Das neue alte „Meisterstück“

Die Orgel in der Kirche St. Katharina in Voltlage im Landkreis Osnabrück hatte eine Restaurierung bitter nötig. Die ehrenamtliche Organistin Annette Kleineberg erinnert sich an das verstimmte Instrument: „Es war schon schwierig, auf der Orgel zu spielen. Sie hat manche Töne verschluckt, teilweise sind die Tasten nicht mehr hochgekommen. Einige Register habe ich gar nicht mehr genutzt.“ Unter diesen Bedingungen Orgel zu spielen, sei für sie als Organistin nicht nur schwierig, sondern teilweise auch unangenehm gewesen. „Vor allem, wenn ich andere Musiker mit der Orgel begleiten sollte.“ 

Allerdings ist die Orgel auch schon mehr als 300 Jahre alt und damit eines der ältesten und wertvollsten Instrumente des Bistums Osnabrück. Sie geht im Grundbestand auf den Herforder Orgelbauer Heinrich Klausing zurück, der zu den herausragendsten Orgelbauern des 17. und 18. Jahrhunderts zählt.

Ein langwieriges und kostspieliges Projekt

Die Orgel in Voltlage wurde zweihundert Jahre nach ihrem Bau von einer Firma aus Ostercappeln erweitert und vor über 50 Jahren das letzte Mal überholt. Dass die Orgel wieder restauriert werden müsste, ist bereits in den 2000er Jahren aufgefallen. Der Voltlager Heimatforscher Norbert Grasbon, der vor zwei Jahren verstorben ist, hat im Jahr 2007 anlässlich seines 70. Geburtstags statt persönlicher Geschenke um Spenden für die Restaurierung der Orgel gebeten. Damit hat er den Startschuss für dieses kostspielige Projekt gegeben. Der Diözesankirchenmusikdirektor und Orgelsachverständige Martin Tigges erarbeitete daraufhin ein Konzept für die Restaurierung.

Erst im Jahr 2020 hat der Orgelausschuss der Kirchengemeinde in Voltlage die Restaurierung beauftragt. Denn vorher musste er sicherstellen, dass die nötigen 350 000 Euro zur Finanzierung des Projektes aufgetrieben werden. Den zahlreichen privaten Spendern schlossen sich lokale Banken, verschiedene Stiftungen sowie das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege und das Bistum Osnabrück an.

Die Orgelbaufirma Hillebrand aus Isernhagen bei Hannover hat die Restaurierung übernommen und dafür die gesamte Orgel abgebaut. Zwei Jahre lang konnten die Voltlager Organisten den Orgelboden nicht betreten. Sie spielten aus einer hinteren Ecke der Kirche auf einer elektronischen Orgel. Diese Übergangslösung hatte einige Tücken. Mal davon angesehen, dass der Klang nicht mit einer richtigen Orgel vergleichbar ist, sei es nicht so leicht gewesen, Blickkontakt mit dem Zelebranten der Messe aufzunehmen, erzählt Annette Kleineberg. „Es musste erst schlechter werden, bevor es besser werden konnte, aber das haben wir in Kauf genommen“, sagt sie. 

Ich wollte gar nicht mehr aufhören, zu spielen

Seit Pfingsten ist die neue alte Orgel wieder fertig aufgebaut und in Benutzung. Der Orgelsachverständige des Bischöflichen Generalvikariats, Jörg Christian Freese, war „sehr begeistert von der Arbeit der Firma Hillebrand“ und bezeichnete die Orgel in Voltlage als „Meisterstück“, wie es in dem Protokoll der Orgelabnahme heißt. Als Kleineberg das erste Mal an der renovierten Orgel saß, war sie begeistert: „Ich wollte gar nicht mehr aufhören, zu spielen. Der klare, volle Klang der Orgel hat mich sehr beeindruckt.“

Auch Pfarrer Hubert Bischof ist stolz: „Mit dieser Orgel haben wir etwas Einmaliges in unserer Kirchengemeinde. Ich freue mich sehr, dass uns dieses Projekt ermöglicht wurde.“ Viele hätten sich für dieses Projekt eingesetzt und nun könnten sie zusammen das Ergebnis feiern, sagt er. Bis zur offiziellen Orgeleinweihung Anfang August wird das Instrument noch weiter eingespielt. Und dann heißt es: zuhören und genießen.

Termine

Die Segnung und Einweihung der renovierten Orgel findet am Donnerstag, 8. August, in der Kirche St. Katharina im Voltlage statt. Außerdem ist für Freitag, 23. August, ein großes Orgelkonzert geplant.