Perspektivplan 2018 erfüllt
Das Ende der Debatten
Vor gut zehn Jahren startete im Bistum ein Strukturprozess. Mit den letzten Gemeindefusionen ist der Perspektivplan 2018 seit ein paar Tagen erfüllt. Spätestens jetzt beschäftigen sich die Pfarreien mit inhaltlichen Fragen.
Sie haben nicht alle das gleiche Tempo vorgelegt. In vielen Gemeinden ist die Frage, wer sich wann mit wem zusammenschließt, schon seit Jahren geklärt. Zum Teil sind neue Pfarreiengemeinschaften mehrerer selbstständiger Pfarreien entstanden, zum Teil wurden Fusionen vollzogen. Mit Wirkung vom 1. Januar sind im Bistum nun die letzten Zusammenschlüsse unter Dach und Fach, gefeiert wird das im Laufe der nächsten Tage und Wochen; betroffen sind Osnabrück und Leer. Damit ist der sogenannte Perspektivplan 2018 erfüllt, mit dem das Bistum eine neue Struktur erhalten hat. Die Debatten darum können verstummen, denn Verantwortliche des Bistums haben wiederholt erklärt, dass es keine größeren Einheiten mehr geben werde. Gefragt sind jetzt Ideen, wie die neue Struktur mit Leben gefüllt werden kann.
„Die Stimmung ist sehr unaufgeregt“
Nicht überall ist es so geräuschlos vonstattengegangen wie in der Osnabrücker Weststadt. Pfarrer Christoph Baumgart nimmt die Stimmung als „sehr unaufgeregt“ wahr. Die Zusammenarbeit ist über die Jahre bereits eingeübt, so dass die Fusion jetzt eher ein Abschluss auf der Verwaltungsebene sei. Im neuen Logo sind die Umrisse der drei Gemeindekirchen erkennbar. Firmvorbereitung oder Erstkommunionkatechese machen alle Gemeinden gemeinsam, Gruppen treffen sich jeweils vor Ort.
Im Osnabrücker Süden und Osten war es nicht so ruhig. „Die Voxtruper wären gerne selbstständig geblieben“, sagt Pfarrer Anton Sinningen. Vertraute Gottesdienstzeiten werden entfallen, „das wird sicherlich eine Umstellung geben“. Viele Gespräche hat es im Vorfeld gegeben mit Gemeindegremien und den Pastoralteams. „Es kann jetzt losgehen“, sagt Pfarrer Hermann Hülsmann. Vier Wochen lang werden die beiden Geistlichen noch in der neuen Pfarrei arbeiten, bevor beide versetzt werden und es noch vor den Sommerferien ein neues Team gibt.
Ganz anders die Situation in der Domgemeinde, die sich ebenfalls vergrößert. Schon vor elf Jahren waren die Gemeinden Herz Jesu und Barbara zur Domgemeinde gekommen, jetzt folgen noch St. Matthias und Liebfrauen. „Keiner hat den Eindruck, dass der eine dem anderen etwas wegnehmen will“, sagt Dompfarrer Thilo Wilhelm, das sorge allgemein für Entspannung. Neben Wohlwollen und Verständnis hat er auch Trauer beobachtet, die es ernst zu nehmen gelte. Aber er sieht auch Chancen: „Der Kreis der Engagierten wird insgesamt größer“, sagt er. Äußeres Zeichen für die neue Pfarrei wird eine Metallplatte im Fußboden des Kreuzgangs neben dem Dom sein, auf der die Neugründung dokumentiert wird.
„Jetzt werden wir das Beste daraus machen“
Auf eine Fusion hatten sich die beiden Leeraner Gemeinden St. Michael und St. Marien eigentlich nicht eingestellt; beide waren von einer Pfarreiengemeinschaft mit Weener und Moormerland ausgegangen. Dann habe das Bistum aber doch eine Fusion innerhalb der Stadt angeordnet, erinnern sich Gemeindevertreter. „Jetzt werden wir das Beste daraus machen“, sagt Michael Kahlert vom bisherigen Kirchenvorstand St. Michael und weiß sich einig mit Horst Schlarmann von St. Marien. Mit dem neuen Namen erinnert die Pfarrei an den seliggesprochenen Kaplan Hermann Lange, der vor knapp 75 Jahren von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde und aus Leer stammte.
72 Einheiten sind im Bistum durch die Zusammenschlüsse entstanden. Als die Gespräche zum Perspektivplan begannen, gingen die Verantwortlichen davon aus, dass sie für jede Einheit einen leitenden Pfarrer zur Verfügung stellen könnten. Mehr als zehn Jahre später zeigt sich, dass das nicht mehr lange möglich sein wird. Dass die Folge nicht automatisch größere Einheiten sein können, die an die Priesterzahl angeglichen werden, stellt die Bistumsleitung immer wieder klar. Stattdessen sollen alternative Leitungsmodelle erprobt werden, bei denen Laien mehr Verantwortung übernehmen können.
Und der Fokus könne nun auf den Inhalten liegen, heißt es. „Wie wollen wir Kirche sein, wie wollen wir die Menschen erreichen?“, drückt es Bruno Krenzel aus, Geschäftsführer des Seelsorgeamts. In 20 Pfarreiengemeinschaften beschäftige man sich derzeit mit lokaler Kirchenentwicklung, bei der Ehrenamtliche mehr und mehr in die Verantwortung einbezogen werden. Pfarrer Sinningen zitiert ein Wort, das schon in den 80er Jahren eine Rolle spielte: „Von der versorgten Gemeinde zur mitsorgenden Gemeinde werden.“
Matthias Petersen/Mitarbeit: Klaus Dieckmann
Termine
– In der Osnabrücker Weststadt sowie in Hasbergen wird der Zusammenschluss der Gemeinden St. Elisabeth, St. Wiho und St. Josef am Sonntag, 17. Juni, mit dem „Gemeinsamfest“ begangen. Zum Gottesdienst in der St.-Elisabeth-Kirche kommt der Bischof.
– Fünf Gemeinden aus dem Süden und Osten Osnabrücks schließen sich zur Pfarrei St. Joseph zusammen. Neben der Pfarrkirche gehören dazu St. Antonius (Voxtrup), Heilige Familie (Schölerberg), St. Ansgar (Nahne) und Maria – Hilfe der Christen (Lüstringen). Der Bischof kommt zum Pontifikalamt am Samstag, 20. Januar, 17 Uhr.
– Die Domgemeinde wird um zwei Gemeinden aus dem Nordwesten Osnabrücks erweitert: St. Matthias (Pye) und Liebfrauen (Eversburg). Gründungsmesse ist am Sonntag, 14. Januar, um 9.45 Uhr im Dom. Am Samstag, 9. Juni, ist Gemeindefest rund um die Kirche in Eversburg.
– Die Gemeinden St. Michael (Leer) und St. Marien (Leer-Loga) schließen sich zur Pfarrei Seliger Hermann Lange zusammen. Gottesdienst am Sonntag, 14. Januar, 10.30 Uhr, in St. Michael.