Da sein im Hier und Jetzt
„Ich bin da“, so heißt das Thema der Exerzitien im Alltag. In diesem Jahr sind auch die Fastenexerzitien anders als sonst. Aber nicht schlechter. Das Konzept ist coronagerecht. Es gibt sogar das Angebot einer persönlichen Begleitung online.
Zu „Exerzitien im Alltag“ in der Fastenzeit kommen seit Jahren viele Menschen an vielen Orten im Bistum zusammen. Zuhause und in der Gruppe bereiten sie sich unter Anleitung und mit jährlich wechselndem Material auf Ostern vor. Auch in diesem Jahr? „Viele meinen, in diesem Jahr fielen Exerzitien wohl aus“, sagt Dr. Thomas Kroll, Theologe in der Pastoralen Dienststelle. „Aber das stimmt nicht. Die Exerzitien finden statt. Es sind zu 90 Prozent Übungen, die ich allein zu Hause mache. Das geht in diesem Jahr sogar noch besser als sonst.“
Denn angesichts der Coronakrise ist das Konzept auf die Situation zugeschnitten. Es geht auch ohne Treffen in einer Exerzitiengruppe in der Gemeinde. Die Impulse, die sonst durch einen Exerzitienleiter gegeben werden, sind als Tondatei per E-Mail zu bekommen. Zusätzlich gibt es das Angebot einer geistlichen Begleitung durch eine erfahrene geistliche Begleiterin oder einen Begleiter. Und es gibt als dritte Variante die Möglichkeit von Gruppentreffen in einer Zoom-Video-Konferenz.
Eine solche Gruppe besteht dann nicht aus Leuten, denen man sonntags in der Kirche begegnen kann. Sie kommen aus den Bistümern Hamburg, Hildesheim, Osnabrück und Münster. Angeschlossen sind auch zwei evangelische Kirchenkreise aus dem Münsterland. „Wir organisieren diese Exerzitien seit Jahren im Wechsel. Jedes Jahr erstellt eines der drei Bistümer das Material“, so Thomas Kroll. In diesem Jahr ist Münster an der Reihe. „Ich bin da“, so heißt der Titel des vierwöchigen Übungsweges. Ausgangspunkt ist die Gottesbegegnung des Mose (Exodus 3,14), in der sich Gott als der „Ich bin da“ vorstellt.
Die eigene Gegenwart wahrnehmen
Woche für Woche betrachten die Teilnehmer einen anderen Aspekt des (eigenen) Da-Seins: Ich bin da mit meinem Körper. Ich bin da mit meiner Seele. Ich bin da im Hier und Jetzt Gottes. Ich bin da im Hier und Jetzt meines Alltags.
Dazu gibt es Anleitungen, die eigene Gegenwart bewusst und konzentriert wahrzunehmen: stilles Sitzen, aufrechtes Stehen, den Atem kontrollieren. Wie das geht, das erfährt man in den Audiodateien. Ganz neu und coronagerecht ist das Angebot einer persönlichen geistlichen Fernbegleitung. 30 Frauen und Männer, in der Mehrzahl hauptberufliche Seelsorger, stellen sich dafür zur Verfügung. Sie werden auf der Internetseite www.bistum-muenster.de/alltagsexerzitien_online mit Bild vorgestellt.
Möglich ist aber auch, dass sich wie in den Vorjahren Gruppen und Anleiter in den Gemeinden vor Ort zusammensetzen – nur nicht in gewohnter Weise. „Solche Treffen wären als Telefonkonferenz oder per Videokonferenz möglich“, sagt Thomas Kroll. Und er hat schon weitere Ideen: „Man könnte Inhalte der Exerzitien als Wandzeitung in der Kirche darstellen, und so den Kreis ausweiten.“
Gemeinden und Pfarreien, die die Alltagsexerzitien vor Ort anbieten, sind Lübeck, Schwerin, Husum, St. Franzikus Hamburg mit dem Geistlichen Zentrum San Damiano, Hamburg-Stellingen. Im Hamburger Pastoralen Raum Alster-Nord-West und in St. Agnes Tonndorf gibt es ebenfalls Exerzitien im Alltag, allerdings mit anderen Themen.
Wie macht man mit? Dr. Kroll: „Was ich vor allem brauche, ist an jedem Tag eine halbe Stunde Zeit, in der ich allen anderen sage: Jetzt will ich in Ruhe gelassen werden.“ Weitere Schritte: Man bestellt sich das Material, etwa in der Buchhandlung „geist+reich“ am Hamburger St. Marien-Dom (www.geistreichhamburg.de) und meldet sich an.
Erhältlich sind jetzt auch in Neuauflage die in Hamburg produzierten „Exerziten im Alltag“ 2018 mit Texten von Madeleine Delbrêl. Und im nächsten Jahr ist Hamburg wieder an der Reihe. Und dann gibt es wieder etwas ganz Neues. Exerzitien mit dem Spielfilm „Maria Magdalena“.
Text: Andreas Hüser