Christoph Tekaath zieht Bilanz von Pilgerreise "Mit Luther zum Papst"
„Besser alle zusammen“
Gottesdienst der ökumenischen Pilgergruppe mit Kardinal Kurt Koch (3.v.r.), Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, im Garten der Sommerresidenz der Päpste in Castel Gandolfo. Chor der Jugendlichen und Band im Hintergrund. 5.v.r.: Diözesan-Jugendseelsorger Christoph Tekaath Foto: JuPast Magdeburg |
Herr Diakon Tekaath, was bringt so eine ökumenische Pilgerreise nach Rom?
Bei unserer Pilgerfahrt haben wir im ökumenischen Miteinander gemeinsam sechs Tage mit vielen Begegnungen erlebt und sind erfüllt und vielleicht auch ein Stück verändert zurückgekehrt. Und: Andere haben das wahrgenommen.
Die Fahrt gab es ja schon zum zweiten Mal. Anlass unserer ersten Reise „Mit Luther zum Papst“ 2016 war nicht das damals bevorstehende Reformationsgedenken 2017, sondern das Anliegen, im Bereich der Jugendarbeit mehr auf ökumenisches Miteinander zu setzen. Daraus entstand die erste Pilgerfahrt mit 1000 Teilnehmern von Jung bis Alt, organisiert von jungen Menschen und von „Berufs-Jugendlichen“ der Jugendarbeit. Und nun gab es eine zweite Fahrt mit 500 Pilgern.
Wie viele Teilnehmer waren katholisch, wie viele evangelisch?
Wir haben die Konfession nicht abgefragt. Dennoch kann ich sagen: Von den exakt 507 Pilgern waren zirka 45 Prozent evangelische und 45 Prozent katholische Christen. Zehn Prozent, 50 Personen, gehörten keiner Konfession an. Das waren vor allem die Mitglieder von zwei Schülergruppen aus Magdeburg und aus Aschersleben sowie Eltern, Freunde und Bekannte der jungen Leute, die auch mitkommen wollten.
Eine ökumenische Pilgerfahrt dieser Dimension dürfte in Rom ungewöhnlich sein. Zugleich ist sie ein Statement im Blick auf kirchliche Herausforderungen hierzulande. Werden die Pilgerreisen „Mit Luther zum Papst“ im Vatikan so wahrgenommen?
Wir maßen uns nicht an, zu erwarten, damit Einfluss auf den Papst in Sachen Ökumene ausüben zu können. Nach unserem Eindruck wurde uns aber sowohl von den Verantwortlichen des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen als auch von der Präfektur des Päpstlichen Hauses und vom Papst selbst echte Wertschätzung entgegengebracht. Unsere Anwesenheit in Rom war bis in den diplomatischen Bereich hinein bekannt: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erwähnte unsere Gruppe öffentlich bei einem Gespräch mit dem Papst unmittelbar vor unserer Begegnung mit Franziskus. Dass wir in der Vatikanischen Audienz-Aula in Anwesenheit des Papstes das Programm einschließlich unseres Chores selbst gestalten konnten, ist nicht selbstverständlich. Und dass wir eine eigene Audienz mit dem Papst bekamen, wurde in Rom durchaus registriert.
Auch beim Besuch in den Vatikanischen Museen, in der Sixtinischen Kapelle und vor allem am Sommersitz des Papstes in Castel Gandolfo durchliefen wir nicht irgendein Routine-Programm. In Castel Gandolfo zum Beispiel konnten wir mit Kardinal Kurt Koch vom Einheitsrat selbstständig einschließlich Band einen Open-Air-Gottesdienst gestalten. All dies zeugt davon, dass unserer Pilgerfahrt von Wohlwollen begleitet war.
Was macht eine solche Reise mit den Teilnehmern?
Wie Kirchen- oder Weltjugendtage bietet eine solche Reise Gelegenheit, über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen. Christ zu sein heißt, in der Welt unterwegs zu sein. „Pilger sind wir Menschen“ heißt es im Lied. Wichtig ist, dass das auch praktisch gelebt wird. Wenn ich unterwegs bin, erlebe ich, dass Kirche nicht nur so ist, wie ich es von zu Hause kenne. Das macht Mut, Kirche auch anders zu leben als gewohnt.
Wenn Papst Franziskus uns Pilgern sagt: „Jeder soll hellhörig für Gottes Melodie sein, dann wird aus vielen Stimmen ein Gesang.“ Dann ist dies ja nur möglich in der Begegnung mit anderen Menschen. Bei der ersten Pilgerfahrt 2016 hatte der Papst uns gefragt: „Was ist besser? Katholisch oder evangelisch?“ Und selbst geantwortet: „Besser sind alle zusammen.“ Daraus hatten wir übrigens für die Fahrt 2021 den Hashtag „#BesserAlleZusammen“ gemacht. Franziskus hat ihn bei der Begrüßung erfreut aufgegriffen und uns darin bestärkt, gemeinsam unterwegs zu sein.
Wenn ich mich aber auf so eine Reise mache, weiß ich nicht so genau, was auf mich zukommt, und ob ich dabei etwas für mich mitnehmen kann. Diejenigen, die mit in Rom waren, Christen und auch Nichtchristen, waren dankbar für das, was sie erlebt haben. Und das hatte für sie etwas mit dem Glauben zu tun.
Hat „Mit Luther zum Papst“ hierzulande etwas bewirkt?
Über unsere Fahrt wurde erstaunlich oft in den Medien berichtet. Zum Beispiel haben einige Lokalzeitungen Menschen vor Ort vorgestellt, die die Pilgerfahrt zu ihrem Projekt gemacht haben.
Wir in der Jugendpastoral im Bistum Magdeburg denken seit 2016 bei unserer Arbeit die evangelischen jungen Christen und auch nichtchristliche Jugendliche immer mit. Dies geschieht zum Beispiel aktuell, wenn wir die nächste 72-Stunden-Aktion im April 2024 planen. Außerdem wird an der Basis ohnehin von nicht wenigen längst ein selbstverständliches ökumenisches Christsein gelebt. Das ist auch bei unserer Reise deutlich geworden.
Wird es eine neue Pilgerfahrt „Mit Luther zum Papst“ geben?
Unter den Teilnehmern war immer wieder zu hören: So etwas müsste man häufiger machen. Die Vorbereitung ist natürlich ein Kraftaufwand. Die Hauptarbeit hat das Team unserer Arbeitsstelle Jugendpastoral gestemmt. Vielleicht packen wir das erneut an, vielleicht auch mit einem anderem Ziel. Nicht zuletzt im Sinne des ökumenischen Miteinanders ist es den Aufwand wert.
Interview: Eckhard Pohl