Karwoche

Das wird gut – oder nicht?

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Jesus zieht in Jerusalem ein: Palmsonntagsprozession in der spanischen Küstenstadt Villajoyosa
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Foto: imago/cavan images/Felipe Tomas Jimenez Ordonez

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Jesus zieht in Jerusalem ein: Palmsonntagsprozession in der spanischen Küstenstadt Villajoyosa

Manchmal würde man sich wünschen, das Leben wäre wie ein ruhig dahinfließender breiter Strom. Ohne Strudel und großes Gefälle, sacht und sicher. Ist es aber oft nicht. Sondern ein Wechselspiel von Hochs und Tiefs. Wie die Karwoche.

Schon beim Aufwachen ist die Vorfreude spürbar. Ein Fest steht an, heute geht es los. Es ist alles vorbereitet, sogar die Sonne scheint. Das wird was richtig Gutes.

So mag die Stimmung gewesen sein am Morgen dieses Frühlingssonntags, an dem die Gruppe rund um Jesus nach Jerusalem hinaufzog, um das Paschafest zu feiern. Vorfreude, Begeisterung, Jubel. Was sollte schon passieren? Die Leute machten mit, sie feierten die Jünger und ihren Herrn. Das wird was richtig Gutes.

Irgendwie läuft es nicht. Ja, das Fest war super. Aber gleich am nächsten Tag hat uns der Alltag wieder, ein konfliktreicher Alltag. Jede Meinungsverschiedenheit eskaliert zum offenen Streit. Aggressivität liegt in der Luft. Und das nicht nur mit Gegnern. Nein, auch in der Familie, im Freundeskreis ist es so. Die einen wollen so, die anderen anders und wir können uns einfach nicht einig werden. Auch in wichtigen Fragen nicht. Traurig ist das. 

So mag die Stimmung gewesen sein an diesen Tagen nach dem Einzug in Jerusalem. Die Feierlaune wechselte allzu schnell in den Krisenmodus. Jesus legte sich einfach mit jedem an. Vor allem natürlich mit seinen Gegnern. Aber auch seine Freunde verstanden einfach nicht, worauf das Ganze hinauslaufen soll. Warum diese aggressiven Reden, geht es nicht etwas diplomatischer? Warum diese Endzeitstimmung, geht es nicht etwas positiver? Gerade war doch noch alles gut! Traurig ist das.

Super Idee: Lasst uns heute Abend treffen. Zusammen kochen, was Leckeres essen, ein Weinchen dazu, lachen und quatschen, das lockert die ganze Situation. Bestimmt kommt dann alles wieder ins Lot. Im Grunde sind wir uns ja einig, wir haben uns doch gerne und kämpfen alle für die richtige Sache. Das wird ein guter Abend, ganz sicher.

So mögen die Jünger Jesu gedacht haben, als sie zum Abendmahlssaal aufbrachen. Ein schöner Abend mit Jesus. Die Probleme vergessen, Pläne schmieden, nach vorne schauen. Wir stehen doch alle auf seiner Seite und kämpfen für die richtige Sache. Das wird ein guter Abend, ganz sicher.

Und dann eskaliert alles. So richtig. Das Wort „Verräter“ steht im Raum. „Hau doch ab!“ Ja, erst war alles ganz gemütlich, aber jetzt sieht es düster aus. Als ob alles auseinanderbricht. Es sollte ein langer, fröhlicher Abend werden, aber nun brechen alle schnell auf. Bloß raus hier. Vielleicht noch ein kleiner Spaziergang, um uns abzureagieren?

So mag es gewesen sein im Abendmahlssaal und danach im Garten am Ölberg. Was gerade noch hoffnungsfroh aussah, wurde zum Super-GAU. Auch Jesus konnte da nichts mehr machen. Ja, um genau zu sein, war er das Problem. Seine Freunde hatten einfach das Vertrauen in ihn verloren. Seine Provokationen, seine seltsamen Reden von Leib und Blut und Tod: Wer kann das mitanhören? Da ließen die Jünger Jesus mal lieber alleine vorgehen und hielten sich zurück. Und als dann auch die Soldaten kamen und die Verhöre und das Urteil und das Kreuz ... Das ist das Ende. Dachten sie. Und wagten nicht zu hoffen, dass das Ende ein Anfang sein kann.

Susanne Haverkamp