Das Ziel: Klimaneutral werden

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Wie ist ein ökologisches, nachhaltiges Erzbistum Hamburg möglich? Der Wille ist da – die Umsetzung ist oft eine Frage im Detail. Denn die Kirche hat viele Handlungsfelder. Eines davon: die Produktion von Druckerzeugnissen.


Stefan Weritz, Geschäftsführer der Druckerei „Printur“ (rechts) erläutert dem diözesanen Umweltbeauftragten Dr. Norbert Nagler, wie Papier umweltfreundlich bedruckt werden kann. | Foto: Alexander Rühl

Für die Herstellung von Papierprodukten wie Broschüren und Flyer gelten im Erzbistum Hamburg seit Jahren ökologische Richtlinien, festgeschrieben in einem „Corporate Design Handbuch“. „Für mich ist es ein gutes Zeichen, dass dort nicht nur Richtlinien für die optische Gestaltung der Druckprodukte festgeschrieben sind, sondern dass es auch eine Selbstverpflichtung gibt, welche ethischen Ansprüche und Umweltschutzvorgaben unsere Produkte erfüllen müssen“, sagt Dr. Norbert Nagler. Der Theologe ist Beauftragter für Schöpfung und ganzheitliche Ökologie sowie Leiter der Fachkommission Schöpfung und Umweltschutz.

Zusammen mit Claus Everdiking, Leiter des Referats Mediengestaltung, und Mitarbeitern der Abteilung Medien erkundigte er sich in einer Ortsbesichtigung, wie nachhaltiges Drucken geht.

Ausflug nach Kaltenkirchen, in „Die Printur“, die Hausdruckerei des Erzbistums. „Grün drucken“ – womit fängt das an und wo sind dabei Grenzen gesetzt? Stefan Weritz, einer der drei Geschäftsführer und seit 27 Jahren dabei, ist für den Vertrieb des familiär geführten Unternehmens mit rund 20 Angestellten zuständig. Schon lange habe man sich dort den fairen Umgang mit unserem Planeten auf die Fahnen geschrieben. Mit den umwelttechnischen Möglichkeiten einer Druckerei kann kein Bürokopierer mithalten, sagen die Fachleute.

Fasziniert ist Weritz vom Fortschritt und den Innovationen in puncto umweltfreundliche Produktion. „Graspapier kommt“, sagt er. Papier aus Gras nämlich, das ökologisch unschlagbar ist: 99 Prozent Wasserersparnis und 95 CO2-Ersparnis im Vergleich zu Frischfaser-Zellstoff aus Holz. Allerdings ist Graspapier wegen seiner groben Struktur heute noch nicht überall einsetzbar.

Klimaschutzprojekt in Kamerun als Ausgleich

Was möglich ist: Recycling-Papier benutzen und mineralölfreie Druckfarben. „Umweltpapier“ sieht übrigens längst nicht mehr grau aus. Es ist auch in reinem Weiß erhältlich Das Schulmagazin für die katholischen Schulen Hamburgs etwa wird auf „Circle Volume 100 Prozent FSC-Recyclingpapier“ gedruckt. Das Kürzel FSC steht für „Forest Stewardship Council“. Die international tätige Organisation hat Standards für umweltschonende und sozial verantwortete Waldwirtschaft gesetzt. Das Holz, das in dem Papier verwendet wird, kommt aus Forstbetrieben, die strengen Umweltvorgaben folgen, geschlagene Baumbestände wieder aufforsten und ihre Mitarbeiter anständig bezahlen.

Solche Vorgaben machen das Drucken nicht billiger. Weritz: „Seit 2021 haben sich die Papierpreise mehr als verdoppelt, die Preise für Recyclingpapier ebenfalls, wobei man da noch 20 bis 25 Prozent dazurechnen kann.“

In der gesamten Arbeitskette des Drucks, sagt Stefan Weritz, soll der CO2-Ausstoß so weit wie möglich reduziert werden. Das gelingt nicht vollständig. Als Ausgleich für die verbleibende Kohlendioxyd- Emmission geht ein Prozent des Auftragswerts an ein Klimaschutzprojekt des globalen Südens. Das Klimaschutzprojekt, das für das Erzbistum ausgewählt wurde: energieeffiziente Kochtaschen in Kamerun, genannt „Wonderbags“. Das Essen wird nur ganz kurz gekocht und dann in eine isolierten Thermosack gestellt, wo es ohne Feuer weiter gart. Die Vorteile: Die Familien verbrauchen 60 Prozent weniger Feuerholz.

Druck ist nicht das einzige Handlungsfeld, in dem das Bistum ökologischer werden will. Norbert Nagler: „Ganz aktuell hat die Bauabteilung eine Empfehlung erarbeitet, die Gemeinden helfen soll, Energie einzusparen. Das Erzbistum hat außerdem einen eigenen Stromanbieter, der Umweltauflagen garantiert. Was den Bereich Mobilität angeht, so ist die Vorgabe im Erzbistum, möglichst auf Dienstwagen zu verzichten oder auf umweltschonende Dienstwagen umzusteigen. Die Bistumsleitung geht mit gutem Beispiel voran, der Erzbischof fährt ein Gasauto und der Verwaltungsdirektor ein Elektroauto. Ich habe meinen Dienstwagen zurückgegeben und fahre nur noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Und ich merkte, dass dies durchaus funktioniert, selbst in den Weiten Mecklenburgs.“

Viele Firmen geben heute an, „klimaneutral“ zu arbeiten. Ist das auch ein Ziel für das Erzbistum Hamburg? Norbert Nagler: „Das Erzbistum Hamburg steht beim Thema Klimaneutralität noch ziemlich am Anfang. Wir haben, im Unterschied zu anderen Bistümern oder der Nordkirche, noch keine konkrete zeitliche Perspektive angegeben, wann wir klimaneutral sein wollen. Was es aber gibt, ist ein ernsthaftes Bemühen in diesem Bereich. Das Ziel, klimaneutral zu werden, ist gesetzt und die Bistumsleitung hat es sich bereits als Profilthema zu eigen gemacht.“

Isabella von Földváry, Katja Plümäkers, ahü