Menschen ganzheitlich Bildung ermöglichen
Bildung wird groß geschrieben
Schüler bilden bei einer Wallfahrt zur Huysburg das Symbol der Edith-Stein-Schulstiftung, einen Engel. Foto: Edith-Stein-Schulstiftung/P. Brause |
Frau Dr. Maier, Sie, Herr Nagel und Herr Lipowski stehen für den Fachbereich Pastoral, die Katholische Erwachsenenbildung und die Edith-Stein-Schulstiftung und damit für kirchliche Aufgabenbereiche, in denen es um Bildung geht. Wie wichtig ist dem Bistum das Thema Bildung?
Bildung kommt in vielen Bereichen vor – in den Angeboten der Einrichtungen, Bildungshäuser, in Verbänden, Klöstern und Pfarreien …. Bildung im umfassenden Sinn ist uns wichtig, weil sie Menschen die Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen ermöglicht. Bildung hilft, das gesellschaftliche und kirchliche Leben aktiv und in sozialer Verantwortung mitgestalten zu können.
Bildungsaufgaben übernehmen viele Träger. Warum engagiert sich das kleine Bistum Magdeburg so intensiv auf diesem Feld?
Bildung ist ureigener Auftrag von Kirche. Unsere Bildungsangebote, die Menschen Orientierung geben und sie in ihrer Urteilsfähigkeit stärken wollen, nehmen Maß an der Botschaft Jesu Christi. Und unsere Gesellschaft ist bewusst so organisiert, dass sich freie Träger, also auch die Kirchen, hier aktiv einbringen.
Für uns ist Bildung mehr als Wissensvermittlung, eine ganzheitliche Aufgabe: Persönlichkeitsentwicklung, Demokratiefähigkeit, Kompetenzerwerb für Menschen jeden Alters – von frühkindlicher Bildung bis zur Seniorenakademie.
Bildung schafft Mündigkeit, die zugleich um die Begrenztheit menschlichen Seins weiß. Wichtig ist uns auch, Menschen für Transzendenz zu öffnen und sie zu ermutigen, zu fragen, hinzuhören, aufeinander zu hören und miteinander zu lernen.
Wir verstehen unsere Bildungsangebote vorrangig als Dienst am Menschen und an der Gesellschaft und als Ausdruck der absichtslosen Zuwendung Gottes.
Zum Jahresbeginn haben Sie gemeinsam eine einmalige, 20-seitige Informations-Zeitung zum Thema „Bistum und Bildung“ herausgegeben. Warum und wer soll damit erreicht werden?
Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Bistums 2019 wollten wir diesen bedeutenden Bereich in den Blick rücken, ihn würdigen und den gesellschaftlichen Kräften in Sachsen-Anhalt und darüber hinaus sagen: Kirche ist bedeutsam. Sie hält ein reiches Bildungsangebot vor. Sie versteht sich dem Gemeinwohl verpflichtet und leistet dafür einen wichtigen Beitrag. Ohne die Bildungsangebote der Kirchen wäre dieses Land um Vieles ärmer.
Warum engagiert sich das Bistum mit acht und damit vielen Schulen in Sachsen-Anhalt?
Seit der Errichtung der ersten katholischen allgemeinbildenden Schulen 1991 stand das schulische Engagement unseres Bistums unter dem Leitspruch „Um der Menschen willen“. Gab es anfangs bei der Gründung manche Abwehr, so werden inzwischen die Schulen der Edith-Stein-Schulstiftung in Sachsen-Anhalt als Schulen der katholischen Kirche wahrgenommen und hoch geschätzt. Sie stehen im Land für ein verlässliches und wertebasiertes Bildungsangebot auf höchstem Niveau. Vielen Familien in unserem Bundesland bieten die Schulen die einzige Möglichkeit, unserer Kirche zu begegnen und religiöse Erfahrungen im Alltag zu sammeln. Darum sind wir froh um jede dieser Schulen.
Im Schuljahr 1992/93 wurden in Sachsen-Anhalt evangelischer und katholischer Religionsunterricht sowie Ethik an den öffentlichen Schulen eingeführt. Aus kirchlicher Perspektive ist dieser Religionsunterricht ein wichtiges bildungsdiakonisches Handeln an allen Menschen, ob kirchlich verbunden oder nicht. Auch hier gilt: „Um der Menschen willen“.
Auch das Angebot der Katholischen Erwachsenenbildung etwa in Sachen politischer Bildung und interkulturelle Kompetenz ist vergleichsweise erheblich?
Ja – und notwendig. Demokratieförderung ist ein Gebot der Stunde. Dies haben auch die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland in ihrem Gemeinsamen Wort „Vertrauen in die Demokratie stärken“ 2019 festgestellt. Wir müssen alles dafür tun, den abwertenden Diskursen, den populistischen und rechtsextremen Strömungen und jeder Form von Fremdenfeindlichkeit zu begegnen. Politische und interkulturelle Bildung auf der Grundlage unseres christlichen Menschenbilds weitet den Horizont, schafft Verstehen und trägt zu Differenzierung und damit zum Frieden in der Gesellschaft bei.
KEB-Geschäftsführer Ludger Nagel, Schulstiftungs-Direktor Steffen Lipowski und die Leiterin des Fachbereichs Pastoral, Friederike Maier haben eine Zeitung zum Thema „Bistum und Bildung“ herausgegeben. |
Wie steht es um die Finanzierung der vielfältigen Bildungsangebote?
Die Finanzierung ist ganz unterschiedlich. Es gibt Bildungsträger und Angebote, die weitgehend vom Bistum getragen werden und andere, die vor allem mit öffentlichen Fördermitteln finanziert werden. Die kirchlichen Häuser sollten einen Großteil ihres Haushalts selbst erwirtschaften und die Schulen in katholischer Trägerschaft bekommen die notwendigen Mittel aus der staatlichen Refinanzierung, den Elternbeiträgen und den Erträgen des Stiftungsvermögens. Ganz ohne Unterstützung des Bistums kommt keine Einrichtung aus.
Was läuft denn neben den Schulen richtig gut?
Bildungsveranstaltungen im frühkindlichen Bereich, in der Sprachförderung, interkulturelle Bildung oder Angebote für Stadt- und Kirchenführer laufen gut. Im pfarrlichen Kontext wird die Qualifizierung für ehrenamtliche Pfarrei-Leitungsteams zunehmend wichtig. Weiter ausgestalten sollten wir Angebote für Mitarbeiter in unseren Einrichtungen, die keiner Kirche angehören. Ich bin überzeugt: Die Angebote werden dann angenommen, wenn es dafür einen Bedarf gibt.
Was wünschen Sie sich im Blick auf die Bildungsangebote des Bistums?
Wünschenswert wäre, das Bildung selbstverständlicher in der katholischen Kirche gesucht und gefunden wird. Unsere Bildungsangebote sollten so konzipiert sein, dass sie Interesse wecken, Freude machen und neben Wissen grundlegende menschliche Fähigkeiten fördern.
Fragen: Eckhard Pohl