„macher"-Projekt
Das Emsland lebt von kleinen Initiativen
Wer könnte bei uns mitarbeiten? Wie gewinnen wir neue Mitglieder? Solche Fragen stellen sich viele Gruppen. Kerstin Heeke vom „macher“-Projekt berät mit dem „Vereins-Check“ Initiativen und Verbände im Emsland. Sie will die Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Kirchen verbessern.
Die letzten Faltblätter liegen auf dem Tisch vor Kerstin Heeke. „800 Stück haben wir gedruckt und schon im ganzen Emsland verteilt“, sagt die 32-Jährige. Ab sofort können sich Gruppen, Vereine und Verbände bei ihr im Kolping-Bildungshaus (KBS) in Salzbergen für einen „Vereins-Check“ melden. Einen Tag lang können ehrenamtliche Vorstände und Mitglieder dabei ihre eigene Arbeit auf den Prüfstand stellen, neue Ideen und praktische Tipps mitnehmen. Die genauen Themen bestimmen die Teilnehmer bei einem Beratungsgespräch im Vorfeld selbst, Kerstin Heeke will bewusst nichts vorgeben. „Es kommt auf die Fragen an, die eine Gruppe mitbringt“, sagt sie. Das kann die Öffentlichkeitsarbeit sein, die Jahresplanung, der Umgang mit Konflikten oder wie sich in einem Gremium am besten die Aufgaben verteilen lassen.
Kerstin Heeke, die Referentin des seit September laufenden „macher“-Projektes im KBS (siehe auch „Zur Sache“), will damit die ehrenamtliche Arbeit im Emsland stärken. Der „Vereins-Check“ richtet sich dabei nicht nur an kirchliche Verbände, sondern an alle interessierten Gruppen: an Nachbarschaftshilfen und Spielplatzgemeinschaften, an Heimatvereine und Sportgruppen, an Chöre, Fördervereine und besondere Bündnisse. „Gerade von solchen manchmal auch kleinen Initiativen lebt das Emsland“, sagt Heeke. Aber sie weiß auch, dass nicht wenige Vereine zunehmend zu kämpfen haben. Weil sie nicht genug Nachwuchs für den Vorstand finden, weil sich viele Menschen nicht mehr langfristig an einen Verein binden wollen, weil die bisherigen Angebote dringend mal aufgefrischt werden müssen. Genau da will der „Check“ ansetzen und Hilfestellung geben.
Wie der ländliche Raum von dem ehrenamtlichen Engagement in Vereinen und Verbänden profitiert, weiß Kerstin Heeke am besten aus eigener Erfahrung. Sie lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Ort im nördlichen Münsterland und ist aufgewachsen in Hopsten. „Die Strukturen dort sind ganz vergleichbar mit denen im Emsland“, sagt sie und erzählt von einem „klassisch katholischen“ Lebenslauf. Nach der Erstkommunion wird sie Messdienerin, leitet später Ministrantengruppen und das entsprechende Zeltlager. „Die Kirche war immer der wichtigste Anbieter für Jugendarbeit“, betont Heeke. Auch in der Katholischen Landjugendbewegung und im plattdeutschen Theater macht sie mit, lernt dort selbstständiges Organisieren auch ohne Hauptamtliche im Hintergrund. „Das gehörte für mich alles zum Großwerden im Dorf dazu.“
Wertvolle Erfahrungen aus Jugend, Studium und der Arbeit in Lingen
Nach dem Abitur studiert die Hopstenerin Soziale Arbeit an der Katholischen Hochschule in Münster, engagiert sich währenddessen in einer Einrichtung für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen. In ihrer Masterarbeit beschäftigt sie sich mit Netzwerken und Fallmanagement in der sozialen Arbeit. „Das passt gut zu dem „macher"-Projekt jetzt“, sagt sie. Ihre erste Stelle nach dem Studium tritt die junge Frau als Dekanats
jugendreferentin in Lingen an. Sechs Jahre arbeitet sie dort im Katholischen Jugendbüro bis zu ihrer Elternzeit und lernt „unglaublich tolle Leute“ kennen, die sich „mit viel Herzblut ehrenamtlich einsetzen.“ Berufsbegleitend absolviert Kerstin Heeke außerdem den Masterstudiengang Theologische Bildung in Paderborn, weil sie nach mehr Hintergrundwissen sucht. Gerade hat sie ihre Abschlussarbeit abgegeben.
Aus Jugend, Studium und der Arbeit in Lingen nimmt die 32-Jährige wertvolle Erfahrungen in das „macher“-Projekt mit. Sie kennt nicht nur die Strukturen im ländlichen Raum, sie weiß auch um die Netzwerke im Emsland „und wie kurz manchmal die Wege dort sind.“ Und damit meint sie weniger die Entfernung als mehr die persönliche Nähe. Heeke hat gelernt, wie wichtig es ist, Ehrenamtliche zu begleiten – sie in ihren Kompetenzen zu stärken, ihnen etwas zuzutrauen und mit Wertschätzung zu begleiten. Aber dazu gehört nach ihrem Empfinden auch, mit einem wohlmeinenden „Blick von außen“ durchaus mal einen kritisch-konstruktiven Blick auf die Arbeit von Gruppen zu werfen.
Das passt gut zu den Zielen des Projektes im Kolping-Bildungshaus. Und da steht in den nächsten Wochen noch einiges auf dem Stundenplan von Kerstin Heeke. Neben den „Vereins-Checks“ will sie in diesem Jahr in allen 19 Kommunen des Emslandes „Mandatsträgertreffen“ installieren. Dabei sollen nicht nur Bürgermeister und Ortsräte an einem Tisch zusammenkommen, sondern auch Pfarrgemeinderäte, Kirchenvorstände und Mitglieder aus kirchlichen Verbänden. „Es geht darum, Kontakte zu knüpfen, sich kennenzulernen und sich besser miteinander abzustimmen“, erklärt sie. Nicht nur bei Terminen, sondern auch in Angebot und Profil. Heeke will damit die Netzwerke in den Dörfern und Städten fördern, will die Zusammenarbeit von Kommune und Kirche verbessern. Außerdem möchte sie gern mehr Christen motivieren, sich in der Politik zu engagieren – vor allem junge Leute und Frauen. Erste Ideen dazu gibt es schon, man darf gespannt sein.
Petra Diek-Münchow
Ab sofort können sich interessierte Gruppen für den „Vereins-Check“ im Kolping-Bildungshaus in Salzbergen melden. Die Teilnahme an der Tagesveranstaltung kostet einschließlich Verpflegung und Referenten zehn Euro pro Person. Weitere Infos: Telefon 0 59 76/9 49 40, E-Mail: macher@kbs-salzbergen.de
Zur Sache
Mit aktiven Christen – heimatverbunden und engagiert
Das im Kolping-Bildungshaus in Salzbergen angesiedelte „macher“-Projekt will vor allem die Ehrenamtlichen im Emsland stärken und ihnen Hilfen an die Hand geben. Die Abkürzung steht dabei für den Titel „mit aktiven Christen – heimatverbunden, engagiert, richtungsweisend.“ Das Projekt ist mit einer 30-Stunden-Stelle besetzt, auf drei Jahre angelegt und wird gemeinsam vom Bistum Osnabrück, dem Landkreis Emsland, der Klosterkammer Hannover, dem lutherischen Kirchenkreis Emsland-Bentheim und der Hamburger Stiftung Lebendige Stadt finanziert.
Eine der Grundlagen für das Projekt ist die vom Bistum und dem Diözesan-Caritasverband initiierte Studie über das Emsland. Dabei hatte das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung viel Lob für die Region verteilt – besonders wegen der vielen Ehrenamtlichen in den Dörfern und Kirchengemeinden. Zugleich verweist die Studie aber auch darauf, dass der gesellschaftliche Wandel vor dem Emsland nicht halt macht.
Info: www.kbs-salzbergen.de