Glaube in der Corona-Krise

"Das religiöse Leben geht weiter"

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Wegen der Ansteckungsgefahr durch das Coronavirus hat die Bundesregierung öffentliche Gottesdienste bis auf Weiteres verboten. Gläubige sollen zu Hause bleiben. Vielen Menschen fehlt nun etwas. Aber auch in schwierigen Zeiten können wir unseren Glauben gemeinsam leben.

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So sieht es zurzeit an vielen Kirchentüren aus: Schilder weisen darauf hin, dass die Gottesdienste entfallen. Foto: imago images/Friedrich Stark


Ein Gottesdienst nach dem anderen ist abgesagt worden, um zu verhindern, dass sich das Coronavirus weiter ausbreitet. Das ist sinnvoll – aber wie können wir unseren Glauben leben, wenn die Kirchen geschlossen bleiben? Wo doch der Gottesdienstbesuch für viele von uns ein fester Bestandteil unseres Alltags ist?

Zisterzienserpater Karl Wallner, der Nationaldirektor von missio Österreich, der regelmäßig eine Kolumne für diese Zeitung schreibt, kennt diese Fragen. In Österreich hat die Kirche wegen der hohen Zahl an Corona-Infizierten schon eine Woche vor den deutschen Bischöfen entschieden, dass Priester die Messe nur noch alleine zelebrieren dürfen – ohne, dass auch nur ein einziger Gläubiger anwesend ist. Das sei zwar schmerzhaft, „aber wir müssen den Experten und Bischöfen vertrauen“, sagt Wallner. 

Auch in Deutschland haben viele Bis­tümer die Sonntagspflicht ausgesetzt. Manche Gläubige, für die es wichtig ist, regelmäßig einen Gottesdienst zu besuchen, sind deshalb verunsichert. Wallner kann ihre Sorgen verstehen. Gleichzeitig betont er, dass die aktuelle Situation unseren Glauben nicht schwächt – auch, wenn wir auf die Messe verzichten müssen. „Solche Krisen sind immer auch eine Anfrage an uns selbst“, sagt er. „Es ist eine Gelegenheit, sich zu fragen: Was sind die Prioritäten in meinem Leben?“ 

Wallner ist überzeugt, dass gemeinsame Gebete nun etwas bewirken können. In Notsituationen sei das Bittgebet für Christen schon immer wichtig gewesen: „Wenn wir beten, sind wir weniger ängstlich, und es stärkt unser Gottvertrauen.“ Auch andere Kirchenvertreter betonen, dass derzeit zwar die kirchlichen Veranstaltungen zum Erliegen kommen, dass das religiöse Leben aber weitergehe. „Ein Vaterunser, tausendfach allein gebetet, verbindet Christinnen und Christen weltweit“, schrieb etwa Petra Bahr, die evangelische Regional­bischöfin von Hannover, auf Twitter.


Neue Medien für den Gottesdienst nutzen

Trotz der Einschränkungen gibt es für Gläubige weiterhin die Möglichkeit, Gottesdienste mitzufeiern. Pater Wallner rät dazu, dafür „unbedingt die neuen Medien zu nutzen“. So werden im Internet LiveÜbertragungen angeboten, zum Beispiel bei katholisch.de oder domradio.de. Die öffentlich-rechtlichen Sender übertragen Fernseh- und Hörfunkgottesdienste. 

Aber kann das die heilige Messe ersetzen?  „Natürlich“, sagt Wallner. „Das eigentlich Entscheidende ist die innere Verbindung – die kann ich auch haben, wenn ich vor dem Bildschirm sitze.“ Das sei gerade im Hinblick auf die Kommunion wichtig, die viele Gläubige nun, da die Gottesdienste ausfallen, erst mal nicht mehr empfangen können. „Im Kern geht es darum, dass ich mich innerlich mit Jesus verbinde“, sagt Wallner. Die Kommunion in Form einer Hostie sei dafür nur ein Hilfsmittel. „Wenn ich mich mit Jesus vereinigen will, kann ich das zum Beispiel tun, indem ich sage: Jesus, ich danke dir, dass du bei mir bist und mich tröstest.“

Sandra Röseler