Das Kreuz Jesu auf unseren Straßen

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Am Karfreitag das Kreuz Jesu betrachten oder es durch die Straßen tragen. Diese Tradition findet im ganzen Norden Deutschlands immer neue Ausprägungen – wie etwa den Hamburger „Kreuzweg für die Rechte der Flüchtlinge“.

Kreuzweg für die Rechte der Flüchtlinge
Seit 20 Jahren: „Kreuzweg für die Rechte der Flüchtlinge“.  Archivfoto: Monika Sendker

„Vater, vergib ihnen. Denn sie wissen nicht, was sie tun.“ So hatte Jesus für die beiden Verbrecher gebetet, die mit ihm gekreuzigt wurden. Würde Jesus das auch heute über diejenigen sagen, die immer mehr Geflüchtete ins kriegsgebeutelte Afghanistan abschieben, die zivile Seenotrettung im Mittelmeer kriminalisieren oder das Gewähren von Kirchenasyl systematisch ablehnen? Ausgrenzung und Abwehr gegenüber Flüchtlingen: Ein besonderer ökumenischer Kreuzweg am Karfreitag will solche Fragen ansprechen, sie vor Gott bringen und ihn um Beistand bitten. Der 20. „Kreuzweg für die Rechte der Flüchtlinge“, diesmal mit dem Motto „Denn sie wissen nicht, was sie tun“, führt durch die HafenCity und die Innenstadt. Er beginnt um 12.30 Uhr vor der Hafenpolizeiwache an der Kehrwiederspitze und endet gegen 15 Uhr im Gemeindehaus der evangelisch-reformierten Kirche (Ferdinandstraße 21). Weihbischof Horst Eberlein und die evangelisch-lutherische Bischöfin Kirsten Fehrs sind mit dabei.

Unterwegs halten die Teilnehmer an sieben Stationen. Themen werden die Diskriminierung der Roma in ihren Herkunftsländern und in unserem Asylsys­tem, die weltweite Verfolgung von Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung, das Sterben an den Seegrenzen und die Lager an den Außengrenzen der Europäischen Union sein. „Zum Kreuzweg gehören neben Gebeten, Liedern, Bibeltexten und Fürbitten unter anderem auch die Stille sowie Kreuzweg-Zeichen an den jeweiligen Stationen“, berichtet Andreas Petrausch, Flüchtlingsseelsorger im Erzbistum Hamburg. Und das „Er-tragen“ des Kreuzes. „Wir hoffen, dass wir Menschen erreichen, die sich für Flüchtlinge engagieren, und auch die, die mit einem traditionellen Kreuzweg nicht viel anfangen können, aber mit dem Leiden Christi schon“, sagt der Diakon. „Wir schaffen eine Verbindung: Was hat der Kreuzweg Christi mit der heutigen Zeit zu tun?“

Petrausch engagiert sich in der Kreuzweg-Vorbereitungsgruppe. Neben der Katholischen Flüchtlingsseelsorge/Caritas sind folgende Gruppen und Initiativen mit dabei: die diakonische Basisgemeinschaft „Brot & Rosen“, die Arbeitsgemeinschaft Kirchliche Flüchtlingsarbeit Hamburg, das Zentrum für Mission und Ökumene, das Ökumenische Forum HafenCity, die Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche, die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Hamburg, die Mennonitengemeinde zu Hamburg und Altona und die evangelisch-reformierte Kirche in Hamburg. In den vergangenen Jahren hatten am „Kreuzweg für die Rechte der Flüchtlinge“ zwischen 50 und 300 Menschen teilgenommen.

Text: Norbert Wiaterek