Umnutzung von Kirchen im Bistum Osnabrück
Büroräume in der Herz-Jesu-Kirche?
Es gibt erste Pläne für eine Umnutzung der Herz-Jesu-Kirche in Osnabrück: In das Kirchenschiff sollen Büros der Bistumsverwaltung sowie eine Bibliothek einziehen. Der Chorraum bleibt als liturgischer Raum erhalten.
Es ist eine Aufgabe, die herausfordert – und manchmal auch schmerzt. Sämtliche Gebäude des Bistums werden in den nächsten Jahren fachmännisch auf den Prüfstand gestellt und auf ihre künftige Nutzung hin geprüft. Welches Pfarrheim, welche Kirche kann künftig erhalten, welches Gebäude weiterentwickelt werden? Wo lohnt es sich, zu investieren? Und wo nicht? Wie kann man zu neuen Nutzungen kommen, weitere Investoren gewinnen und einbinden?
Diese Fragen beschäftigen nicht nur die Gemeinden und die Bistumsleitung sondern auch die Abteilung Kirchengemeinden im Generalvikariat. Ihnen stehen für den Erhalt der 1220 Gebäude künftig nur noch etwa acht Millionen Euro jährlich zur Verfügung. „Das reicht bei weitem nicht, um alle Gebäude, insbesondere die Sakralgebäude, instand zu halten“, betont Leiterin Christina Jaax. Neue Ideen müssen her, wie man Finanzierungen umschichten und dennoch den Gebäuden gerecht werden kann. Dabei spricht die Juristin, die derzeit mit diesem Anliegen immer wieder durchs Bistum tourt, vom Trennen genauso wie vom Umnutzen und Rückbauen. Sie sagt: „An vielen Stellen haben wir den Prozess schon eingeleitet und zum Beispiel Pfarrheime in Kirchen eingebaut.“ In ländlichen Gegenden gebe es teilweise Überlegungen, Pfarrheime in Dorfgemeinschaftshäuser umzuwandeln, um die Kosten auf viele Schultern zu verteilen und im Dorf präsent zu bleiben.
Die Umsetzung muss noch geprüft werden
Ein besonderes Augenmerk legt das Bistum auf die Kirchen, brauchen doch sie allein schon die Hälfte des zur Verfügung stehenden Geldes. Klar ist: „Wir können einige Kirchen im bestehenden Umfang auf Dauer nicht als Sakralgebäude erhalten“, so Jaax. Umnutzungen würden daher progressiv vorangetrieben. Ziel des Bistums ist eine verantwortungsvolle, dem Gebäude Rechnung tragende Politik. „Kein Supermarkt“, nennt Jaax ein Beispiel.
Eine neue Lösung für eine veränderte Nutzung einer Kirche präsentierte sie jetzt gemeinsam mit Diözesan- und Dombaumeister Ralf Schlüter Gremien und Pfarrteam der Osnabrücker Dompfarrei. Die Pläne betreffen die Herz-Jesu-Kirche am Herrenteichswall. Hier gibt es die Idee, Büroräume der Bistumsverwaltung sowie eine Bibliothek in die Kirche einzubauen. Der Charakter des Gotteshauses soll dabei vollständig erhalten und der jetzige Chorbereich ein liturgischer Raum bleiben. Durch einen gläsernen Lettner wird er vom Kirchenschiff abgetrennt und der Gemeinde für Messen, Taufen, Gottesdienste weiter zur Verfügung stehen.
Diese Form der Neunutzung mit Büros wäre eine Premiere im Bistum. „Wir wollen uns mit der Verwaltung woanders verkleinern, um Kosten einzusparen und uns an bestimmten Standorten zentrieren“, erklärt Jaax. Strategie des Bistums sei es, sich eher von Gebäuden zu trennen, die von der Nutzung her neutral seien und bei Vermietung einen Ertrag bringen können. Viele rechtliche Dinge müssten in Bezug auf die Kirche Herz Jesu allerdings noch geklärt und die genaue Konzeption noch detailliert ausgearbeitet werden. Es sei ein erster Entwurf, „wir sind noch in der Planungs- und Findungsphase“. Die Gremien der Dompfarrei stehen dem Projekt offen gegenüber und haben jetzt „grünes Licht“ für weitere Planungen gegeben. Auch eine Gemeindeversammlung soll noch stattfinden.
Allen Beteiligten ist klar: An der Herz-Jesu-Kirche gibt es einen erheblichen Renovierungsstau, vor allem das Dach muss voraussichtlich erneuert werden. „Das hätte die Pfarrei nicht stemmen können“, sagt Dompfarrer Dirk Meyer. Daher bestehe ein großes Interesse gerade des Kirchenvorstandes, für diese Erhaltungskosten nicht mehr aufkommen zu müssen. Bereits vor drei Jahren sei die Pfarrei mit dem Wunsch an das Bistum herangetreten, die Kirche abgeben zu dürfen.
Neue Möglichkeiten „ein echter Gewinn“
Etwa 50 Sitzplätze bleiben der Gemeinde im Altarraum künftig erhalten. Für die Kerngemeinde, die in Herz Jesu sehr geschrumpft sei, reiche das aus, meint der Pfarrer realisitisch. Eine vernünftige Weiternutzung der Kirche ist ihm wichtig. Ob der verkleinerte Kirchenraum allerdings auch für die benachbarte Domschule und die Polnische Mission, die die Kirche mitnutzen, reicht, bezweifelt er. „Hier müssen wir wohl andere Lösungen finden.“ In einer Arbeitsgruppe, der auch Vertreter der Pfarrei angehören werden, sollen Einzelheiten geklärt und Wünsche eingebracht werden können. Die Kosten für die Umbaumaßnahmen übernimmt das Bistum. „Auch das muss in einem vertretbaren Rahmen bleiben“, betont Christina Jaax.
„Natürlich ist das ein gewaltiger Einschitt für den Standort Herz Jesu“, schreibt Diakon Carsten Lehmann im Pfarrbrief der Dompfarrei. Aber alle seien sich einig gewesen, dass die Möglichkeiten, die sich mit dem neuen Kirchenraum ergäben, „ein echter Gewinn“ seien. Er betont: „Wir geben einen großen Teil der Kirche in eine neue Nutzung, aber wir gewinnen einen neuen konzentrierten Kirchenraum.“ Ideen für die Ausgestaltung gebe es bereits.
Astrid Fleute