Fest Kreuzerhöhung
Das Kreuz verbindet
Wer die Wechselburger Basilika betritt schaut sofort zur Triumphkreuzgruppe hinauf. Sie entstand um das Jahr 1230. Fotos: Dorothee Wanzek, Holger Jakobi, Archiv |
Wer die Basilika im mittelsächsischen Wechselburg betritt – egal ob zum ersten Mal oder viermal am Tag, wie es die Benediktiner tun – dessen Blick geht hinauf zur Triumphkreuzgruppe des Lettners. Prior Pater Maurus Kraß beobachtet oft, was dann geschieht: Die Menschen richten sich auf, ihr Blick geht nach oben, sie werden größer und freier. „Unser Kreuz erweitert die Perspektive, die Menschen lösen sich von ihren Verkrampfungen, sie spüren die Botschaft dieses Kreuzes “, betont der Benediktiner.
Pater Maurus weiß um die Kraft der Basilika und weist bei Führungen auf Details hin. |
Mit der Auffindung des Kreuzesholzes verbunden
Am kommenden 14. September wird das Fest Kreuzerhöhung gefeiert, das Patronatsfest der Wechselburger Basilika. Das Fest hat seinen Ursprung in Jerusalem: Dort war am 13. September 335 die Konstantinische Basilika über dem Heiligen Grab feierlich eingeweiht worden. Der 13. September war zudem der Jahrestag der Auffindung des Kreuzes durch die heilige Helena – der Mutter Kaiser Konstantins. Am 14. September, dem Tag nach der Kirchweihe, wurde in der neuen Kirche dem Volk zum ersten Mal das Kreuzesholz gezeigt – erhöht – und zur Verehrung dargereicht. Später brachte man das Fest auch in Verbindung mit der Wiedergewinnung des heiligen Kreuzes durch Kaiser Heraklius im Jahr 628. In einem unglücklichen Krieg war das Kreuz an die Perser verloren gegangen. Heraklius brachte es feierlich an seinen Platz in Jerusalem zurück.
Wechselburg ist über die Jahrhunderte Kraftquelle und eine Ermutigung für die Menschen geblieben. Pater Maurus weist in diesem Zusammenhang auf einen anderen Aspekt des dortigen Kreuzes hin.
Kreuz verbindet über die Jahrhunderte
Es enstand um 1230 und zeigt Christus in der Übergangsphase von der Romanik zur Gotik. Das Leiden Jesu wird stärker in den Blick genommen. „Es war eine Zeit des Umbruchs, in der die Menschen tiefe Angst hatten.“ Im 14. Jahrhundert kam die Pest hinzu, die durch Europa zog. Niemand wusste, ob er die nächste Woche noch erlebt. In der Beschauung des leidenden Herrn, des Schmerzesmannes, fanden die Menschen Trost. So sicher auch in Wechselburg. Auch in der Phase der coronabedingten gesellschaftlichen Abschottung wurde die Triumphkreuzgruppe so zu einem Ort, an den es die Menschen zog. „Wir hatten unsere Kirche täglich geöffnet, was viele sehr gerne annahmen. Die Kerzenständer waren immer voller Lichter. Besonders gefreut hat mich eine Eintragung im Fürbittbuch. Ein Besucher dankte damit den Jüngern Christi, die diesen Ort offen halten. „Als Jünger gesehen zu werden, das ist schon eine besondere Ehre.“ Die Fürbitten – die ganz konkrete Nöte in den Blick nehmen – stammen übrigens nicht nur von Christen. Auch das, so Pater Maurus, ist eine Besonderheit des Wechselburger Kreuzes, es schließt nicht aus, sondern es verbindet Himmel und Erde sowie Gott und die Menschen. Der inzwischen verstorbene Generalvikar des Bistums Dresden–Meißen, Michael Bautz, sagte einmal: „Das Wechselburger Kreuz heilt.“
Der geschändete Christus ohne Arme in Waldsassen. |
Kopie des Geschändeten Heilands im Kloster
Zum diesjährigen Fest Kreuzerhöhung feiert Pater Maurus übrigens den 40. Jahrestag seiner Ordensprofess, die er im Kloster Ettal ablegte. Mit Blick auf sein eigenes Leben erinnert er daran, dass jeder christliche Lebensweg Kreuzesnachfolge ist. „Es gab Höhen und Tiefen, aber letztlich hat mich Gott hierher geführt und ich bin hier ein glücklicher Mensch.“ Persönlich beginnt der Prior seinen Tag vor dem Kreuz in seinem Zimmer mit dem Kreuzzeichen. „Mit der Bewegung von oben nach unten mache ich mir klar, dass Himmel und Erde verbunden sind. Mit der Bewegung von links und rechts verbinde ich mich innerlich mit den Menschen, die neben mir stehen, mit denen ich verbunden bin und all denen, die mir ich heute begegnen.“
Auch in ihrer kleinen Kapelle in der Klausur begegnen die Brüder ganz bewusst dem Kreuz. Es handelt sich um eine Kopie des geschändeten Christus von Waldsassen in der Oberpfalz. Nach dem Zweiten Weltkrieg beobachteten Bayerische Polizisten, wie tschechische Soldaten eine Kapelle zerstörten. Nach deren Abzug holten sie den Korpus und brachten ihn ins Pfarramt. In der dortigen Basilika wird er heute verehrt, erhöht. So beim nunmehr 14. Wallfahrtstag zum Geschändeten Heiland am 20. September. Der Tag erhält mit der nun fertigen Neugestaltung für den Ort des Gnadenbildes einen besonderen Akzent. Der schon für die Neugestaltung des Altarraumes verantwortliche Künster, Herbert Lankl, gestaltete eine Stele aus Eiche für das Gnadenbild, dazu auch neue Opferlichthalterungen. Die Sternwallfahrten beginnen um 9.30 Uhr, der Gottesdienst um 10 Uhr.
Gebet: Meditation zum Kreuz
Ich erhebe meine Augen und schaue zum Kreuz. Das Kreuz Jesu wird von zwei Engeln emporgetragen, hinauf zum Vater.
In diesem Kreuz begegnet mir der dreifaltige Gott, Ic sehe den Vater, der in der linken Hand die Taube als Symbol des Heiligen Geistes hält. Er zeigt mit der rechten Hand auf den Sohn, der sein Leben ganz für mich hingeben hat. Das Gesicht des Vaters und des Sohnes sind sich ähnlich. „Wer mich sieht, sieht den Vater!“, sagt Jesus und: „Ich und der Vater sind eins!“
Neben dem Kreuz stehen Maria und Johannes, traurig und nachdenklich. Unter ihren Füßen sind Könige zu sehen. Der König unter Maria neigt sich vor Jesus, dem größeren König. Der König unter Johannes wehrt sich dagegen. Beide Könige stehen stellvertretend für die Menschen: Für die, die glauben, und für die, die nicht oder noch nicht glauben können. Und doch sind sie hier zusammen vor dem Kreuz.
Ich darf darauf vertrauen: Was immer geschieht, er ist da, er trägt es mit. Ich darf es ihm hinhalten. (gekürzt)
(Quelle zu den Hintergründen des Festes: www.karmelocd.de)
Von Holger Jakobi