Beratungsstellen des Bistums Osnabrück

Corona macht Schwachstellen sichtbar

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Wegen der Kontaktbeschränkungen gab es im vergangenen Jahr weniger Neuanmeldungen in den Beratungsstellen des Bistums. Doch die Pandemie hat viele Schwachstellen in der Gesellschaft aufgezeigt.


Referatsleiter Christoph Hutter und Beraterin Seba Chehab. Foto: Regine Hoffmeister

Die Themen in den Beratungsstellen für Ehe, Familie, Leben und Erziehung im Bistum Osnabrück (EFLE) haben sich nicht wesentlich verändert. Vielmehr hat die Corona-Pandemie bestehende Belastungen und gesellschaftliche Schwachstellen sichtbar gemacht. So lautet das Fazit des Jahresberichts 2020 der Beratungsstellen.

7666 Familien, Paare und Einzelpersonen nutzten im vergangenen Jahr die Angebote der zehn Beratungsstellen, etwas weniger als 2019. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen wegen Corona sei die Zahl der Neuanmeldungen um 12,3 Prozent auf 5100 gesunken. „Wir hatten keinen Tag geschlossen, aber unsere telefonischen Angebote waren vielen nicht bekannt und wurden weniger genutzt,“ erklärt Referatsleiter Christoph Hutter.

Die Pandemie habe ganz wenig verändert, aber unglaublich viel sichtbar gemacht, so Hutter. Singles litten unter Einsamkeit, Familien rieben sich zwischen Home-Office und Home-Schooling auf. Auf der anderen Seite hätten sich aber auch Paare aus der Beratung abgemeldet, weil sie im Lockdown wieder zueinander gefunden hätten. 

Keine Beschäftigung mehr für Honorarkräfte

Manche Kinder hätten vom Home-Schooling profitiert, weil sie zu Hause gut unterstützt wurden, bei anderen hätten sich Defizite vergrößert. „Wir hatten viele Anmeldungen wegen Legasthenie und Dyskalkulie. Diese Kinder litten aber nicht unter Entwicklungsstörungen. Sie hatten einfach nur nicht richtig gelernt, zu lesen und zu rechnen.“

Mit einem coronabedingten Anstieg der Beratungszahlen über das Niveau der Vorjahre hinaus rechnet Hutter auch in Zukunft nicht. „Wir bedienen nicht den Bereich der Eskalation“, erklärt er. Das sei eher ein Thema bei Frauenhäusern und Kinderschutzhotlines. Die soziale Isolation im Lockdown habe viele Flüchtlinge sehr belastet und schreckliche Erinnerungen wachgerufen, ergänzt EFLE-Beraterin Seba Chehab aus Papenburg, die im Bereich Flüchtlings- und Traumaberatung arbeitet. 

Am Rande der Pressekonferenz kündigt Hutter an, dass das Bistum ab 2022 keine Honorarkräfte mehr in der EFLE beschäftigen werde und führt arbeitsrechtliche Gründe dafür an. Das bedeute den Abschied von rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Er bedauere das sehr und äußerte sich wertschätzend für die Arbeit der Honorarkräfte. Hutter betonte aber auch, dass das Angebot der Beratungsstellen durch diese Entwicklung kaum Einschränkungen erfahre.

Regine Hoffmeister