Bei Verdacht bitte melden!
Erzbischof Stefan Heße hat die Katholiken des Bistums dazu aufgerufen, bei der Verhinderung von sexuellem Missbrauch mitzuhelfen und Beobachtungen zu melden.
Nach der Veröffentlichung der Missbrauchs-Studie hat Erzbischof Stefan nicht nur eine kurze Erklärung (siehe Ausgabe 39) abgegeben, sondern sich anschließend in einem Brief an alle Katholiken des Bistums gewandt.
„Die Studie warnt uns sehr deutlich davor, den Missbrauch und seine Aufarbeitung für erledigt zu halten“, heißt es in dem Brief. „Wir müssen noch viel stärker in die Aufarbeitung eintreten.“ Für Missbrauch dürfe es keine Toleranz geben. Vielmehr soll eine „Kultur der Achtsamkeit“ und der Vorbeugung wachsen.
„Deshalb habe ich eine dringende Bitte: Sollten Sie Verdachtsmomente haben, Betroffene kennen oder selber betroffen sein, wenden Sie sich bitte an die unabhängigen Ansprechpersonen für Fragen des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger und erwachsener Schutzbefohlener oder an eine externe Fachberatungsstelle.“
Der Erzbischof geht in seinem Schreiben auch auf die Stimmung nach der Veröffentlichung der Forschungs-Ergebnisse ein. Allein im Raum des Erzbistums Hamburg gab es (von 1946 bis 2015) 103 betroffene Kinder und Jugendliche, 33 beschuldigte Priester.
Erzbischof Heße: „Angesichts dieser Situation fällt es vielen und auch mir schwer, mit Hoffnung auf die Kirche zu blicken, sich in unseren Gemeinden zu engagieren oder ihren Dienst als Seelsorger zu tun. Dennoch bin ich dankbar, dass nun dieses überaus dunkle Kapitel auf den Tisch kommt und dazu Empfehlungen, wie strukturelles Versagen in Zukunft verhindert werden kann.“ Der ganze Brief ist im Internet www.erzbistum-hamburg.de zu sehen.
Text: Andreas Hüser
Unabhängige Ansprechpersonen für Fragen des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger und erwachsener Schutzbefohlener:
Diplom Psychologin Susanne Zemke, Tel. 040 / 248 77-235, E-Mail: zemke@erzbistum-hamburg.de;
Rechtsanwalt Frank Brand, Tel. 0451/ 62 44 57 oder E-Mail: info@brand-ra.de, Mobil: 0171 / 978 10 37.