Taufpaten

Das Patenkind ein Leben lang begleiten

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Taufpate sein bedeutet mehr, als das Kind bei der Taufe über das Taufbecken zu halten oder regelmäßig Geschenke zu verteilen. Die Patinnen und Paten sollen ihren Schützling im Idealfall lebenslang begleiten. Doch wie kann das gehen, wenn man weit entfernt voneinander wohnt?


Mit der Taufe beginnt eine Beziehung zwischen Kind und Patin, die im besten Fall ein Leben lang hält. Foto: kna/Harald Oppitz

Früher kamen Taufpaten meistens aus der engsten Familie, heute wählen Eltern oft gute Freunde für das Amt aus. Manche sind in Glaubenfragen firm, andere stehen als Paten zur Verfügung und sind zwar getauft, haben aber selbst wenig Bezug zum Glauben oder gehören einer anderen Konfession an. Alle wollen ihr Patenkind gerne gut begleiten. Wie das gehen kann, erläutert Therese Weleda,  Referentin in der Fachstelle Familienpastoral im Bistum Limburg, und schickt vorweg: „Wichtig ist eine gute Beziehung zum Patenkind.“ Als Patentante solle man Anteil am Leben des Kindes nehmen, mit ihm in Kontakt treten, sich für seine Welt tatsächlich interessieren. So könne man mit einem Kleinkind den Käfer betrachten, den es gefunden hat und stolz zeigen will; mit dem älteren Kind über die Hörbücher sprechen, die es mag, oder mit Jugendlichen zusammen ins Theater oder ins Kino gehen. Wichtig sei der Wille, das Kind durch alle Lebensphasen zu begleiten. 

Das KInd wird getauft
Zunächst läuft der Kontakt zur Familie des Kindes über die Eltern. Dann ist eine gute Beziehung zu den Eltern wichtig, „als Patentante komme ich als Fremdkörper in ein System“, man könne sich fragen, was die Eltern erwarten. Sicher wurde man ausgewählt, weil die Eltern sich wünschen, dass noch jemand das Kind gut begleitet. Manchmal sei das mit dem Wunsch verbunden, dass auch der Pate sich an der religiösen Erziehung beteiligt, aber in den meisten Fällen übernehmen dies die Eltern selbst. Zur Taufe können Paten eine Fürbitte vorbereiten und auch ein persönliches Geschenk machen, zum Beispiel eine „Schatzdecke“, von der das Kind noch länger etwas hat: Paten können eine Krabbeldecke nähen, die mit Darstellungen der persönlichen Schätze für das Kind bestickt ist. 

Das Kind kommt zur Schule
In vielen Bundesländern wird die Einschulung als eine Art Familientag gefeiert, die Schulen bieten Schnupperunterricht für die Kinder an und ein Miteinander der Familie. Vielerorts beginnt die Veranstaltung mit einem ökumenischen Gottesdienst. Daran können auch die Paten teilnehmen und ein Geschenk mitbringen, das in die Schultüte kommt. In manchen Fällen basteln sie in Absprache mit den Eltern die Schultüte selbst und bringen sie mit oder basteln gemeinsam mit ihrem Patenkind.

Die Erstkommunion
Bei dem großen Familienfest zur Erstkommunion dürfen die Paten nicht fehlen. Wenn die Eltern verschiedenen Konfessionen angehören und der evangelische Partner mit dem Fest der Erstkommunion nicht so viel anfangen kann, ist es schöne, wenn der katholische Pate sich an der religiösen Erziehung des Kindes beteiligt. 
Manche Kirchengemeinden bieten Nachmittage oder Wochenenden für Kinder und ihre Taufpaten an. Therese Weleda hat beispielsweise ein Wochenendprogramm zum Thema Ritter und Knappe, Paten und Patenkind zusammengestellt. Das habe den Beteiligten viel Spaß gemacht. Allerdings, so Weleda, sei ein Angebot mit Übernachten nicht für jeden geeignet, denn manche Kinder mögen nicht gerne ohne ihre Eltern irgendwo übernachten, „und dann noch mit einem Paten, den sie eigentlich nicht kennen“.

Firmung oder Konfirmation
Wenn das Kind gefirmt oder konfirmiert wird, ist es als Jugendlicher in einem Alter, in dem es selbst Anrufe und whats-app-Nachrichten der Taufpaten beantworten kann. Voraussetzung ist, dass man all die Jahre die Beziehung zum Patenkind pflegen konnte. Wenn es zur Verwandtschaft zählt oder in der Nähe wohnt, haben sich Pate und Patenkind möglicherweise an Weihnachten oder bei Geburtstagen gesehen. Lebt es weiter entfernt, können Paten versuchen, den Kontakt über Post, in der man auch von sich selbst etwas erzählt,  und Nikolaus- und Osterpakete oder das Schicken von Adventskalendern zu halten, mit denen man signalisiert: Ich habe Interesse an dir. Es müssen keine teuren Geschenke sein. Paten müssten sich klarmachen, dass die Jugendlichen sich selbst kaum melden. „Ich darf nichts erwarten“, meint Therese Weleda.

Berufseintritt/Studium
Das Patenkind durch seine Lebensphasen begleiten: Dazu gehört auch, sich für seinen Berufsweg zu interessieren. Sei es das Freiwilligenjahr, eine Ausbildung oder ein Studium: Das Kind freut sich, wenn die Paten Anteil nehmen. Therese Weleda hat für ihren Neffen beim Umzug in die neue Stadt zum Beispiel Tipps zum Ausgehen in der City zusammengestellt und besucht ihre erwachsenen Patenkinder am Studienort. Das setze natürlich voraus, dass man einen guten Draht zu ihnen habe. Wichtig sei, den Patenkindern authentisch gegenüberzutreten, auch von sich etwas zu erzählen. „Wenn man keine gute Beziehung zum Patenkind hat, kann man auch nicht über Gott reden.“

Das Patenkind heiratet
Wenn das Patenkind heiratet, können sich Paten bei der Gestaltung der Hochzeitsfeier einbringen, in der Kirche einen Text lesen, im Restaurant eine kleine Rede halten. Und sie sollten dem Partner des Patenkindes wohlwollend und wertschätzend begegnen, so Weleda.  

Muss ich für das Patenkind sorgen?
Früher haben Familien ein Patenkind aufgenommen, wenn den Eltern etwas zugestoßen war. Das werde heutzutage nicht mehr erwartet, sagt Therese Weleda. Jugendamt und Familiengericht entscheiden nach dem Kindeswohl und geben es nicht zu einer entfernt lebenden Fremden. Gleichwohl könne man als Patin dem Kind weiter beistehen.

Andrea Kolhoff