Papst Franziskus hat für Oktober 2023 eine Weltbischofssynode ausgerufen
„Das Selbstbewusstsein ist deutlich gewachsen“
Papst Franziskus hat für Oktober 2023 eine Weltbischofssynode ausgerufen. Das Thema: die Synodalität, das Miteinander von Priestern und Laien, von hauptberuflichen und ehrenamtlichen Mitarbeitern, aber auch von Gläubigen untereinander. Im Vorfeld waren weltweit die Bistümer aufgerufen, ihre Erfahrungen mit Synodalität nach Rom zu melden. Auch das Bistum Hildesheim hat dies getan, auf acht DIN-A4-Seiten.
Eingeflossen in die Rückmeldung an den Vatikan sind die Ergebnisse eines gemeinsamen Treffens von Diözesan- und Priesterrat sowie Eingaben aus Pfarreien und Gemeinschaften. Insgesamt wird die Synodalität im Bistum Hildesheim als gut angesehen, doch es gibt auch Schwachpunkte und Forderungen, beispielsweise nach der Öffnung des Priesteramtes für die Frau und ein Mitspracherecht von Laien bei der Besetzung von Bischofsstühlen. Die KiZ zitiert aus dem Schreiben.
„Es gibt in vielen Gemeinden und Gemeinschaften eine Ambivalenz im Blick auf Synodalität: Manche Gemeindemitglieder möchten, dass alles beim Alten bleibt und sind gegenüber neueren Erfahrungen – auch einer vertieften Synodalität – kaum aufgeschlossen. Auf der anderen Seite behindern Verletzungen der Vergangenheit ehrenamtliches Engagement bis in die Gegenwart. Eine große Mehrheit sucht aber nach neuen Formen des Miteinanders: ein konstruktiver und nicht immer einfacher Lernprozess ist zu beobachten.“
„Unser Bistum ist auf dem Weg, Frauen und Männern einen gleichgewichtigen Platz in verantwortlichen Positionen der Kirche und auch der Gemeinde zu geben. In Räten, Gremien, Gruppen und Verbänden wächst die Einsicht, dass Teams von Frauen und Männern gemeinsam am besten Leitungsverantwortung wahrnehmen. Unser Bistum ist als Flächenbistum herausgefordert, in seinen Strukturen eine lokale Kirchenentwicklung zu fördern: Die Auswahl, Begleitung, Förderung und Zurüstung ehrenamtlicher Verantwortungsträger vor Ort fördert das Leben der lokalen Gemeinden. Seit mehr als 10 Jahren baut das Bistum Teams Gemeinsamer Verantwortung auf, in denen Leitung in Gemeinschaft und damit Synodalität eingeübt werden. Gleichzeitig wandelt sich der Dienst der Priester und der Hauptberuflichen vom Macher zum Ermöglicher.“
„Eine zentrale Herausforderung für unsere Kirchengemeinden, Gremien und Einrichtungen ist das echte Zuhören und eine Kommunikation, die wertschätzend und gewaltfrei ist. In einer solchen Kultur gelingt Dialog, können auch kritische Dinge angesprochen werden.“
„Das Selbstbewusstsein und der Mut der Christinnen und Christen in unserem Bistum ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. In den Gremien gibt es Raum, Meinungen zu äußern, unbequeme Wirklichkeiten anzusprechen und miteinander zu diskutieren.“
„In den vergangenen Jahren ist auch dank der Kirchenentwicklungsprozesse das Bewusstsein gewachsen, dass alle Christinnen und Christen vor Ort Verantwortung für den Weg der Kirche tragen. Das zeigt sich in den mehr als 160 lokalen Teams Gemeinsamer Verantwortung, aber auch den bewährten und immer wieder neu zu entwickelnden Rätestrukturen auf der Ebene der Pfarrei. Es ist allerdings noch ein längerer Weg, sich von der Perspektive einer versorgten Kirche zu lösen.“
„In der Regel gibt es eine gute Balance von Autorität und gemeinsamer Entscheidung. Oft ist die Zusammenarbeit zwischen den Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen gut. Die Zusammenarbeit ist in vielen Fällen geprägt von gegenseitigem Respekt und der Anerkennung der Kompetenzen, die jeweils eingebracht werden können.“ Aber auch: „Immer noch zeigt sich eine klerikale Kultur in vielen Phänomenen kirchlichen Lebens – und nicht nur bei Klerikern: fehlende Teamfähigkeit, Anmaßung, Machtmissbrauch, sich über Gesetze stellen, vorschnelles Urteilen, Pochen auf Äußerlichkeiten, Bleiben in einem Oben/Unten Denken.“
„Für die Gremien und Verantwortungsträger wird eine zeitliche Begrenzung des Mandats von Verantwortlichen angedacht, damit eine stärkere Partizipation und Beteiligung der Vielfalt der Christinnen und Christen möglich wird.“
„Umkehr zu einem neuen Denken gelingt dann, wenn Menschen Veränderung nicht nur als Verlust wahrnehmen. In unserem Bistum sind natürlich viele Bilder des Kircheseins von vergangenen Erfahrungen geprägt. Deswegen ist die Offenheit für Umkehr und Veränderung in unserem Bistum immer auch geprägt von Verlustängsten.“
„Geäußert wird die Auffassung, dass Personen, die die nötige Kompetenz, eine gereifte Spiritualität und die Liebe zum Dienst am Reich Gottes sowie die Bereitschaft zur Nachfolge Christi mitbringen, unabhängig
von ihrem Geschlecht zu einem Amt in der Kirche zugelassen werden sollten.“
„Das Vertrauen vieler Kirchenmitglieder in die Kirchenleitung ist durch das Vorkommen sexualisierter Gewalt in der Kirche tief erschüttert.“
„Bei Finanzangelegenheiten werden ein stärkeres Controlling und Entscheidungsgremien, die mit externen Fachleuten besetzt sind, gewünscht. Funktionierende Gewaltenteilung wird sowohl in Verwaltungsangelegenheiten als auch bei pastoralen Entscheidungen auf allen Ebenen gefordert.“
„Gefordert wird ein Mitspracherecht von Laien bei der Einsetzung eines Bischofs. Über Rücktritte vom Bischofsamt sollte, so einige Rückmeldungen, nicht nur der Papst allein entscheiden dürfen.“
„Zölibatäres Leben wird, gerade auch von den Gläubigen der muttersprachlichen Gemeinden, als gutes und wichtiges Zeichen angesehen. Gleichzeitig äußern sich Gläubige kritisch zum Pflichtzölibat und sprechen sich für ein Familienleben der Priester aus.“
Das komplette Papier im Internet: https://www.bistum-hildesheim.de/synodaler-weg/weltsynode-2023/
Zusammengestellt von: Matthias Bode