Beratungsstellen im Emsland
Damit Eltern sich auf das Kind freuen
Während einer Schwangerschaft tauchen viele Fragen und auch Probleme auf. Die fünf Beratungsstellen der Caritas und der Sozialdienste katholischer Frauen im Emsland stehen den werdenden Eltern dabei zur Seite. Viele, die einen Konflikt haben, erreichen sie aber nicht mehr.
1091 Frauen haben im vergangenen Jahr die katholischen Schwangerenberatungsstellen im Emsland aufgesucht. In gut 60 Prozent der Fälle ging es um finanzielle Probleme, die eine Schwangerschaft nach sich ziehen kann. Die zehn Beraterinnen (in Voll- und Teilzeit) bei den Sozialdiensten katholischer Frauen (SkF) in Esterwegen, Meppen und Lingen sowie bei der Caritas in Papenburg und Sögel vermittelten dabei wirtschaftliche Hilfen von über 400 000 Euro – zum Beispiel für die Erstausstattung des Kindes, für die Wohnung oder Betreuung. Der Großteil stammt mit 325 000 Euro aus der Bundesstiftung „Mutter und Kind – Schutz des ungeborenen Lebens“. Allerdings machten die Beraterinnen deutlich, dass dieses Geld an Brutto-Einkommensgrenzen gebunden ist. „Manchmal ist dann Netto doch nicht mehr so viel übrig und die Notlage bleibt ja“, sagte Maria Schürmann (Caritas Sögel).
Deshalb loben die Beraterinnen ausdrücklich den Osnabrücker Bischofsfonds „Mütter in Not“. Aus diesem Topf haben 210 Frauen insgesamt 77 810 Euro erhalten – als Überbrückung, bis die Bundesstiftung ihre Mittel bewilligt hat oder weil sie ansonsten keinen anderen Anspruch auf Unterstützung gehabt hätten. „Das geht sehr schnell und unbürokratisch“, erklärte Melanie Triphaus (SkF Meppen). Meist handelt es sich um Zuschüsse zum Beispiel für besondere Medikamente, für Babyausstattung, Kleidung oder für Fahrtkosten. Ursula Rott (SkF Lingen) weiß, dass dadurch Väter mehrfach zur Uniklinik fahren konnten, um dort ihre erkrankten Babys und Partnerinnen zu besuchen. „Dieses Geld soll Entlastung schaffen, damit sich die Eltern auf und über das Kind freuen können und nicht nur die Sorgen im Vordergrund stehen“, sagt Margret Rohjans (Caritas Papenburg).
Auch Donum Vitae will Mut machen für das Kind
Deutlich wird bei der Bilanz 2018 aber auch, dass die katholischen Schwangerenberatungsstellen nicht mehr alle Konfliktfälle erreichen. Es gehen kaum noch Frauen, die über eine Abtreibung nachdenken, zu SkF oder Caritas, weil sie dort nicht mehr den Beratungsschein erhalten, der nach deutschem Recht für einen Abbruch erforderlich ist. Vor 20 Jahren war die katholische Kirche aus diesem staatlichen System ausgestiegen. „Wir bieten die Schwangerenkonfliktberatung noch an, aber deswegen kommen nur wenige Frauen“, sagt die Lingener SkF-Geschäftsführerin Marita Theilen. Diese Frauen klopfen jetzt eher bei Donum Vitae an – ein Verein, der 1999 auf Initiative unter anderem des Zentralkomitees deutscher Katholiken (ZdK) gegründet worden war.
Im vergangenen Jahr kamen laut der Lingener Beraterin Waltraud Wolbert 631 Frauen in die drei emsländischen Einrichtungen von Donum Vitae – fast 40 Prozent nahmen die Konfliktberatung in Anspruch. Ob sie mit dem Nachweis der Beratung dann tatsächlich die Schwangerschaft haben abbrechen lassen, erfahren die Beraterinnen meist nicht. Monika Eilers (Papenburg), die wie Wolbert früher beim SkF gearbeitet hat, bekräftigt, dass auch Donum Vitae für den Schutz des Lebens berät. „Wir ermutigen die Frauen, das Kind zu bekommen und schauen mit ihnen nach Ressourcen und Hilfen.“
Diese Haltung wird mittlerweile auch von der Deutschen Bischofskonferenz gewürdigt, nachdem Donum Vitae anfangs umstritten und angefeindet worden war. So hatte der Vorsitzende, Kardinal Reinhard Marx, in einem Schreiben 2018 an das ZdK die Beraterinnen gelobt: Ihnen sei es gelungen, zahlreichen Frauen Mut zu machen für ein Leben mit dem Kind.
Finanzielle Hilfen sind nur „Türöffner"
Um die Haltung geht es auch den Beratungsstellen von SkF und Caritas, die sich laut Marita Theilen und ihrer Geschäftsführerin-Kollegin Rita Gödde-Zink (Meppen) seit 1999 deutlich weiterentwickelt haben. „Wir können in vielfältigen anderen Konfliktsituationen Hilfestellung geben, damit die Eltern Perspektiven für das Leben mit dem Kind entwickeln“, sagt Theilen. Die finanzielle Hilfe ist dabei oft nur der „Türöffner“ in ein Gespräch über mögliche weitere Probleme, die Paare oder alleinstehende Frauen belasten. Dabei geht es laut Kerstin Merks (SkF Esterwegen) zum Beispiel um Ängste vor einer Fehlgeburt und ob das Kind gesund sein wird, wie sich Beruf und Familie vereinbaren lassen, ob das Geld künftig reichen wird, wie die Eltern eine größere und auch bezahlbare Wohnung bekommen können – und wie man wann welchen Antrag an wen stellen muss. Da kann es zum Beispiel um den Mutterschutz, das Elterngeld oder Sozialleistungen gehen. Nicht selten sprechen die Beraterinnen mit Frauen, die einfach große Angst haben, ob sie der Verantwortung überhaupt gewachsen sind. „Denn nichts verändert die Biografie einer Frau so sehr wie eine Schwangerschaft“, sagt Melanie Triphaus.
Sowohl Caritas als auch SkF können dabei auf ein dicht geknüpftes Netzwerk eigener Hilfsangebote verweisen. Wie die „Frühen Hilfen“ mit Geburtsvorbereitungskursen, Gruppentreffen, Familienpatentschaften und Besuchsdiensten. Hilfe bieten die Beraterinnen auch in Fragen vorgeburtlicher Diagnostik, beim Tod des Kindes oder einer möglichen Behinderung an. Einige Frauen begleiten die Teams von SkF und Caritas intensiv und länger als früher. „Das Leben ist komplizierter geworden“, sagt Triphaus.
Petra Diek-Münchow
Die Schwangerenberatungsstellen des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) sind in Lingen unter Telefon 05 91/80 06 20, in Meppen unter 0 59 31/9 84 10 und in Esterwegen unter 0 59 55/28 71 zu erreichen. Die Beratungsstellen der Caritas haben in Papenburg die Telefonnummer 0 49 61/9 44 10 und in Sögel 0 59 52/9 37 00. Die Beratung ist kostenlos. Außerdem gibt es auch eine Online-Beratung: www.beratung-caritas.de