2000 Menschen begleiten seine Einführung

Bischof Michael Gerber ist neuer Bischof von Fulda

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Schon vor Beginn des Gottesdienstes wird klar: Die Menschen erwarten ihren neuen Bischof. Sie umringen ihn vor dem Eingang des Doms, viele wollen ein Foto machen, ein Handy-Video aufnehmen oder einen Blick auf den hoch gewachsenen Mann werfen. Text von Julia Hoffmann und bpf.

Gerber nimmt sein Bistum „in Besitz“

Bischof Michael Gerber nimmt auf der Kathedra Platz. Damit übernimmt er offiziell das Bistum Fulda. Foto: Bistum Fulda
Bischof Michael Gerber nimmt auf der Kathedra Platz. Damit übernimmt er offiziell das Bistum Fulda. Foto: Bistum Fulda

Im Gottesdienst überreicht der päpstliche Nuntius, Nikola Eterović, im zentralen Moment der Amtseinführung das Ernennungsschreiben an Domdechant Professor Werner Kathrein. Dieser zeigt das Schreiben den Mitgliedern des Domkapitels. Erzbischof Hans-Josef Becker übergibt Bischof Gerber daraufhin den so genannten „Bonifatiusstab“, einen Stab der Äbte und Bischöfe aus dem 12. Jahrhundert, und geleitet Gerber zur Kathedra. In dem Moment, als er sich auf dem thronartigen Stuhl niederlässt, nimmt er sein Bistum „in Besitz“.

In seiner Predigt definiert der neue Bischof die zentrale Aufgabe der Kirche: „Die Aufgabe von Kirche heute ist es, Menschen Räume zu eröffnen für die Begegnung mit Christus, damit sie mit ihm in Beziehung treten können.“ Aus dieser Christusbeziehung heraus sollten die Menschen die Herausforderungen ihres Lebens so angehen können, dass sie daran „letztlich nicht zerbrechen, sondern wachsen“, und menschliche Beziehungen „wahrhaft menschlich“ gestalten. Gerade in einer Zeit der Gegensätze und Abgrenzungen seien die Menschen neu herausgefordert, „Verantwortung für unseren Planeten zu übernehmen“.

„Zusammen wachsen“ – unter diesem Motto stehe der Prozess der Kirchenentwicklung im Bistum Fulda, betont Gerber. Da, wo die Gläubigen zusammenkämen, solle ein Raum entstehen, wo man sich von Schlüsselerfahrungen des Glaubens wie denen des heiligen Bonifatius erzählen könne.

Deutliche Worte zum Thema Missbrauch

Deutliche Worte findet der neue Bischof zum Thema Missbrauch in der katholischen Kirche: „In diesen Jahren und erneut in diesen Monaten sind wir erschüttert von dem, was geschehen ist, wo Seelsorger nicht in Berührung waren mit wesentlichen Dynamiken ihrer eigenen Seele, wo sie wesentliche Dimensionen ihrer Existenz ausgeblendet oder gar abgespaltet haben“, sagt er, und macht klar:  „Wir sind erschüttert, wie das dann ihr Handeln geprägt hat, sodass die Seele anderer, insbesondere von Minderjährigen, aber auch von anderen Schutzbefohlenen, in einer Weise verletzt wurde, dass lebenslange Schädigungen und Beeinträchtigungen die Folge sind.“ Es gehe nicht um irgendein Fehlverhalten im Laufe der langen Kirchengeschichte, sondern um ganz konkrete Menschen.

Die Problematik unserer Tage habe zu tun mit dem Kern des Sendungsauftrages von Kirche, nämlich Menschen zu helfen, dass ihr Leben Weite und Tiefe erfahre. „Erschüttert müssen wir feststellen, dass in vielen Fällen genau das Gegenteil passiert ist.“ Dem müsse sich die Kirche stellen. Vieles gelte es hier neu auszurichten. „Wir spüren als Verantwortliche in der Kirche, dass das eine Herausforderung ist, der wir nicht leicht gerecht werden.“ Die Frage nach einem glaubwürdigen Miteinander als Christen und einem glaubwürdigen Weg der Nachfolge stelle sich. „Das ist eine der ganz großen Baustellen für die Kirche unserer Tage.“

„Gott will mit uns Geschichte schreiben, mit unserer bisweilen krakeligen Handschrift.“

Am Vorabend seiner Amtseinführung war Bischof Dr. Gerber als Pilger in Begleitung von knapp 1.000 Mitpilgern, die sich ihm auf seiner zweitätigen Fußwallfahrt auf der letzten Etappe der Bonifatiusroute vor allem am Samstag angeschlossen hatten, in seiner Diözese eingetroffen.

Gerber dankt den Frauen, Kindern und Männern, die mit ihm gepilgert waren, für dieses „starke Zeichen der Solidarität“. Wie er in seiner Predigt ausführt, hatten viele Pilger auf einer Schriftrolle unterschrieben, die beim Gottesdienst vorne vor dem Altar unter dem historischen Codex des heiligen Bonifatius aufgestellt ist. Darin stecke die Botschaft, dass die Geschichte, die Gott mit den Zeugen der Evangelien und mit Bonifatius geschrieben habe, die Geschichte, von der der Ragyndrudis-Codex erzählt, heute mit uns weitergeht. „Gott will mit uns Geschichte schreiben, mit unserer bisweilen krakeligen Handschrift.“ In den Jahren, die vor dem Bistum Fulda lägen, kämen auch schmerzhafte Erfahrungen und Entscheidungen, gab Gerber zu bedenken. „Es wird die Zukunft auch geprägt sein vom Abschied von Liebgewonnenen. Dabei wird manche Enttäuschung nicht ausbleiben.“ Doch auch diese Erfahrungen könnten tiefer auf den Grund verweisen, den Jesus Christus selbst gelegt habe.

Nach dem Gottesdienst empfangen ihn zahlreiche Menschen mit Applaus Foto: Bistum Fulda
Nach dem Gottesdienst empfangen ihn zahlreiche Menschen mit Applaus Foto: Bistum Fulda

Es folgen Dankworte und Glückwünsche der anwesenden Ehrengäste, unter ihnen Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. In seiner Ansprache würdigt er auch Gerbers Vorgänger, Heinz-Josef Algermissen, und dankt Weihbischof Karlheinz Diez, der bis zur Amtseinführung Gerbers die Leitung der Diözese als Diözesanadministrator übernommen hatte. Er dankt Gerbers Vorgängern für ihre Gastfreundschaft bei der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe in Fulda und sagt an Bischof Gerber gewandt: „Wir hoffen, du wirst so gastfreundlich sein wie deine Vorgänger.“

Nach dem Gottesdienst „Empfang für alle“

Nach dem Gottesdienst versammeln sich zahlreiche Menschen aus den Bistümern Fulda und Freiburg im Garten des Priesterseminars, um mit Bischof Gerber zu feiern. Umringt von Gratulanten kommt er in der Menge kaum voran. Dennoch nimmt er sich Zeit für persönliche Gespräche und Begegnungen und lässt sich geduldig fotografieren.

 

Unser Extra für Sie

Wenn Sie mehr über den neuen Bischof erfahren wollen, laden Sie sich hier die exklusive Sonderausgabe zu seiner Amtseinführung kostenlos als PDF herunter. Darin finden Sie ein Interview mit Bischof Gerber, er stellt seine Heimat Oberkirch vor und gewährt einen persönlichen Einblick in sein privates Fotoalbum.

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