrt. Einige Menschen kommen zu Fuß, halten ihre Unterlagen in den Händen. Andere zücken ihre Handys, rufen die Angehörigen an: „Ich bin fertig, kannst mich abholen.“
Weiter im Ehrenamt trotz Zwölf-Stunden-Schicht
Wachleute in gelben Warnwesten regeln den Zugang zum Gebäude. Seit der Eröffnung im Januar haben hier bereits 200 000 Berliner den Impfstoff von Biontech/Pfizer erhalten, täglich können im Normalbetrieb bis zu 3 800 Personen geimpft werden, berichtet Wolfgang Klose. Seit Anfang Februar ist er einer der beiden stellvertretenden Leiter des Malteser-Impfzentrums. Und diese Arbeit bedeutet eine enorme logistische Herausforderung: Sieben Tage die Woche wird hier jeweils von 9 bis 18 Uhr geimpft, auch an Feiertagen wie Karfreitag oder Ostern.
Klose ist eines von drei Mitgliedern des Leitungsteams, die jeweils sieben Tage hintereinander in Zwölf-Stunden-Schichten arbeiten. Dann gibt es einige Tage frei, bis der Schichtdienst wieder losgeht. „Der Dienst ist anstrengend“, gibt Wolfgang Klose zu. „So eine 12-Stunden-Schicht ist schon eine Herausforderung“, erzählt er im Gespräch. „Aber durch die Begegnung mit den Menschen wird die Arbeit immer wieder belohnt.“ Die Gespräche und Begegnungen mit den „Gästen“, wie die Impflinge hier genannt werden, sind für ihn nach eigener Aussage das Schönste an seiner Arbeit. Gerade viele ältere Menschen freuten sich regelrecht darauf, endlich geimpft zu werden. „Für die ist das ein richtiges Event, auf das sie sich vorbereiten“, erzählt Wolfgang Klose. „Die Herren kommen teilweise mit Krawatte und Aktentasche, in der sie ihre Unterlagen mitbringen.“ Die Dankbarkeit, die man von den Menschen gezeigt bekomme, sei für ihn der wichtigste Antrieb, berichtet Klose.
Sozial-caritiatives und kirchliches Engagement prägt sein Wirken seit vielen Jahren. Im Vorstand des Malteser-Diözesanverbands ist er seit langer Zeit aktiv, aktuell als Finanzkurator sowie neu als Ortsbeauftragter der Gliederung Süd. Von 2008 bis 2016 war er Vorsitzender des Berliner Diözesanrats, nach wie vor amtiert er als Vizepräsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK) – die Aufzählung ließe sich fortsetzen. Trotz der anstrengenden Tätigkeit im Impfzentrum hat er sein ehrenamtliches Engagement nicht zurückgefahren. „Das mache ich, wenn ich frei habe“, erzählt er schmunzelnd. „Das ist mein Naturell.“
Gefragt ist hier vor allem sein Organisationstalent
Dass aus dem ehrenamtlichen Engagement in Kirche und Gesellschaft Anfang dieses Jahres eine hauptamtliche Tätigkeit wurde, hat eine unschöne Vorgeschichte. Der gelernte Banker war „Corona-Opfer“, wie er selbst erzählt. Er verlor im letzten Jahr seine Arbeit, als sein Arbeitgeber seine Niederlassung in Berlin aufgegeben hat.
Doch Wolfgang Klose wollte nicht aus Berlin wegziehen und arbeitete beim Aufbau des Impfzentrums in der Messe mit. Kurz vor der Eröffnung kam das Angebot, die stellvertretende Leitung zu übernehmen. Hier konnte Klose seine beruflichen Stärken einsetzen – Kundenkontakt, Organisationstalent, logistische Erfahrung. Wie es für ihn weitergeht, wenn die Arbeit im Impfzentrum beendet ist, weiß er derzeit noch nicht.
Alle Mitarbeiter sind befristet eingestellt. Gerne würde er seine letzten Berufsjahre im sozial-caritiativen Bereich verbringen. Doch momentan sind solche Überlegungen noch Zukunftsmusik. Obwohl seit kurzem auch die Hausärzte gegen Corona impfen dürfen, würden die Impfzentren noch mindestens vier bis sechs Wochen lang weiter gebraucht, betont Wolfgang Klose. In den sechs Berliner Impfzentren würden täglich über 20 000 Menschen geimpft – das könnten Hausärzte gar nicht bewältigen.
Von Oliver Gierens