Bistumswallfahrt zur Huysburg erinnert an die Gründung des Bistums
Couragiert Antwort geben
Zum Wallfahrtsauftakt am Morgen brachten Vertreter der 44 Gemeinden des Bistums je ein Licht zum Altar. Die Bistumswallfahrt stand unter dem Motto: „Couragiert unterwegs – ich gehe mit.“ Fotos: Eckhard Pohl |
Die Ermutigung, trotz kleiner Zahlen, als Christen „couragiert in die Zukunft“ zu gehen, war das große Thema des Jubiläums-Wochenendes zum 25-jährigen Bestehen des Bistums. Nach dem Festakt am Vortag in der Kathedrale St. Sebastian in Magdeburg war es vor allem die Bistumswallfahrt zur Huysburg am 1. September, die dazu einlud, das kleine Jubiläum zu begehen.
Gründung des Bistums war angemessen
„In einer Gegend, in der Gott für viele überflüssig zu sein scheint, dürfen wir nicht auf die Bestandsgröße als Maß aller Dinge schauen. Viel wichtiger ist, daran zu glauben, dass uns die Zukunft gehört“, rief der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Reinhard Marx, den 4000 versammelten Christen zu. Als aus dem Erzbistum Paderborn stammender Priester und Bischof verbinde ihn seit den 1970er Jahren sehr viel mit den Menschen in der Magdeburger Ortskirche, die ja lange zu Paderborn gehörte. Die Entscheidung, nach der Wende ein eigenes Bistum Magdeburg zu gründen, sei „in geschichtlicher Stunde“ die angemessene Weise gewesen, „als Christen Antwort zu geben“ mit dem deutlichen Ausrufezeichen: „Ja, wir sind hier!“
Christsein bedeute unterwegs zu sein, habe nicht zuletzt das Zweite Vatikanische Konzil betont, erinnerte der Kardinal. Wer aber unterwegs ist, müsse neue Antworten geben. „Es darf nicht alles so bleiben, wie es ist. Nein. Es geht weiter!“, betonte der Münchener Erzbischof. Jeder müsse sich immer wieder neu fragen, was Gott von ihm will. Und dann mit dem eigenen Leben die Hoffnung auf den lebendigen Christus bezeugen und erfahrbar machen: „Wer glaubt, hat eine Perspektive. Glaube kräftigt, zieht nach oben, macht froh.“
Kardinal Reinhard Marx feierte mit den Wallfahrern die Eucharistie und hielt auch die Predigt. |
Keiner glaubt und ist Kirche allein, so der DBK-Vorsitzende. „Wenn wir vom synodalen Weg in der Kirche sprechen, ist genau das gemeint: dass nicht einer alleine alles weiß, sondern dass wir miteinander erkennen, was die Stunde geschlagen hat – für die konkrete Kirche und die Welt, in die wir gestellt sind.“ Auf dem gemeinsamen Weg werde man „viel stärker zu einer Erzählgemeinschaft in der Ökumene werden müssen“. Ermutigend fügte der Kardinal hinzu: „Es wäre schön, wenn das Bistum eine echte Erzählgemeinschaft wird, in der man mit viel Offenheit die eigene Glaubenserfahrung teilt und auf die der anderen neugierig ist.“
Auch Bischof Gerhard Feige rief dazu auf, weiterhin couragiert die Kirche mitzugestalten und als schöpferische Minderheit in die Gesellschaft hinein zu wirken. Zu Beginn des Wallfahrtstages hatte er auch an den Kriegsbeginn vor 80 Jahren und die Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen erinnert. Bistums-Gründerbischof emeritus Leo Nowak, der beim Festakt am Vortag gefragter Zeitzeuge war, konnte aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig nicht kommen.
Das Engagement der Christen ist bedeutsam
Zum Festwochenende waren zahlreiche Vertreter aus Partnerbistümern in Litauen, Polen, Tschechien und Frankreich sowie aus deutschen Bistümern gekommen, darunter etliche Bischöfe. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff, der am Wallfahrtsgottesdienst teilnahm, stellte die Bedeutung des Engagements der Kirchen und Gläubigen für die Gesellschaft heraus. Haseloff erinnerte an die lange Tradition des christlichen Glaubens und daran, dass das Reich der Ottonen und ihrer Nachfolger „immer auf Europa ausgerichtet war im christlichen Glauben“.
Zahlreiche Initiativen, Institutionen und Verbände hatten ihre Stände aufgebaut. Katholische Erwachsenenbildung und die Kommission Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung luden zu einer Fotoaktion „Gesicht zeigen für Menschenwürde, Demokratie, Vielfalt und Weltverantwortung“ ein. In einem Pavillon wurde über das Umweltzertifikat „Der grüne Hahn“ informiert. Zum Auftakt der Angebote in orangen „Zelten der Begegnung“ gab es ein „süßes Happy Birthday“. Kardinal Marx, Katholikenrats-Vorsitzender Dagobert Glanz und Ordinariatsrätin Friederike Maier verteilten (als Geburtstagstorte) wohlschmeckende Pralinés. In einem der Zelte der Begegnung wurden Erfahrungen aus der Pfarrei Sangerhausen beim Gemeindepilgern weitergegeben.
In einem weiteren orangen Zelt signierte Bischof Gerhard Feige sein Buch „Anders katholisch“. Zudem gab es dort Informationen zur Arbeit der Flüchtlingshilfe Sachsen-Anhalt. Für den Fonds der von Bischof Feige gegründeten Initiative wurden von den Wallfahrern 6698,70 Euro gespendet.
Neu bei der Bistumswallfahrt waren orange Zelte der Begegnung. Das Bild zeigt Bischof Gerhard Feige am Stand der von ihm gegründeten Flüchtlingshilfe Sachsen-Anhalt. |
„Cool, einfach toll“, fand Nicola Frenck (55) aus Wolfen die Bistumswallfahrt. „Wenn man aus einer eher kleinen Gemeinde kommt, fühlt es sich gut an, zu erleben, dass wir Christen doch ein paar mehr Leute sind.“ „Richtig gut“ fand Frenck die Predigt von Kardinal Reinhard Marx. „Er hat Mut gemacht. Egal, was kommt, egal, was es auch für Tiefschläge gibt in der Kirche und rund um sie: Es gilt, nicht rumzujammern, sondern an der Hoffung aus dem Glauben festzuhalten und nach vorn zu gucken. Das hat der Kardinal gut rübergebracht.“
Auch für Andreas Bertheau (39) aus Magdeburg, der mit Frau, seinem Sohn und seinem Patenkind gekommen ist, ist die große Gemeinschaft ein wichtiger Aspekt. „Es ist schön, jedes Jahr alte Bekannte wiederzusehen.“ Schließlich komme er schon seit Kindertagen zur Huysburg. Die Predigt des Kardinals sei „lebensnah“ gewesen und habe „Mut gemacht“.
Ebenfalls seit vielen Jahren bei der Bistumswallfahrt dabei ist Renate Fiebig (62) aus Seeburg, Pfarrei Querfurt. Auch sie schätzt „die große Gemeinschaft“ und „die gute Atmosphäre“, aber auch die vielen Angebote im Zwischenprogramm. Für zunehmend wichtiger hält sie aber auch „stille Tage, bei denen man mit anderen gemeinsam auf Gott hören und ihn suchen darf“.