Advent
Das Glück in kleinen Dingen finden
Im Advent können einfache Dinge Freude machen, mit denen der Alltag unterbrochen wird: Ein Licht ins Fenster stellen? Ja, verbunden mit der Fürsprache für eine andere Person. Luciakatzen backen? Ja, und das Hefegebäck dann in fröhlicher Runde gemeinsam essen.
Ob mit Tannengrün und Kerzen oder glitzernden LED-Lichterkränzen – Haus oder Wohnung sind geschmückt, nun ist es Zeit, sich auf die besinnlichen Aspekte der Adventszeit zu konzentrieren. Dabei können Gedenktage Anregungen geben, wie man in kleinen Dingen Gutes findet.
Barbarazweige schneiden
Der 4. Dezember ist der Barbaratag. Früher war der Brauch sehr verbreitet, an diesem Tag ein paar Zweige vom Kirschbaum zu schneiden und in die Vase zu stellen in der Hoffnung, dass diese an Weihnachten erblühen. Es eignen sich Kirsche, Mandel oder Pfirsich, aber auch Forsythien. Doch warum klappt das mit der Blüte nicht immer? „Wichtig ist hierbei, dass die Äste zumindest einmal dem Frost ausgesetzt waren, da sie sonst nicht zu blühen beginnen“, schreibt die Slow-Flower-Farmerin Elisabeth Rehrl in einem Buch über die Slowflower-Bewegung (Haupt Verlag). Experten weisen darauf hin, dass es früher kälter war und die Zweige Anfang Dezember oft schon Frost abbekommen hatten, so wie es in diesem Jahr in einigen Regionen ebenfalls der Fall war.
Für den Fall, dass es noch keinen Frost gegeben hat, empfehlen Hausfrauen und -männer, die frisch geschnittenen Kirschzweige zunächst für ein paar Stunden oder über Nacht in einen Gefrierschrank oder eine Gefriertruhe zu legen, bevor sie dann am nächsten Tag – aufgetaut – in eine saubere Vase gestellt werden, verholzte Stiele wie Kirschzweige oder Flieder „am Stiel mit einer Baumschere kreuzweise für die bessere Wasseraufnahme einschneiden“, rät Rehrl. Tipp: Vasenwasser möglichst oft wechseln und dabei auch die Stiele anschneiden.
Doch was hat der Kirschzweig mit Barbara zu tun? Der Legende nach wollte Barbara, die um das Jahr 300 lebte, ihr Leben Christus widmen. Ihr erboster Vater sperrte sie in einem Turm ein, doch sie ließ sich trotzdem taufen. Der Vater ließ sie ins Gefängnis bringen, bei ihrer Verhaftung blieb ein Zweig an ihrer Kleidung hängen, der später nach ihrem Tod erblühte.
Nikolaustag feiern
An Nikolaus, 6. Dezember, gibt es in vielen Familien morgens oft Süßigkeiten im Stiefel. Man kann an diesem Tag an die Güte des heiligen Nikolaus von Myra auch erinnern, indem man nette Menschen zum Kaffeetrinken oder Abendessen einlädt, vieleicht die Studentin aus dem Haus, die immer die Pakete annimmt, oder den älteren Herrn, der die Mülltonnen für alle an die Straße zieht.
Wer den Nikolaustag feiert, kann eine passende Tischdeko selbst herstellen, indem man Bestecktüten anfertigt: Roten Filz zu einem Dreieck zuschneiden und vernähen (obere, breite Seite offen lassen), so dass es einer Schultüte ähnelt. Den Rand der breiten, offenen Seite mit weißer Watte bekleben. So sehen Filz und Watte in Dreiecksform wie eine Weihnachtsmannmütze aus. In diese kleine Mütze jeweils Besteck legen und auf dem Tisch drapieren. Wer Behälter für Teelichter baucht, kann leere Marmeladengläser adventlich bemalen und auf dem Tisch verteilen.
Luciakatzen backen
Der Gedenktag der heiligen Lucia ist am 13. Dezember. Das Luciafest wird in Schweden sehr groß gefeiert, die älteste Tochter eines Haushalts darf als Lucia auftreten, mit einem Lichterkranz auf dem Kopf. So wird daran erinnert, dass die heilige Lucia, die um das Jahr 300 lebte, während der Christenverfolgung andere Getaufte mit Brot versorgte und auf ihren Gängen zu den Menschen einen Lichterkranz auf dem Kopf trug, um die Hände frei zu haben. Weil sie dem christlichen Glauben nicht abschwor, wurde Lucia getötet.
Am Luciatag kann man an diese Heilige erinnern, die sich für andere einsetzte. Sie können das schwedische Hefegebäck „Luciakatzen“ backen und in netter Runde essen oder einige Teilchen an andere verschenken.
Hier ist das Rezept:
Zutaten: 1 Kilo Mehl, 42g frische Hefe, 500 ml Milch, 200 g Butter, 150 g Zucker, 2 g gemahlener Safran, 1 Prise Salz, Rosinen zum Verzieren, 1 Ei zum Bestreichen.
So geht es: Die Milch erwärmen, dann die Hefe hineinbröckeln und mit 4 Esslöffeln Mehl und einem Teelöffel Zucker verrühren. Das Hefegemisch 30 Minuten an einem warmen Ort abstellen, damit der Grundteig aufgehen kann. In der Zwischenzeit die restlichen Zutaten in eine große Schüssel geben und später mit dem Hefeteig verkneten. Das Ganze weitere 60 Minuten gehen lassen. Danach kleine Luciakatzen formen: Dazu einen 15 Zentimeter großen Schnörkel legen, der aussieht wie ein bauchiges Fragezeichen. In die beiden Schnörkel unten und oben jeweils eine Rosine stecken. Danach werden die kleinen Katzen mit Ei bepinselt und kommen bei 180 Grad für etwa 20 Minuten in den Ofen.
Licht ins Fenster stellen
„Das Licht scheint in der Finsternis und die Finsternis konnte es nicht auslöschen“, heißt es in der Bibel im Johannesevangelium über Jesus. Wenn wir ein Licht aufstellen, erinnern wir daran, dass in der Adventszeit auf das Kommen des Herrn gewartet wird. Darauf beruht der Brauch, Lichter ins Fenster zu stellen. Aus den Schwippbögen im Fenster ist mittlerweile eine Ansammlung von LED-Ketten geworden. Sie können den Brauch wiederbeleben und jeden Abend auf der Fensterbank eine Kerze anzünden. Dabei schließen Sie jemanden ins Gebet ein, der Ihre Fürsprache brauchen kann; das kann der Nachbarsjunge sein, der eine Prüfung hat, die Nichte, die ins Krankenhaus muss, oder das kleine Kind, das täglich auf dem Weg zur Kita an Ihrem Fenster vorbeikommt. Nehmen Sie sich Zeit, denken Sie bewusst an diese Person und wünschen ihr Gottes Segen.
Freude mit Fotos verschicken
Wer ein Smartphone besitzt, kann im Advent schöne Momente sammeln und Fotos in besonderen Situationen oder von Motiven in der Natur machen. Diese Bilder lassen sich mit einem Schnittprogramm aus einer Foto-App zu einer Bildergalerie zusammenfügen, die man außerdem mit einem Lieblingslied ergänzen kann. Diese Bildergalerie kann man an Großeltern, Patentante oder Bruder und Schwester in der Ferne verschicken; so kann man im Advent mit ihnen in Kontakt sein.
Auszeit in der Natur
Sich verbunden fühlen mit Gott und der Schöpfung – das geht am besten in der freien Natur. Die Stunde am Seeufer, im Wald oder beim Spaziergang durch den Park sollten Sie sich bewusst vornehmen und rechtzeitig in den Tagesablauf einplanen, denn es wird früh dunkel. Sie können alleine losgehen und ihre Gedanken fliegen lassen oder mit Freunden und Familie unterwegs sein und sich unterhalten oder gemeinsam schweigen. Ziehen Sie sich passend an und lassen Sie sich auf „schlechtes Wetter“ ein: Wind und Regen im Gesicht zu spüren oder wegen der Kälte schneller zu gehen, bringt Sie zum Ursprung ihres Seins zurück und kann Sie neu erden.
Andrea Kolhoff