Was steckt hinter dem Lied "Möge die Straße"?
Das Segenslied, der Teufel und der Tod
Im Irischen Segenslied heißt es: "Sei über 40 Jahre im Himmel, bevor der Teufel merkt, du bist schon tot." Was hat es mit dieser Formulierung auf sich?
Michael Stutzig, Buxheim
„Diese Strophe“, sagt Markus Pytlik, der Autor des beliebten Segensliedes „Möge die Straße“, „ist hochbrisant. Wegen dieser dritten Strophe wurde das Lied nicht ins neue Gotteslob aufgenommen.“ Es sei wohl der Teufel gewesen, der die Kommission störte. „Beim neuen geistlichen Liedgut wird gerne jedes Wort auseinandergenommen; bei alten Chorälen nicht.“
Und dann erzählt er, wie das Lied entstanden ist. Vor Jahren habe er aus einem Irland-Urlaub Postkarten mit dem Segensgebet des heiligen Patrick verschickt. „May the road rise to meet you, may the wind be always at your back ... And until we meet again, may God hold you in the palm of his hand.“ Diesen Text zu übersetzen und zu vertonen habe ihn gereizt, „aber für einen Kanon war es zu lang und für ein Lied zu kurz“.
Außerdem habe er ein Buch mit irischen Trinksprüchen gekauft – und viele davon waren Segenssprüche. Zum Beispiel war da einer mit dem Teufel und den 40 Jahren im Himmel. „Ich fand die Sprüche toll und habe beides kombiniert: die erste Strophe und den Refrain vom heiligen Patrick und Anregungen aus dem Buch für die anderen Strophen“, sagt Pytlik.
Für ihn sei diese Strophe deshalb „keine tiefgründige theologische Aussage“, sondern vielmehr „ein guter Wunsch aus einer Pub-Laune heraus“. Es sei, sagt er, eine typisch irische Formulierung: augenzwinkernd, verschmitzt, liebenswert. „So etwas wünscht man beim Bier halb ernsthaft, halb scherzhaft einem Filou, der ein bisschen was auf dem Kerbholz hat.“
Genauso, sagt Markus Pytlik, würden es auch die meisten Gemeinden verstehen. „Auch wenn humorfreie Theologen Probleme mit der Strophe haben: Mir haben schon viele Leute gesagt, dass das ihre Lieblingsstrophe ist.“ Sogar auf Beerdigungen werde das Lied gesungen. „Wegen des Wiedersehens, aber auch wegen dieser dritten Strophe.“ Denn hier, sagt er „begegnen sich Trauer und Schmunzeln“. Beabsichtigt habe er das nicht. „Aber Lieder entwickeln ja auch ihre Eigendynamik.“
Susanne Haverkamp