Anstoß 17/21
Dem Wunder auf die Sprünge helfen
Nicht müde werden / sondern dem Wunder / leise / wie einem Vogel / die Hand hinhalten. Wahrscheinlich kennen Sie dieses kleine Gedicht von Hilde Domin. Es schleicht sich gerade öfter in meine Gedanken.
Nicht müde werden. Viele sind schon müde von den Anstrengungen der Corona-Monate, ganz gleich in welche Richtung wir uns daran abarbeiten, geradeaus oder quer. Oder mehr noch dabei zu helfen, zu pflegen, zu trösten, zu hoffen - vergeblich oft genug - und zu trauern, ohne Abschied Abschied nehmen zu müssen. Irgendwo bei Facebook eingetippt, käme postwendend und gar nicht leise, die Entrüstung als Antwort, weil solche Aufzählung nichts anderes sein kann als unvollständig. Trotzdem: Nicht müde werden / sondern dem Wunder / leise / wie einem Vogel / die Hand hinhalten.
Dem Wunder nicht nur die Hand hinhalten - dem Wunder auf die Sprünge helfen möchte man da!
Dem Wunder helfen?! Das ist ein reichlich verrückter Gedanke. Aber vielleicht ist es etwas in dieser Art, was die Heiligen gemacht haben. Eine, an die regional in der kommenden Woche erinnert wird, ist die heilige Jutta von Sangerhausen, die Heilige mit der Sonne. So wird sie dargestellt, weil man sich von ihr erzählt, dass auf ihr Gebet hin die Sonne noch einmal aufging, bis sie mit ihren Gefährtinnen sicher den Heimweg gefunden hatte. Sie hatten sich um Kranke gekümmert, also ein wenig „dem Wunder geholfen“. Und als sie in der einbrechenden Dunkelheit, sich zu verirren drohten, betete Jutta – hielt dem Wunder die Hand hin – und ließ so den anderen die Sonne aufgehen.