Wieso die Kollekte am Palmsonntag so wichtig ist
Bei den Christen im Heiligen Land
Die Kollekte am Palmsonntag ist für das Heilige Land bestimmt. Pater Jonas Trageser stammt aus dem Bistum Fulda und wirkt in Tabgha am See Genezaret. Fragen an den Benediktinermönch im Heiligen Land.
Wegen der Corona-Pandemie bleiben in Deutschland Menschen lieber zuhause – statt zu reisen. Welche Folgen hat das für die Christen im Heiligen Land?
Mit der Corona-Pandemie erleben wir auch im Heiligen Land einen totalen Einbruch des Pilgerns und Reisens. Die Einnahmen und Spenden, die durch Pilger und Touristen unser Leben gestalten helfen, fallen total weg. Ich erlebe viele arabische Christen, die „Meister“ des Improvisierens sind, das bewundere ich sehr. Durch die Palmsonntagskollekte unterstützen Sie die Arbeit des Deutschen Vereins vom Heiligen Land und der Franziskaner in vielen sozialen Einrichtungen in Israel und Palästina.
In den Nachrichten in Deutschland wird über eine hohe Zahl an Impfungen und Geimpften in Israel berichtet. Macht das die Situation erträglicher?
Die Impfungen werden hier ohne große Impfzentren fast flächendenkend für Israelis und andere hier im Land Lebende sehr unkompliziert durchgeführt. Sie geben eine gewisse Sicherheit und Beruhigung im Umgang miteinander. Die andere Seite des Heiligen Landes, die Westbank, liegt noch weit zurück hinter den Impfzahlen, die Israel offeriert. Das ist die ewige Krux der Ungleichheiten zwischen beiden Seiten.
Ostern ist das große Fest des Lebens und der Hoffnung. Was gibt den Menschen Hoffnung im Heiligen Land – abgesehen von Verbesserungen durch Impfungen?
Mit Ostern keimt neue Hoffnung auf, dass die Pandemie bald überwunden ist. Ostern ist das große Fest des Glaubens, das gerade bei der Minderheit der Christen, die unter zwei Prozent der Bevölkerung ausmachen, eine enorme Lebenskaft entwickelt. Ostern macht Herzen und Hände frei zum Teilen.
Umgekehrt: Christen, die im Heiligen Land keine Zukunft sehen, was hält die noch dort?
Das ist der starke familiäre Zusammenhalt, wenn der wegbricht, dann sind sie bereit, alles aufzugeben, um auszuwandern in ein Land mit mehr Frieden und Sicherheit. Die Zahl der Christen nimmt leider weiter ab.
Interview: Hans-Joachim Stoehr