Anstoß 19/20
Brotvermehrung
Das glaube ich erst, wenn ich es sehe! Der „Thomas-Satz“ – oft gesagt, gehört, gedacht; auch von mir selbst schon mehr als einmal. Ich fühle mich damit auch in guter Gesellschaft.
Aber es geschieht auch umgekehrt: Erfahrungen zu machen, die für einen Augenblick eine tiefere Wirklichkeit spüren lassen und uns mit Gott in Berührung bringen.
Es sind damals wie heute Momente, die sich nicht festhalten lassen. Aber sie sind wie Notproviant in kargen Zeiten. Ich glaube, jetzt ist so eine Zeit, wo es Not tut, solche Erfahrungen miteinander zu teilen. Sie können zu etwas werden, was ich für mich seit einiger Zeit „Brotvermehrung“ nenne – weil ich so etwas mit ebendieser Geschichte bei meinen letzten Exerzitien im kleinen Schweigekonvent eines Klosters erlebt habe.
Zum Tagesablauf gehörte abends das gemeinsame Lesen des Evangeliums für den nächsten Tag und ein kurzer Austausch der spontanen Gedanken. Am nächsten Morgen gab es eine gemeinsame Zeit des Schweigens über diesen Text mit der anschließenden Möglichkeit auszusprechen, was jede bewegt hat. Wir waren zu viert. Am Vorabend war da erstmal wenig zu sagen zur Erzählung von der Brotvermehrung (Mk 8,1-10): Was haben wir? Sieben Brote, ein paar Fische, 4000 Menschen, keine Chance. Gebt ihr ihnen zu essen! Am Morgen trugen wir wieder zusammen, „was grad da war“: Einfach anfangen zu teilen, was ich habe, selbst wenn es nur ein paar vertrocknete Fische sind. Oft hab ich nichts, außer meinem Vertrauen – vielleicht genau das, was mein Nachbar jetzt braucht? Irgendwie war Proviant nicht eingeplant, aber so kleine Notrationen gab es doch hier und da – was sind meine kleinen Fische, meine Reserven? Mag ich sie rausholen und teilen? Welche „Fische“ haben andere noch dabei? Dürfen sie mit in den Korb?
Mehr war da nicht. Trotzdem klang spürbar mehr mit: verbunden, getragen, berührt in der Tiefe, Herzensnahrung, wo zwei oder drei ...