Bildungshilfe für Ruanda

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Generaloberin Marie-Vénantie Nyirabaganwa (re.) und die Oberin der ruandischen Südprovinz, Marie-Consolata Mukakibibi vor der Ansgar-Plastik am St. Marien-Dom.
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Foto: Matthias Schatz

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Generaloberin Marie-Vénantie Nyirabaganwa (re.) und die Oberin der ruandischen Südprovinz, Marie-Consolata Mukakibibi vor der Ansgar-Plastik am St. Marien-Dom.

Die Harvestehuder Gemeinde St. Elisabeth unterstützt seit bald 30 Jahren Projekte der Benebikira-Schwestern in dem zentralafrikanischen Land. Die Generaloberin und eine Oberin stellen ihre Arbeit in Hamburg vor.

„C‘est pénible“– „das ist schmerzlich“, sagt Schwester Marie-Vénantie Nyirabaganwa, als sie auf den Völkermord an den Tutsi in ihrem Heimatland Ruanda angesprochen wird. Dann schweigt die General­oberin des Benebikira-Ordens. Im Zuge des Genozids, dem rund eine Million Menschen zum Opfer fielen, seien 25 Schwestern im Jahre 1994 misshandelt und getötet worden, erklärt Pfarrer em. Klaus Alefelder daraufhin. Es gebe keine Person in Ruanda, die davon nicht in Mitleidenschaft gezogen worden sei. „Versöhnung ist da ganz schwierig.“ Alefelder weiß das auch aus eigener Anschauung. Ein Konvent in Südruanda, den er 1999 besucht habe, sei im Zuge des Völkermords „platt gemacht“ worden. „Ich konnte damals noch die Zerstörungen in der Kapelle und die Blutspritzer an der Wand sehen.“

Alefelder hat vor bald 40 Jahren eine Unterstützung des Ordens initiiert, auf die der Besuch von Schwester Marie-Vénantie und der Ordensoberin in der Süd-Provinz Ruandas, Schwester Marie-Consolata Mukakibibi, in Hamburg letztendlich zurückzuführen ist. 1984 lernte Alefelder in einer Rheuma-Klinik in Bad Bramstedt, wo er damals als Pfarrer wirkte, die Benebikira-Schwester Jean-Baptiste Mukanaho kennen, die dort rund neun Monate behandelt wurde.

Aus diesem Kontakt hat sich eine Unterstützung des Ordens entwickelt, die seit 1996 von der Gemeinde St. Elisabeth (Oberstraße 67) gepflegt wird. Bis zum 4. Juni noch stellen die beiden Schwestern im Erzbistum die Projekte des Ordens in Ruanda und die Partnerschaft vor – etwa bei Besuchen in der Sophie-Barat-Schule, der Katholischen Schule Hochallee, dem traditionellen Ruanda-Abend in St. Elisabeth und im Kloster Nütschau.

„Der Schwerpunkt liegt momentan auf der Bildung“, legt Generaloberin Marie-Vénantie Nyirabaganwa beim Gespräch in den Redaktionsräumen am St. Marien-Dom dar. An 16 Schulen seien Benebikira-Schwestern tätig, jeweils acht befänden sich in der Süd- und der Nord-Provinz des kleinen zentralafrikanischen Landes. Darunter sind Grundschulen, aber auch weiterführende Schulen sowie Gymnasien. Rund 350 jungen Menschen aus ärmsten Verhältnissen ist bislang durch Spenden der Gemeinde im Stadtteil Harvestehude der – in Ruanda kostenpflichtige – Besuch von Schulen und Universitäten ermöglicht worden. Jedes Jahr kommen rund 50 hinzu. Seit 2001 besteht auch eine Partnerschaft zwischen der Katholischen Schule Hochallee in der Gemeinde St. Elisabeth und der Primarschule St. Joseph in Nyanza, einem Ort in der Süd-Provinz Ruandas. Unter anderem wurden Möbel und Lehrmittel gespendet.

Die Benebikira-Schwestern haben überdies die Verantwortung für fünf Gesundheitszentren, darunter auch ein Landeskrankenhaus in Gakoma, das ebenfalls in der Süd-Provinz Ruandas liegt. In den vergangenen Jahren ermöglichten Spenden der Gemeinde St. Elisabeth unter anderem dessen Ausstattung mit einem portablen Ultraschallgerät. In Butare, einer Universitätsstadt in der Süd-Provinz, wurde der Bau eines Konventshauses finanziert, das mittlerweile dem Provinz-Bildungszentrum „Mère du Verbe“ angegliedert ist. Teilfinanziert wurde zudem ein Studentinnenwohnheim dieses Bildungszentrums, das gegenüber der Kathedrale von Butare liegt.

Nach der Ethnie wird nicht gefragt

Die Gemeinde sammelt die Spenden unter anderem bei einem Kirchen-Kaffee, zu dem der Ruanda-Arbeitskreis in St. Elisabeth mehrmals im Jahr einlädt. Darüber hinaus wird dort jedes Jahr ein Ruanda-Tag organisiert, zuletzt einer am 30. Mai, bei dem über die Projekte informiert und um Spenden geworben wurde. Und schließlich kommt auch der Erlös des Gemeinde-Basars, der stets am letzten Sonntag des Kirchenjahres stattfindet, Projekten der Benebikira-Schwestern zugute. Barbara Gauer, Leiterin des Arbeitskreises Ruanda in St. Elisabeth, wünscht sich, die Initiative auf die gesamte Pfarrei Heilig Geist auszuweiten, also auch auf die Gemeinden St. Bonifatius in Eimsbüttel und St. Antonius in Winterhude.

Bereits mit 30 000 Euro hat die Gemeinde St. Elisabeth auch ein Projekt gefördert, das der Aussöhnung unter den Ethnien Ruandas dient. Unter dem Motto „Édification de la paix“ – „den Frieden bauen“ – wird längerfristig Schwestern geholfen: zum einen, damit sie selbst mit den Traumata des Völkermordes besser umgehen, zum anderen, damit sie auch ihren Mitmenschen dabei zur Seite stehen zu können.

„Wir fragen Novizinnen nicht nach ihrer Herkunft“, betont Generaloberin Marie-Vénantie Nyirabaganwa – also danach, ob sie der Ethnie der Tutsi oder der der Hutu angehören. „Wir fragen nur, ob sie christlich getauft sind.“ Es sei schön zu sehen, dass dies zu einer Einigkeit unter den Schwestern führe. „Da sind wir auch stolz drauf, denn wir haben dafür hart gearbeitet“, ergänzt Provinzoberin Marie-Consolata Mukakibibi. Nachwuchsprobleme kennen die Benebikira-Schwestern übrigens nicht, wie Schwester Marie-Vénantie fast ein wenig erstaunt ob der Frage danach meint. Momentan zählt der Orden 38 Novizinnen.

Wer die Projekte der Benebikira-Schwestern in Ruanda unterstützen möchte, kann sich wenden an Barbara Gauer, Tel.: 0171/2138502. Spenden können überwiesen werden unter dem Kennwort „Ruanda“ auf das Konto der Pfarrei Heilig Geist, Darlehenskasse Münster, BIC: 
GENODEM1DKM, IBAN: DE24 4006 0265 0022 0206 02.

Andreas Hüser und Matthias Schatz