Budapest 1989 – wer war dabei?

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Es war einer der größten Einsätze der Malteser. Im Spätsommer betreuten Mitarbeiter des Hilfswerks aus Deutschland und Ungarn in drei Lagern DDR-Bürger, die in den Westen wollten. Jetzt suchen die Malteser Zeitzeugen.

Schutzsuchende DDR-Flüchtlinge auf dem Gelände der Zugliget-Kirche in Budapest
Auf dem Gelände der Zugliget Kirche – Historischer Malteser Einsatz für die DDR-Flüchtlinge in Budapest 1989. Foto: Gerd Hernacz für Malteser Hilfsdienst e.V.

Es war vor 30 Jahren: Im August und September 1989  erzwangen tausende Menschen aus der DDR, die in Ungarn Urlaub machten, ihre Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland. Ein Fluchtpunkt war die deutsche Botschaft. 120 Ostdeutsche hatten dort Schutz gesucht. Als sich das herum­sprach, kamen immer mehr ausreisewillige DDR-Bürger dazu, an jedem Tag einige hundert neue. Wer nicht schon in der geschlossenen Botschaft war, wartete auf dem Grundstück der Zugliget-Pfarrei. Das gemeinsame Ziel: Weiterreise in die Bundesrepublik Deutschland. 

Dabei waren auch die Malteser. Sie bauten innerhalb kürzester Zeit ein Zeltlager auf, versorgten die Wartenden mit Schlafsäcken, Wolldecken und Essen und übernahmen die medizinische Betreuung. Der Einsatz in Ungarn wurde möglich durch die Zusammenarbeit zwischen Maltesern in Ungarn und Deutschland. 

Jetzt werden Menschen gesucht, die sich an diese dramatischen „Urlaubstage“ erinnern oder sich auf Fotos wieder erkennen. „Wir suchen Zeitzeugen, die damals im Spätsommer 1989 in einem der Malteser Zeltlager in Budapest als DDR-Flüchtlinge waren“, sagt Andreas Konen, Landesbeauftragter der Malteser für Mecklenburg-Vorpommern. Er unterstützt einen Aufruf, den die Malteser in ganz Deutschland verbreiten. Die Erinnerungen, die durch diese Aktion zusammenkommen, sollen in einer großen Ausstellung am 11. und 12. September in Berlin präsentiert werden. Die Schau soll im Freien sein, sogar eine Mini-Zeltstadt nach Budapester Vorbild wollen die Malteser bauen. Auf der Internetseite www.malteser.de/budapest1989 findet man Fotos, auf denen sich die Abgebildeten wiederkennen können. Dort gibt es auch Informationsmaterial und Kontakt­adressen. 

Wie die Budapester Botschaftsbesetzung ausging, ist bekannt. 108 Botschaftsflüchtlinge wurden aus Ungarn ausgeflogen, viele andere starteten in Reisebussen Richtung Westen. Insgesamt waren es 36 000 DDR-Bürger, die innerhalb weniger Wochen über Ungarn in die Bundesrepublik kamen. Am 19. August öffnete Ungarn die Grenze nach Österreich, im Gegenzug stoppte die DDR die Ausreise ihrer Bürger nach Ungarn. Nur wenige Monate später gab es keine geschlossenen Grenzen mehr. 

Text: Andreas Hüser