Pater Ralf Winterberg ist Urlauberseelsorger in Eutin
Das Hobby zum Beruf gemacht
Foto: Marco Chwalek
„Ich freue mich wie ein kleiner Junge, dass ich hier frischen Fisch bekomme, das ich ihn auch kochen und mit anderen genießen kann“, sagt Pater Ralf Winterberg (61). Mit anderen Menschen zum Essen zusammenzukommen und gesellig zu sein, das ist für den „kölsche Jung“, wie er sich selbst nennt, eine wunderbare Sache. Bereits seit März ist er als neuer Tourismusseelsorger der Eutiner Pfarrei St. Vicelin an der Ostseeküste, Nachfolger des langjährigen Kur- und Urlauberseelsorgers Helmut Michels. Der Pastoralreferent war Ende September vergangenen Jahres in den Ruhestand verabschiedet worden.
Pater Ralf wurde nun im Juni offiziell in sein Amt eingeführt. Und es ist wohl nicht zu sehr übertrieben zu behaupten, dass seine neue Aufgabe ihm Spaß macht. „Das ist auch für mich ein persönliches Aufatmen und eine Gelegenheit, mal neuen Wind in die Segel zu lassen“, erzählt er beim Gespräch im Strandkorb an der Strandpromenade Ecke Seebrücke, einem seiner neuen Arbeitsplätze. Doch dazu gleich mehr.
Pater Ralf gehört zum franziskanischen Orden der Amigonianer, der sich im Ruhrgebiet – Schwerpunkt Gelsenkirchen – um benachteiligte Kinder und Jugendliche kümmert. Für diesen Bereich trägt der Sozialpädagoge bei seinem Orden die Verantwortung und wird das auch weiterhin tun, nur dass er jetzt eben vieles per Internet mit seinen Mitbrüdern abspricht.
Pater Ralf bringt reichlich Erfahrung mit
Erfahrung als Seelsorger für Reisende hat er schon bei anderer Gelegenheit gesammelt, nämlich seit 15 Jahren als Tourismusseelsorger im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz. Auf Kreuzfahrtschiffen war und ist er einmal jährlich nicht nur Ansprechpartner für die Urlauber, sondern auch für die Matrosen an Bord. „Das war ein Hobby und jetzt wurde aus dem Hobby ein Beruf“, so der begeisterte Wassersportler.
„Es ist hier an der Küste ein Sehnsuchtsort und das hat mich auch persönlich bewogen, hierherzukommen.“ Das Persönliche meint auch, dass er noch einmal ganz bewusst die Situation des Alleinseins erfahren will. Denn schon als 18-Jähriger trat er in die Ordensgemeinschaft ein und widmete ihr einen Großteil seines Lebens. Er habe dort „sehr viele glückliche Jahre erleben dürfen“, aber es sei ihm auch wichtig, mit zunehmendem Alter noch einmal an sich selbst zu arbeiten, „noch einmal aufzuatmen und mich auf meine Kräfte zu konzentrieren.“
Dass Pater Ralf dabei auf lauter Landsleute aus Nordrhein-Westfalen trifft, ist ein weiterer Pluspunkt. „Es ist gleichzeitig ein Heimspiel sozusagen“, sagt er. Und er versteht, warum die Menschen an die Küste kommen: „Ich denke, man braucht im Herzen und in der Seele so viel Weite, um ein Stück weit die Seele baumeln zu lassen, aufzuatmen und dann eben auch neue Perspektiven im Leben zu entwickeln, sich von Herzen auszuruhen.“ Kirche habe genau da ihren Platz, aber eben nicht allein mit steinernen Gemäuern, in denen gewartet werde, bis jemand komme, „sondern dahin zu gehen, wo die Menschen sind und sie an einem schönen Ort, so wie Gott ihn geschaffen hat, willkommen zu heißen.“
Nun ist Pater Ralf Winterberg eben genau dafür da und zusammen mit der evangelischen Kirche, dem örtlichen Bürgermeister in Dahme und dem Tourismusservice hat er unter der Überschrift „Aufatmen – Urlauberseelsorge Ostholstein“ verschiedene Angebote abgestimmt, die überwiegend mittwochs, freitags und sonntags stattfinden. Dazu gehört zuallererst der eingangs erwähnte „Zuhör-Korb“, wo Urlauber entweder einfach dem Meer oder eben auch Pater Ralf zuhören können. Der Geistliche ist jeweils mittwochs zwischen 10 und 13 Uhr vor Ort und dazwischen andernorts an der Ostseeküste anzutreffen.
Auf Spurensuche im Kloster Cismar
Der Strandkorb ist Treffpunkt etwa für die Pilgerwege, zu denen Pater Ralf ebenfalls jeweils mittwochs um 8 Uhr einlädt. Um 15 Uhr eröffnet dann zum Spielecafé ins Strandhaus Grömitz ein. An den Freitagen vom 14. und 21. Juli führt Pater Ralf jeweils um 16 Uhr „auf den Spuren der Mönche“ durch das Kloster Cismar (ohne Anmeldung).
Geplant sind darüber hinaus sonntags Open-Air-Gottesdienste und Angebote im Strandhaus Grömitz, bei denen sich alles um die Familie dreht.